Gesang setzt Emotionen frei: Psychosomatische Reha-Klinik Waren ist erstes „Singendes Krankenhaus“ 

18. Januar 2018

Waren hat ein neues klingendes Aushängeschild, und Landtagsabgeordnete Nadine Julitz singt auf dem Weg von und nach Schwerin gern ganz laut im Auto. Das konnten alle Interessierten am Mittwoch bei einer besonderen Veranstaltung in der Psychosomatischen Reha-Klinik am Kurpark erfahren. Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitungszeit ist die AHG-Klinik jetzt als erstes „Singendes Krankenhaus“ im Nordosten geehrt worden.

„Musik ist eine Pille mit vielen gesundheitlichen Nebenwirkungen“, lobte Verwaltungsleiter Bernd Hamann die Anstrengungen von Musiktherapeut Mathias Hübner und vieler Kollegen, darunter des Projektchores der Klinik. Hamann machte keinen Hehl daraus, dass er das Vorhaben zunächst skeptisch angesehen hatte. „Aber man muss mitmachen, um die Wirkung zu verstehen.“ Der Chor „antwortete“ zunächst mit dem Titel „Herzklang“, was die Zuschauer zu begeistertem Applaus animierte.

In der Klinik werden einmal nachmittags und zweimal morgens unter Hübners Leitung internationale und deutsche Lieder mit einfachen Texten und lebensbejahendem Inhalt gesungen, wobei sich die Sänger mitunter auch rhythmisch bewegen. „Manchmal kommen den Leuten dabei auch die Tränen“, erzählt Hübner, aber das sei gewollt, werde zugelassen und bleibe im geschützten Raum der Gruppe.
„So werden die eigene Kraftquellen wiederentdeckt und gefördert“, erläuterte Chefarzt Otmar Kristof. Er sei immer erstaunt, wenn er die Treppen hochkomme und die vielen gelösten und lachenden Gesichter der Menschen sehe, die vom morgendlichen Singen kommen.

„Singen ist leistungsfrei und Ausdruck der Lebensfreude“, sagte die Initiatorin des Vereins „Singende Krankenhäuser“ Katharina Bossinger. Deshalb dürfe das Singen im Musikunterricht an Schulen grundsätzlich nicht zensiert werden, „da haben viele schon schlechte Erfahrungen gemacht.“ Solche Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ sieht Bossingern als für Musik und Singen eigentlich förderlich an. Viele kriegen dadurch Lust an Musik. Aber es sei sehr schlimm, dass solche Leute dann vor laufender Kamera so niedergemacht würden.

Nach dem „Geständnis“ der SPD-Abgeordneten Julitz mussten sich auch der Landrat Heiko Kärger und Warens Bürgermeister Norbert Möller dazu bekennen, ob sie im Auto singen. Beide verneinten. Julitz gab auch zu, dass sie manchmal komisch angeschaut werden, wenn sie an einer Ampel stehe und im Auto lauthals singe.

„Ich höre eher Musik“, sagte Möller. Er und Kärger hoben den gesundheitsfördernden Charakter der Musik hervor. Und alle anwesenden Politiker waren sich einig: Manchmal würde ein Lied den Parlamentariern bei der Lösung besonders kniffliger Streitthemen bestimmt gut helfen und Streit vermeiden.


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