Gehaltsatlas 2019: Menschen in MV verdienen am wenigsten

6. Februar 2019

Wo verdienen Beschäftigte in Deutschland am meisten? In welchem Bundesland fällt das Einkommen besonders niedrig aus? Antworten auf Fragen rund um regionale Lohnunterschiede liefert der neue „Gehaltsatlas 2019“ von Gehalt.de. Für die Studie hat das Vergleichsportal 492.171 Datensätze aus den vergangenen 12 Monaten analysiert. Das Ergebnis: Hessen ist das Bundesland mit dem höchsten Lohnniveau. Hier verdienen Beschäftigte 14,1 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. Stuttgart hat dagegen als Landeshauptstadt die Nase vorne. Arbeitnehmer beziehen hier ein 24,8 Prozent höheres Einkommen.

Hessen ist auch in diesem Jahr das Bundesland mit den lukrativsten Gehältern in Deutschland. Das Gehaltsniveau für Beschäftigte liegt hier 14,1 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Damit hat Hessen seinen Vorsprung im Vergleich zum Vorjahr um weitere 1,4 Prozentpunkte ausgebaut. Es folgen Baden-Württemberg mit einem Plus von 8,6 Prozent und Hamburg mit 5,9 Prozent. Bayern rutscht in diesem Jahr auf den vierten Platz mit 5,1 Prozent mehr Gehalt. Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern verdienen laut Studie dagegen am wenigsten. Hier bewegen sich die Gehälter 24 Prozent unter dem Durchschnitt. Brandenburg und Sachsen-Anhalt kommen auf jeweils 21 Prozent weniger Lohn.

Bis zu 52.700 Euro für akademische Berufseinsteiger in Hessen

Zudem ist Hessen für akademische Berufseinsteiger oder Ausgelernte ein attraktives Bundesland. Akademiker erhalten hier zum Karrierestart ein Bruttojahresgehalt von durchschnittlich 52.657 Euro. Nach ihrer Lehre verdienen junge Beschäftigte in Hessen im Schnitt 35.117 Euro. Zum Vergleich: Ein Akademiker in Mecklenburg-Vorpommern bezieht in seinen ersten Berufsjahren ein Durchschnittsgehalt von 35.057 Euro.

Städtevergleich: Stuttgart, München und Düsseldorf am attraktivsten

Im Ranking der Landeshauptstädte liegt Stuttgart mit einem Plus von 24,8 Prozent an erster Stelle. Es folgen München mit 24,4 Prozent und Düsseldorf mit 17,7 Prozent. „Stuttgart bietet sehr attraktive Perspektiven für Fach- und Führungskräfte. Die Stadt ist berühmt für ihre ausgeprägte Luft- und Raumfahrt- sowie Automobilbranche“, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de. Zu den Schlusslichtern in der Erhebung gehören Erfurt (-15,6 Prozent), Potsdam (-15,8 Prozent) und Schwerin (-21,7 Prozent).

Berlin als Spitzenreiter unter den östlichen Bundesländern

Die Hauptstadt Berlin erreicht mit 94,5 Prozent im Vergleich zu den übrigen östlichen Bundesländern ein hohes Gehaltsniveau. Beschäftigte beziehen hier ein durchschnittliches Einkommen in Höhe von 42.525 Euro. In allen restlichen neuen Bundesländern verdienen Arbeitnehmer im Schnitt weniger als 37.000 Euro. „Die Attraktivität Berlins führt zu immer höheren Mietpreisen und einem steigenden Pendleraufkommen in der Hauptstadt. Vor einem berufsbedingten Umzug sollte deshalb jeder auch die Lebenshaltungskosten einkalkulieren“, so Bierbach weiter.

Gehälter im Osten steigen langsam

Trotz der noch hohen Lohnunterschiede kommen sich der Osten und der Westen näher. Dies zeigt der Blick auf die Gehaltsentwicklung. Einer Untersuchung aus dem Jahr 2017 zufolge betrug die Lohndifferenz damals noch 25,2 Prozent. Laut der vorliegenden Analyse ist sie bis heute um 1,3 Punkte auf 23,9 Prozent geschrumpft. Darüber hinaus verzeichnen die neuen Bundesländer die stärksten positiven Veränderungen. Den größten Sprung erlebt Sachsen-Anhalt mit einem Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gehälter in Brandenburg steigen um 2,7 Prozent und die in Mecklenburg-Vorpommern um 2,4 Prozent. „Die Gehälter im Osten und Westen gleichen sich an, wenn auch langsam. Die sinkende Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern und die steigende Attraktivität von Städten wie Berlin, Dresden und Leipzig tragen zu einer positiven Gehaltsentwicklung bei“, erklärt Bierbach.

