Fusion Festival: Sicherheitsbehörden bleiben bei ihrer Haltung

7. Mai 2019

Die Polizei bleibt dabei: Keine mobile Wache auf dem Fusion-Gelände – keine Genehmigung für das Festival. Das bekräftigte der Neubrandenburger Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch auf der heutigen Pressekonferenz. Es gehe nicht darum, die Fusion zu verbieten, und auch nicht darum, dass die Polizei mit Hundertschaften über das Areal laufen und in jedes Zelt gucken will,  sondern es gehe um die Sicherheit der Besucher. Das vom Veranstalter vorgelegte Sicherheitskonzept sei nicht ausreichend, bundesweit geltende Standards würden nicht eingehalten, eine Genehmigung der Veranstaltung so nicht möglich.
In den nächsten Tagen gebe es aber weitere Gespräche, eine endgültige Entscheidung falle am 16. Mai.

Seit November vergangenen Jahres laufen nach Auskunft von Nils Hoffmann-Ritterbusch Gespräche zwischen der Polizei und dem Veranstalter. Der hätte die Hinweise nicht angenommen und Termine nicht eingehalten. Immer mit dem Verweis, dass ja in den vergangenen Jahren kaum etwas passiert sei.

„Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass Sicherheits- und Rettungskräfte jederzeit auf das Gelände dürfen, ohne vordem nachzufragen und zu bitten, auf das Areal zu dürfen. Und: Bei 70 000 bis 80 000 Menschen auf dem Gelände müssen die Helfer wissen, was zu tun ist, sie müssen ausgebildet sein“, so der Polizeipräsident. Das Argument, die Fusion sei eine private Veranstaltung, könne bei mehr als 70 000 verkauften Karten nicht gelten.

Die Sicherheitsbehörden, und dazu zähle nicht nur die Polizei, dürften sich bei so einem Genehmigungsverfahren weder von wirtschaftlichen noch von anderen Aspekten und auch nicht von den erwarteten Reaktionen beeinflussen lassen.

Hoffmann-Ritterbusch nannte verschiedene Beispiele von größeren Festivals in Deutschland, bei denen es zu Vorkommnissen kam. Unter anderem bei Rock am Ring 2016, als durch einen Blitzschlag rund 70 Menschen verletzt wurden, oder die vielen Toten und Verletzten bei der Love Parade.

„Wenn etwas passiert, müssen wir schnell vor Ort sein“, verteidigt der Präsident die Forderung der Polizei.

Landrat Heiko Kärger (CDU) erklärte, dass auch aus Sicht der Kreisverwaltung etliche Auflagen nach wie vor nicht erfüllt seien. Das betreffe sowohl den Bau- als auch den Gesundheitsbereich. „Wir sind dafür da, die Besucher vor möglichen Gefahren zu schützen. Man kann natürlich sagen, dass ja nie etwas Schlimmeres passiert ist, aber Notre Dame hat auch 500 Jahre nicht gebrannt. Wenn etwas passiert, kommt sofort und berechtigt die Frage: Wer hat geschlafen, wer hat nicht so reagiert wie erwartet“, so Kärger.

Er könne nicht verstehen, warum es ein Problem sei, wenn die Polizei auf dem Gelände Präsenz zeige. Das gebe doch ein Gefühl von Sicherheit. Es wäre sträflich, nicht zu reagieren, wenn man eine Gefahr sieht.

Und: „Wer hätte sich vor vier Jahren vorgestellt, dass wir heute Weihnachtsmärkte beschützen müssen“, fragt der Landrat.

Sowohl der Polizeipräsident als auch der Landkreis signalisierten Gesprächsbereitschaft. Am 13. Mai  gebe es das nächste Treffen mit dem Veranstalter, am 16. Mai soll dann nach der Anhörung die endgültige Entscheidung fallen. Sollte die Genehmigung versagt werden, muss wahrscheinlich ein Gericht entscheiden.

Der Verein Kulturkosmos hat für morgen zu einer Pressekonferenz nach Berlin eingeladen.


6 Antworten zu “Fusion Festival: Sicherheitsbehörden bleiben bei ihrer Haltung”

  1. Pat M. sagt:

    „Er könne nicht verstehen, warum es ein Problem sei, wenn die Polizei auf dem Gelände Präsenz zeige. Das gebe doch ein Gefühl von Sicherheit. “

    Vielleicht sollte man mal die Besucher fragen, ob sie sich bisher unsicher fühlten!

