Frühling im Bärenwald: Dushi bekommt einen Mitbewohner
Im Bärenwald Müritz steigt die Spannung: Für wen wird Dushi sich entscheiden – Braunbär Michal oder eher Rocco? Seitdem die aus Albanien gerettete Braunbären-Dame nach 139 Tagen aus der Winterruhe zurück ist, erkundet sie munter ihr Gehege und beschnuppert die Bären-Männchen abwechselnd durch die angrenzenden Gehege-Schleusen. Die räumliche Nähe zueinander ist kein Zufall und wurde von dem Tierpfleger-Team entschieden, denn Dushi darf sich aussuchen, mit wem sie künftig das Gehege teilen möchte. „Ob Dushi Interesse an einem der beiden Bären-Männchen haben könnte, wird sich unserem Team zeigen, denn die Gewöhnungsphase ermöglicht ihr, Kontakt zu den Bären aufzunehmen und trotzdem die Möglichkeit zum Rückzug zu haben. In dieser Zeit beobachten wir die Tiere genau und werden dann entscheiden, mit welchem Bären wir Dushi vergesellschaften können“, sagt Raphael Cotton, Tierpfleger im Bärenwald.
Geplante Vergesellschaftungen von Bären-Männchen und -Weibchen werden meist zur Paarungszeit im Frühjahr vorgenommen. In diesen Wochen haben die Tiere ein natürliches reges Interesse aneinander, Auseinandersetzungen kommen dann weitaus seltener vor. „Oft genug hält die Sympathie zweier Bären auch über die Paarungszeit hinaus an, so dass die Tiere, obwohl Einzelgänger, sehr gut in unseren weitläufigen Gehegen miteinander leben können. Bestes Beispiel hierfür waren Michal und Tapsi ein Braunbär-Paar, das im Bärenwald Müritz erfolgreich vergesellschaftet wurde. Beide lebten viele Jahre harmonisch zusammen und verbrachten sogar die Winterruhe gemeinsam bis an das Lebensende von Tapsi. Erfolgreich ist eine Vergesellschaftung erst dann, wenn das Zusammenleben zweier Tiere auch nach dem Ende der Paarungszeit weiterhin harmonisch verläuft“, erklärt Raphael Cotton.
Nachwuchs ausgeschlossen
Nachwuchs ist übrigens bei keiner Vergesellschaftung zu erwarten: Alle Bären-Männchen sind kastriert, so dass sie sich nicht fortpflanzen können. Im Bärenwald Müritz werden keine Bären gezüchtet, denn Braunbären zählen nicht zu den bedrohten Tierarten. Anliegen ist vielmehr, den Bären, die einst unter katastrophalen Haltungsbedingungen leiden mussten, ein artgemäßes Leben bis zu ihrem Lebensende zu ermöglichen.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn Dushi sich für eines der beiden Männchen entscheiden würde. Alle unsere Bären haben in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Eine erfolgreiche Vergesellschaftung kann traumatisierten Tieren helfen, ihre erworbenen Verhaltensstörungen abzulegen“, sagt Petra Konermann, Pressesprecherin des Bärenwaldes.
Jahrelang lebte Braunbärin Dushi in einem kleinen Käfig im Safari Park Zoo Fier, betitelt als „Europas schlimmster Zoo“ und wurde unter katastrophalen Bedingungen gehalten. Im Oktober 2018 wurde sie im Rahmen einer großen Aktion von VIER PFOTEN gerettet und vorübergehend im Zoo Tirana untergebracht. Dort konnte sie sich von den Strapazen erholen. Dushi fehlt ein Teil des linken Vorderbeines. Beim Tierarzt-Check im September 2019 zeigten die Röntgenbilder Geschosspartikel in ihren Vorderbeinen. Es wird daher vermutet, dass Dushi im Zuge dessen ihr linkes Vorderbein verlor. Seit Dushi artgemäß gefüttert wird, hat sie ein gesundes Gewicht, und auch an ihrem Fell zeigt sich, wie sehr sich ihr gesundheitlicher Zustand inzwischen verbessert hat. Im Bärenwald Müritz – derzeit leben dort 13 Braunbären – kümmert sich das Tierpfleger-Team täglich mit sehr viel Liebe um das Wohlergehen der albanischen Bärin.