Entgeltlücke in Baden-Württemberg am höchsten

Auch die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern verringert sich in den Bundesländern immer stärker. In Mecklenburg-Vorpommern ist sie mit 16,4 Prozent am niedrigsten und damit im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent gefallen. Den höchsten Gender Pay Gap gibt es in Baden-Württemberg, hier unterscheiden sich die Gehälter von Frauen und Männern um 26,5 Prozent. „Einkommensstarke Bundesländer wie Bayern oder Baden-Württemberg weisen in der Regel auch eine hohe Entgeltlücke auf, da die Gehaltsschere hier insgesamt stärker auseinander geht“, so Bierbach abschließend.

Zur Methodik: Gehalt.de analysierte 492.171 Vergütungsangaben der vergangenen 12 Monate von Beschäftigten in Deutschland und wertete diese nach den einzelnen Bundesländern und Landeshauptstädten aus. 40 Prozent der untersuchten Lohnangaben stammen von Frauen, 60 Prozent von Männern. Der Anteil von Beschäftigten mit Personalverantwortung (PV) beträgt sieben Prozent, während Fachkräfte ohne Personalverantwortung mit 93 Prozent die Mehrheit ausmachen.

Über GEHALT.de

GEHALT.de ist das führende Gehaltsportal im deutschsprachigen Raum. Jeden Monat unterstützt die Webseite über drei Millionen ArbeitnehmerInnen mit vielfältigen Services und wertvollen Entscheidungshilfen. Das Onlineportal bietet einen kostenfreien Zugang zu aktuellen Gehaltsdaten und verfügt über die größte Vergütungsdatenbank in Deutschland.


10 Antworten zu “Gehaltsatlas 2019: Menschen in MV verdienen am wenigsten”

  1. R.-M . K. sagt:

    Es ist ja nicht nur das Durchschnitsgehalt das in den alten Bundesländern höher ist , Betriebsrenten usw gibt es noch obendrauf.

    • Hermann W. sagt:

      Wer hat denn das Geld erwirtschaftet das jetzt den neuen Bundesländern und seinen Bewohnern zugute gekommen ist? Was soll der Neid? Gönnt Ihr denjenigen die sehr viel Geld in die marode ehemalige DDR gebracht haben nicht die wenigen Cent mehr? Fast jede Familie kann sich inzwischen 2 Fahrzeuge leisten, usw. Das ist jammern auf hohem Niveau.

      • Regimekritiker sagt:

        Leider wird das nie erwähnt. Wir hier und die Vertriebenen aus den Ostgebieten haben die Zeche für den „gemeinsam verlorenen Krieg“ bezahlt und nur wir. Reparationsleistungen und Gefangene in einem sozialistischen Experiment über mehr al 40 Jahre. Übrigens hatte der Osten 1989 eine Staatsverschuldung von ca. 40 Mrd.DM. Der Westen hatte 500 Mrd. DM die jetzt auf uns alle lasten. Dafür gibt es leider keine offiziellen Zahlen. Warum wohl? Also bitte den Ball flach halten

        • Sveni sagt:

          Genau so.
          Der „Große Bruder“ Sowjetunion, hat das was hier heil geblieben ist abgebaut und mitgenommen. Reparationszahlungen hat, meines Wissens nach, auch nur die DDR bezahlt. In Form von Schiffen, Lokomotiven und was auch immer. In der anderen Hälfte gab’s den Marshal-Plan. Da verlief der Geldfluss genau anders herum. Ich denke, diese „Streitigkeiten“ werden noch ewig andauern.
          Schade eigentlich…

      • Peter Sohr sagt:

        Der Westen hat zur Wendezeit ausnahmslos am hohen Bedarf der „ausgehungerten“ Alt-DDR Bürger verdient und diese stellenweise barbarisch über den Nuckel gezogen.
        Aus Unerfahrenheit kauften die „Ossis“ so manchen Gebrauchtwagenhändler den Hof voller maroder Autos leer und ließen sich von raffgierigen Versicherung- und Handelsvertretern die Nase verbiegen.
        Sämtliche Konsumgüter angefangen von der Tüte Mehl bis hin zur überteuerten Möbeln und der Heimelektronik bescherten der Alt-BRD die erhoffte Rettung vor einer Rezession.
        Vergessen scheinen auch etliche feindliche Übernahmen und das damit verbundene ausschalten von Konkurrenz.
        Ohne diesen Effekt wäre die auf steten Wachstum getrimmte, leider hoffnungslos übersättigte Wirtschaft der Alt-Bundesländer kaum mehr zu retten gewesen, da kam die wende genau zur richtigen Zeit.
        Neben der Hauptlast der Reparationsleistungen an die Russen war der Westen mit dem Marshallplan geradezu verwöhnt. Zudem standen dem Westen der Handelsmarkt zur gesamten Welt Türweit offen. Der Ami buhlte mit seinen Märkten rechtzeitig um riesige Absatzmärkte in Deutschland gegen harten US-Dollar. Dieses war der ausgebluteten DDR im Rahmen des späteren RGW-Paktes verschlossen.
        Insbesondere die bis in die 90er vorbehaltlosen Ansprüche der Sowjetunion auf vorzugsweise Belieferung der DDR mit Schwermaschinenbau gegen Tausch von Erdöl und Eisenerzen die es in der DDR nicht gab, bremste die Wirtschaftsleistung in der DDR aus. Das zwar die Reparationsleistungen nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 abrupt endeten, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, das durch die immense Schwächung der Infrastruktur ein Wiederaufbau enorm erschwert wurde (es wurden 12.000 km Bahngleise demontiert und 40.000 Waggons in die SU geschafft).
        Die Reparationsleistungen in Höhe von ca.100 Milliarden D-Mark in allen Besatzungszonen wurden zu 97% von den Sowjets besetzte Teil, der späteren DDR getragen. Nur ein schrittweiser Erlass ab dem 17. Juni 1953 verhinderte Schlimmeres.