    Oh wartet, ist ja quasi geschehen: siehe Online petition

  2. K.Frind sagt:

    Das Festival in Lärz kann man nicht mit der Love Parade vergleichen. Auf der Love Parade waren fast 4 mal so viele Besucher wie in Lärz.Dazu fand die Katastrophe nicht auf dem Gelände statt,sondern beim Ein u Außlass,der teilweise durch Tunnel geführt wurde.Und gewisse Einsätze dort,waren auch eher hinderlich als nützlich.Die Polizei vor Ort konnte die Katastrophe nicht verhindern.Auch bei Rock am Ring war die Polizei vor Ort.Und konnte sie den Blitzeinschlag oder irgendetwas verhindern? In übrigem steht im Gegensatz zum Brand der Nortre Dame,die Feuerwehr parat auf dem Lärzer Festival Gelände und das schon immer. Im Gegensatz zu den Vollbewachten Festivals ist in Lärz nie was passiert.Wenn70 000 Menschen so feiern wollen wie bisher,warum respektiert man deren Wunsch u Privatsphäre nicht? Es werden 70 000 Menschen bevormundet.Es sind alles junge Menschen die sonst schon nicht mehr viel haben.Wo sollen die denn hin?Auf Stadtfeste u nach Helene Fischer schunkeln am besten noch mit Kuhmilch in der Hand? Wenn 70 000 junge Leute mal unter sich sein wollen ,dann kann man das auch mal respektieren u vor der Tür stehen bleiben.Polizei auf dem Gelände is für viele genauso schlimm wie mit Mutti in die Disco zu laufen.

  3. Mießner sagt:

    Gefühlslage ist das Eine, sachlich begründete Sicherheitsvorkehrungen das Andere.
    Eine Stadt mit 70.000 Menschen hat mindestens eine ständig besetzte Polizeiwache. Eine provisorische Stadt aus Kunstfaserplanen, die hinsichtlich Brandschutz, Wetterereignissen, als Terrorziel und auch wegen gewöhnlicher Kriminalität recht fragil ist, muss das auch gelten. Wollten meine Kinder dorthin, wäre mir ein dichtes Netz aus Sicherheitsvorkehrungen das Richtige, sachlich und für meine Gefühlslage.

  4. Casimir sagt:

    Sorry, aber wenn die Herrschaften in Grün auf dem Gelände Präsenz zeigen, genau dann verschwindet bei mir jegliches Gefühl von Sicherheit. Diese Herrschaften sind doch die, von denen normalerweise die Gewalt ausgeht. Nur weil diese bei Anzeigen fast nie verurteilt werden (im Gegensatz zu dem, den sie geschädigt haben), bedeutet das nicht, dass sie nicht gewalttätig sind. Es bedeutet nur, dass diese reizenden Herrschaften einen Freibrief haben, mit dem niederen Pöbel anzustellen, was sie wollen.

  5. Justus sagt:

    Das ganze ist eine schwierige Sache.
    Ich habe den Herrn Eulenhaupt (Veranstalter) in einem Interview beim Radio gehört:

    Die Fusion wird von Freiwilligen getragen (auch während des Festivals) und die haben ein Problem mit der Polizeipräsenz direkt auf dem Festival.
    Wenn die Freiwilligen sich nicht mehr beteiligen wollen, weil das dann nicht mehr „ihre Fusion“ ist, kann er die Fusion nicht betreiben und stattfinden lassen.
    Das ist eine Grundsatzfrage und hier kann man die Fusion auch leider nicht mit anderen „normalen“ Festivals vergleichen.
    Rock am Ring – Gewinnbringend
    Fusion – alternatives Lebensmodell

    Sein Beispiel war auch der Geldautomat. Bei anderen Festivals AUF dem Gelände.
    Bei der Fusion NEBEN dem Gelände. Weil alle ihn zwar brauchen, aber niemand ihn direkt vor den Augen haben will.

    Ich verstehe die Polizei auch nicht so ganz, warum man so extrem erpicht auf eine Mobilwache AUF dem Gelände ist.
    Direkt am Tower würde auch reichen und Fahnder in Zivil um die dicken Drogendealer zu kriegen, könnten sie trotzdem reinschicken.
    Und im Falle eines Notfalls (Blitzeinschlag, Feuer, Terroranschlag) macht es auch keinen Unterschied wo die Wache genau steht, sondern wie viele Polizeikräfte direkt vor Ort sind.

  6. Mießner sagt:

    Da gebe ich Justus voll recht. Ich würde nicht an einer konkreten Lösung festhalten, wie sie mir vorschwebt. Genauso sollten sich Behörden und Veranstalter verhalten, dann wird das auch was. Aus dem Festivalalter bin ich leider lange raus. Denen es Spaß macht, wünsche ich an meiner Stelle bestes Wetter, tolle Musikerlebnisse, Superlaune ohne chemische Hilfsmittel und ein gutes Wiedernachhausekommen. Alle sollten das zum Maßstab nehmen.