Gretchenfrage 2.0 – In Waren entsteht ein Hörspiel mit Zeitzeugen

24. September 2019

Wie die meisten ihrer Altersklasse findet die 18-jährige Anne die Lektüre von Goethes „Faust“ nicht gerade spannend. Vor allem, dass Gretchen ihren älteren Freund Faust bei einem Date nach seiner Religion fragt, hält sie für geradezu lächerlich. Als ob man da nicht etwas anderes zu besprechen hätte! Aber dann will sie auf Gretchens Frage doch eine eigene Antwort finden und entdeckt, dass diese Frage an ihrer Schule schon einmal eine große Rolle gespielt hat, und begibt sich auf Spurensuche…
1982 erhielt der dem DDR-System gegenüber kritisch eingestellte Lehrer Jürgen Raßbach (Deutsch, Latein) an der damaligen EOS „Richard Wossidlo“) Berufsverbot, wobei auch eine Rolle gespielt hatte, dass er im Deutschunterricht im Rahmen der Lektüre von Goethes „Faust“ (Gretchenfrage) von einer Schülerin gefragt worden war, ob er an Gott glaube.

Als er bejahte – ihm war bewusst, was das damals bedeutete – verlor er seinen Beruf. Die Ereignisse von damals haben Schülerinnen der Sekundarstufe II mit ihrer Lehrerin Dr. Dorothea Rother aufgearbeitet, sie haben viele Interviews mit Zeitzeugen, damals Lehrer und Schüler, geführt. Daraus entstand ein Hörspiel, das die Protagonisten von damals großenteils selbst einlesen. Die Produktion des Hörspiels geschieht in Zusammenarbeit mit der Leiterin der RAAbatz Medienwerkstatt RAAbatz (RAA MV), Anja Schmidt, und Andy Krüger vom NB Radiotreff 88,0 Neubrandenburg.

Bis 27. September findet das Einlesen der Einzelrollen in der Medienwerkstatt RAAbatz in Waren statt. Gestern war Jürgen Raßbach, dessen Geschichte im Zentrum des Hörspiels steht, deshalb zu Gast in der RAA Mecklenburg-Vorpommern.

In den Herbstferien findet ein Workshop für Schüler der 8. und 9. Klasse unter Leitung von Andy Krüger statt, die das Rohmaterial sichten, schneiden und somit selber ein Hörspiel produzieren.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Die Präsentation des Hörspiels ist für den 12. November, 16 Uhr, in der Aula des Richard-Wossidlo-Gymnasiums Waren geplant.


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