Gericht setzt Haftstrafe für reuigen Sprengstoff-Experten zur Bewährung aus

6. Januar 2018

Erst Actionfilme geguckt, dann selbst Sprengstoff hergestellt – aber das Ganze inzwischen glaubhaft bereut. In diese Kurzform könnte man den Fall von Volker M. aus Woldegk an der Mecklenburgischen Seenplatte bringen. Der 35-Jährige, der als Sprengstoffbastler bekannt wurde, kommt nun doch um eine Freiheitsstrafe wegen Verstoßes gegen das Sprengstoff- und gegen das Waffengesetz herum. Das Landgericht Neubrandenburg gab der Berufung des Bastlers am Freitag statt und setzte die Strafe vom Herbst 2016 – ein Jahr und zehn Monate Haft – jetzt doch für drei Jahre zur Bewährung aus.

„Die Verbüßung der Haft ist bei ihnen nicht zwingend erforderlich“, erklärte Richter Jochen Unterlöhner. Er sprach allerdings von einem „echten Ausnahmefall“. Damit der Verurteilte, der sich inzwischen eine Arbeit und auch Wohnraum bei einem früheren Arbeitgeber besorgt hat, sich das Ganze „als Warnung merkt“, bekommt M. noch einen Bewährungshelfer an die Seite, Meldeauflagen und soll eine Geldstrafe von 2000 Euro zahlen. Viel Geld für jemand, der nur etwa 1100 Euro im Monat verdient.

Der Fall hatte Anfang 2016 weit über Mecklenburg-Vorpommern hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Der gelernte Landmaschinenmechaniker gilt als eher gehemmter Einzelgänger, mit „autistischen Zügen“, erklärte eine psychiatrische Gutachterin.
Seit 2013 hatte er immer wieder herkömmliche Substanzen, wie auch Dünger, im Internet bestellt, aus denen man explosive Mischungen herstellen konnte. Etwa 50mal, gab er freimütig an, hat er den Sprengstoff im Freien auch ausprobiert und auch gefilmt. Zu Schaden kam niemand Fremdes, nur der Bastler selbst verletzte sich Ende 2015 einmal.

Von Anfang an geständig

Er erlitt Verbrennungen am Arm. Doch das hielt ihn nicht ab, im Februar 2016 noch einmal zu probieren, ob er nicht ein Kilogramm Sprengstoff auf einmal schaffen kann. Das Experiment geriet in der Einraumwohnung außer Kontrolle. Erst kam Rauch, Nachbarn holten die Feuerwehr. Diese staunte über das Lager mit fast 200 Kilogramm „Zutaten“ in der Einraumwohnung im vierten Stockwerk und holten die Experten des Munitionsbergungsdienstes

Im Kühlschrank fanden die Ermittler bereits mehrere hochbrisante Sprengstoffmischungen, darunter auch Nitroglycerin – in einer Küstennebel-Flasche. Stundenlang wurde der Neubau im Februar 2016 evakuiert, um die gefährlichen Substanzen zu bergen.

Dem Woldegker hielt das Gericht jetzt vor allem zu Gute, dass er von Anfang an geständig war und echte Reue gezeigt habe. Die psychiatrische Gutachterin schätzt den 35-Jährigen als „schräge Persönlichkeit“ ein, die aber nicht vorhat, Strafen zu begehen. Es sei ihm bewusst, dass die Menschen inzwischen gegenüber Sprengungen viel sensibler geworden sind.

Mit dem Urteil, das beide Seiten noch im Gerichtssaal anerkannten, war der Richter Staatsanwaltschaft und Verteidigung gefolgt, die beide Bewährung verlangt hatten. Für den Verurteilten, der dem Hobby abgeschworen hat und Besserung gelobte, war es auch ein Geburtstagsgeschenk . Er wird am 22.Januar 36 Jahre alt, wie seine Mutter sagte.


Eine Antwort zu “Gericht setzt Haftstrafe für reuigen Sprengstoff-Experten zur Bewährung aus”

  1. WRN sagt:

    “ Super “ Urteil. Ach ja er hat ja Reue gezeigt und war geständigt. Da hantiert jemand in einem MEHRFAMILIENHAUS mit etlichen Kilos Sprengstoff und bekommt Bewährung. Das ist ein richtig “ abschreckendes “ Urteil. Bei solchen Urteilen brauch man sich nicht wundern , wenn Gefängnisse geschlossen werden , mangels Auslastung