Geiselnahme: Mann akzeptiert mehr als vier Jahre Haft

14. November 2020

Es gibt sie noch – die Einsicht. Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ ist das Hafturteil für einen jungen Mann von der Mecklenburgischen Seenplatte im Zusammenhang mit einer gescheiterten Erpressung jetzt rechtskräftig geworden. Damit muss der fast zwei Meter große Verurteilte, der aus der Region Feldberg stammte, nun die Strafe – vier Jahre und drei Monate Gefängnis (WsM berichtete) –- auch absitzen. Allerdings dürfte das halbe Jahr Untersuchungshaft dabei auch schon mit angerechnet werden.
Der 21-Jährige lebte zuletzt in Neubrandenburg, wo er keiner geregelten Arbeit nachging, aber nach eigenen Angaben regelmäßig Kokain brauchte. Er wurde am Landgericht Neubrandenburg wegen erpresserischen Menschenraubs und Körperverletzung sowie einer weiteren Erpressung, die auch schiefgegangen war, verurteilt. Auf eine Berufung verzichteten die Staatsanwaltschaft und der Verurteilte.

Der Täter hatte sich im März in der Wohnung eines Bekannten postiert, um mit einer Studentin über Geld zu reden. Als die 19-Jährige ihm sagte, dass er von ihr kein Geld bekommt, eskalierte die Situation. Er holte eine Pistole und Klebeband – sogenanntes „Panzertape“ – und wollte die junge Frau von dem Wohnungsinhaber fesseln lassen – alle Drei kannten sich von früher. Dazu war dieser wegen des Schrecks aber gar nicht in der Lage. Schließlich legte der 21-Jährige Hand an.

Er forderte vom Vater der jungen Frau 15 000 Euro. Dass die Familie Geld haben soll, sei in der Region Feldberg bekannt gewesen. Doch der Vater lehnte zweimal am Telefon ab, obwohl ihn die Tochter mit der Pistole vor ihrem Gesicht wirklich am Handy um das Geld angefleht haben soll.

Schließlich wird die Aktion abgebrochen. Täter und Wohnungsmieter gehen hinaus, die Frau bleibt gefesselt und geknebelt zurück. Sie kann sich aber befreien. Als eine Nachbarin Hilfe holt, fliegt der 21-Jährige auf. Zum Glück, meinte die Richterin am Ende, denn vermutlich wären weitere schwere Straftaten gefolgt. Der Mann soll Drogenschulden gehabt haben. Trotzdem sei das Ganze eine „dilettantische Vorgehensweise“ gewesen, wie sie oft bei solchen Tätern anzutreffen sei, urteilten die Richter. Ein bisschen zuviel Krimis geguckt, meinten einige Prozessbeobachter.


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