Geflüchtete Kinder nach dem Krieg im Blickpunkt

13. März 2023

In Mecklenburg und Vorpommern suchten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges etwa eine Million Deutsche, die ihre Heimat in Südost- und Osteuropa verlassen mussten, Zuflucht. Ein Drittel von ihnen waren Kinder, die durch die Geschehnisse während der Flucht besonders traumatisiert waren. Die Ausstellung „Geflüchtet, vertrieben, entwurzelt – Kindheiten in Mecklenburg 1945 bis 1952“, die am 22. März im Stadtgeschichtlichen Museum Waren eröffnet wird, gibt Einblicke in das Schicksal der Kinder und Jugendlichen nach ihrer Ankunft in Mecklenburg.
Auf der Grundlage von Berichten und Gesprächen mit Betroffenen und neuerer Literatur werden verschiedene Aspekte und Zeitabschnitte auf 16 Ausstellungsflächen veranschaulicht. Eindrückliche Zitate von Zeitzeugen ergänzen die Tafeln.

Wie gestaltete sich ihr Leben in den ersten Nachkriegsjahren, in denen Hunger, Gewalt, Orientierungslosigkeit und eine hohe Sterblichkeit vorherrschend waren? Wo und unter welchen Umständen wurden sie untergebracht? Wie wurden sie von den in Deutschland Verbliebenen aufgenommen und wie sah das Zusammenleben aus? Was konnte in der neuen Gesellschaft für die besonderen Bedürfnisse der Kinder getan werden? Wer kümmerte sich um die 30.000 Waisen und unbegleiteten Kinder, die in Mecklenburg gestrandet sind?

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Erinnerung an Entbehrung und Leid infolge der Flucht, aber auch an Hilfsbereitschaft und Solidarität noch in vielen Familien präsent. In der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR durfte über den Verlust der Heimat nicht öffentlich gesprochen werden, die Auseinandersetzung mit dem Thema galt als revanchistisch. In den ersten Jahren konnten und wollten viele Betroffene nicht über das Erlebte reden, zu viel Kraft forderte der Neuanfang, der Vorrang hatte – es existierte eine „doppelte Sprachlosigkeit“.

Mit der Wende 1989 wurde der Austausch über das Vergangene zwar möglich, jedoch gab es nun für viele Menschen in der ehemaligen DDR neue Probleme und Herausforderungen, Angst vor Verlust und Sorgen um die Zukunft. Das Erinnern trat erneut in den Hintergrund.

Oft erst in hohem Alter und angesichts aktueller Flüchtlingsschicksale kommen die Betroffenen und ihre Angehörigen ins Gespräch und eine grundlegende Aufarbeitung kann beginnen. Geschichtsverständnis und Erinnerung machen es möglich, den Blick für die Gegenwart zu öffnen – eine Gegenwart, in der mehr Menschen als je zuvor auf der Flucht sind.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 22. März , ab 17 Uhr stellt die Soziologin Uta Rüchel ihr Buch „Verschwiegene Erbschaften. Zu den Spuren von Erinnerungskultur in der Gegenwart“ vor, anschließend gibt es die Möglichkeit zum Gespräch.

Die Sonderausstellung kann bis 20. Juni im Rathaussaal Waren besucht werden.

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag: 9 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 14 bis 17 Uhr

Der Eintritt ist frei.


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