Frau wegen Geld für Drogen gefesselt – Erpressung scheiterte

28. August 2020

„Ich war süchtig nach Kokain und musste unbedingt an Geld kommen“, erklärt der 21 Jahre junge Mann, der in Neubrandenburg auf der Anklagebank sitzt. Wöchentlich rund 2000 Euro habe es gekostet, immer die nötigen Mengen der Drogen zu beschaffen. Deshalb habe er Anfang 2020 einem Bekannten erst erzählt, dass er bedroht wird, damit dieser Geld besorgt. Doch das klappte nicht so, wie gedacht.
Nun steht der 21-Jährige wegen erpresserischen Menschenraubes und zwei weiterer schwerer Straftaten vor dem Landgericht. Er hat gestanden, eine 19-Jährige „wie im Film“ gefesselt, mit einer Pistole bedroht und von ihren Vater sozusagen 15 000 Euro Auslöse gefordert zu haben. Um es kurz zu machen: Das mit dem Geld klappte nicht. Aber die Studentin, die betroffen war, leidet bis heute an den psychischen Folgen des „Menschraubes.“

Der 21-jährige, der fast zwei Meter groß ist, kommt aus Feldberg und ging nach Neubrandenburg, sein ebenfalls angeklagter 19-jähriger Bekannter ebenfalls. Man trifft sich ab und zu. Dann braucht der Größere Geld, aber der kleine Bekannte kann seinen Bausparvertrag nicht auflösen – zum Glück, werden seine Eltern denken.

In seiner Finanznot stiftet der 21-Jährige den Bekannten an, seine Freundin – die Studentin – zu fragen, ob diese nicht Geld von ihren Eltern besorgen kann. Diese Eltern – so sei bekannt in der Region – hätten wohl genug davon.

Als die junge Frau das fernmündlich ablehnt, überredet der 19-Jährige sie, im März doch trotzdem mal mit in seine Wohnung zu kommen. Dort soll sie es dem Süchtigen selbst sagen. Doch der Ältere hat noch mehr vorbereitet. Ohne Wissen des Jüngeren hat er „Panzertape“, Pfefferspray und eine Pistole dabei.

Er fesselt gleich beide, nimmt ihnen die Handys weg. Dann nötigt er die weinende Frau, ihren Vater anzurufen. Er solle keine Polizei einschalten und 15 000 Euro vorbeibringen, „wenn alles gut ausgehen soll.“ Zum Beweis lädt der 21-Jährige die Pistole am Hörer durch, so dass es am anderen Ende zu hören ist.

Trotzdem lehnt der Vater ab. Nun wusste der Angeklagte, es klappt nicht. Trotzdem knebelte und fesselte er die junge Frau nochmals und geht dann mit dem anderen Mann weg. Dieser läuft „aus Angst“ nicht weg. Draußen entsorgt der 21-Jährige die Schreckschusspistole und das Spray, bevor die Polizei die Männer aufspürt. Die Studentin hatte sich befreien und Hilfe holen können.

Im Prozess wird klar, dass der große Angeklagte schon zwei weitere Erpressungen begangen haben soll. Dazu hat er bisher noch nichts gesagt. Mit seiner Aussage entlastete er aber den 19-jährigen Mitangeklagten. Ein Urteil – es droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen erpresserischem Menschenraub, Freiheitsberaubung und Körperverletzung – soll im November folgen.


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