        Das hat aber nicht damit zu tun, das die Lebensleistung der Menschen im Osten die damals ein Großteil der Wiedergutmachung tragen mussten und auf dessen Territorium hauptsächlich der Krieg seine meisten Spuren hinterließ, weniger wert sind. Gerade die Menschen und deren Nachfolgegeneration die Hauptlast und deren Folgen tragen und auch wieder ausbügeln mussten und müssen, sollen jetzt weiter mit geringeren Einkommen bestraft werden?
        Sollte jedoch neben den Löhnen auch wie bereits von einigen Gemeinden angekündigt die Grundsteuern angehoben werden, dann ist ein identisches Lohngefüge unumgänglich. Denn es kann ja nicht sein, das der ohnehin geringere Verdienst gekoppelt wird an den höhere Steuern an Grund und Boden. Folge wären unweigerlich höhere mieten und höherer Eigenheimkosten. Sehe ich mir zum Beispiel die Grundsteuerhebesätze einiger Orte in den Altbundesländern an, kann ich nur sagen das dieses eine Spirale der Preis- und Kostenerhöhung nicht nur in Mecklenburg auslösen wird.

  2. Meckerkopp sagt:

    Hallo,
    wie kann man denn schon jetzt annähernd gleiche Löhne erwarten !
    Ein ´´bischen„ Unterschied muß schon immer noch sein ! Nicht nur bei den Löhnen.

    Grüße Meckerkopp

  3. Sveni sagt:

    So lange selbst die Angestellten des „vereinten“ Deutschland’s (Lehrer, Polizisten etc.) hier im Osten weniger bekommen, wird das in der freien Wirtschaft schon gar nicht angeglichen.
    Der Staat müsste da schon mit „Gutem Beispiel“ voran gehen.

    • Peter von Boeselmann sagt:

      Der Staat als „gutes“ Beispiel. Der Staat ist eine kriminelle Vereinigung von machtbesessenen Gierhälsen

    • Petzibaer sagt:

      Hallo Svenni,
      das ist nur zum Teil richtig. Lehrer und Polizisten sind Landesbeamte, da bildet übrigens das Rot – Grün regierte Berlin das traurige Schlusslicht in der Bezahlung seiner Polizei. Bundespolizisten sind Bundesbeamte, die Bezüge sind somit von Garmisch bis Rostock identisch. Leider sind wir in Mecklenburg auch Schlusslicht, was die Zugehörigkeit zu Gewerkschaften und somit auch zu vernünftigen Tarifverträgen beinhaltet. Übrigens, bei der Deutschen Bahn wird schon seit Jahren gleiches Gehalt in Ost und West gezahlt, ob Beamte oder Angestellte.
      ERGO : Ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad führt zu vernünftigen Tarifabschlüssen und Gehältern. Wer das nicht erkennt, muss sich über mickrige Löhne nicht echaffieren. Der “ Markt“ regelt dies sicher nicht. Zumindest nicht für die Masse der Beschäftigten.

  4. Simon Simson sagt:

    Um höhere Löhne zu bekommen, hilft nicht, hier wortreiche Beiträge zu platzieren, sondern nur, sie zu erzwingen. Da Bosse und Vorstände ihr Einkommen abschöpfen bzw. selbst oder im engsten Kreis festgelegt haben, trifft es sie nicht direkt. Also keine Scheu davor, diesen „Leistungsträgern“ ein paar Millionen / Jahr weniger zu gönnen. Das Mindeste ist, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren, auch wenn deren Erfolge nicht befriedigen. Können sie auch nicht, wenn sie zunehmend auf verlorenem Posten stehen.
    … und dann, gelbe Weste an und los, aber zivilisiert.