Große Anteilnahme nach verheerendem Brand an der Müritz

18. Oktober 2024

Er hat alles verloren – seine Wohnung, seine Firma, persönliche Erinnerungsstücke. Bis auf die Kleidung, die er am Donnerstag trug, ist Bootsbauer Jens Christen nichts geblieben. Reden über den verheerenden Brand, der sein Lebenswerk vernichtete, kann er noch nicht. Aber seine Mitarbeiter versuchen, Worte zu finden, auch wenn es ihnen sichtlich schwer fällt. Sie stehen zu ihrem Chef, zur Traditionswerft Christen. Sie wollen, dass es am Standort im Kameruner Wald weiter geht. Auch der 54-jährige Inhaber hat gegenüber Bürgermeister Norbert Möller geäußert, dass er noch einmal von vorne anfangen möchte. Vielleicht geben ihm die riesige Anteilnahme und Hilfsangebote, die er und seine Mitarbeiter derzeit erfahren, den nötigen Mut. Den wird der Unternehmer brauchen. Denn von der Werft und seinem Wohnhaus ist so gut wie nichts übrig geblieben. Da die Feuerwehr auch heute immer wieder ausrücken musste, weil versteckte Glutnester entflammt sind, konnte mit Genehmigung der Kripo mit den ersten Abrissarbeiten begonnen werden.
Unterdessen läuft bereits eine Spendenaktion, den Link finden Sie am Ende dieses Artikels.

„Nein, wir wollen auf gar keinen Fall in eine andere Firma, wir wollen bei Jens bleiben“, sagt Ole. Er ist im dritten Ausbildungsjahr, kommt aus einer Potsdamer Bootsbauerfamilie und kann seine Tränen nicht zurückhalten. Als der Brand ausbrach, saß er in der Berufsschule, ließ alles stehen und liegen und raste nach Waren. Was er hier sah, ließ ihn beinahe zusammenbrechen. Ole ist einer von vier Azubis, die in der Bootswerft Christen ihren Traumberuf lernen. Alle wollen bleiben, obwohl es von anderen Unternehmen bereits Angebote zur Übernahme gab. Auch die Mitarbeiter wie Betriebsleiter Norman können sich nicht vorstellen, woanders anzuheuern. „Das ist unser Traum-Arbeitsplatz, den wollen wir zusammen mit dem Chef wieder aufbauen“, erklärt Norman, der seit 2006 in der Bootswerft Christen beschäftigt ist. Wie Ole kann er seine Tränen kaum zurückhalten. Der Schock über das Erlebte sitzt tief und wird sicher auch nicht so schnell verarbeitet sein.

Trotz ihres Schocks wollen sie unbedingt etwas los werden: „Die Leute der Feuerwehr sind einfach der Hammer. Bei ihrer Arbeit, aber auch, wenn’s um Menschlichkeit geht. Sie haben uns sehr gut betreut“, berichtet Norman. Das sieht auch der Staatssekretär aus dem Innenministerium Wolfgang Schmülling so. Er bedankte sich gestern wie Thomas Müller als stellvertretender Landrat, Bürgermeister Norbert Möller und Nadine Julitz vor Ort bei den Kameraden für ihren Einsatz. Immerhin waren die Retter von etwa 11.30 Uhr am Vormittag bis gegen 2 Uhr in der letzten Nacht vor Ort. Dem verletzten Feuerwehrmann, der bei einem Teileinsturz verschüttet und verletzt wurde, geht es nach Aussage von Wehrführer Reimond Kamrath schon besser. Nach momentanem Kenntnisstand erlitt er keine schwerwiegenden Verletzungen, befindet sich aber noch im Müritz-Klinikum.

Spendenaktion ist angelaufen

Die Warener Kameraden haben bei ihrem gestrigen Großeinsatz auch Unterstützung von den Feuerwehrleuten aus Klink, Plasten, Schloen, Dratow und Alt Schwerin erhalten. Alles in allem kämpften rund 150 Einsatzkräfte gegen die Flammen. Die Nachbarn des Werftbesitzers kümmerten sich nicht nur um den Betroffenen, sondern auch um die Feuerwehrleute und versorgten sie mit Getränken sowie Nervennahrung. Später reichte ein Anruf bei Michael Götz vom DRK Mecklenburgische Seenplatte. Er brachte für die Frauen und Männer reichlich Essen. Die Feuerwehrtechnische Zentrale Neuendorf spurte ebenfalls schnell und lieferte Schlauchmaterial sowie Atemschutzflaschen. Zudem wurden die Kameraden, die wegen des Unglücks teilweise unter Schock standen, von Psychosozialen Notfallseelsorgern betreut.

Wie es zu dem schlimmen Feuer kommen konnte, ist nach wie vor unklar. Heute war zwar bereits ein Brandursachenermittler vor Ort, aber es bedarf noch weiterer Untersuchungen. Von diesen Gutachten hängt sicherlich auch ab, ob und wie viel die Versicherungen zahlen. Reichen wird das Geld aber gewiss auf keinen Fall. Deshalb haben Freunde des Inhabers inzwischen eine Spendenaktion gestartet, innerhalb kürzester Zeit sind schon mehr 1000 Euro zusammengekommen. Freunde und Bekannte versorgten den 54-Jährigen zudem mit Kleidung und Dingen, die der Mensch im täglichen Leben so braucht. Auch bei „Wir sind Müritzer“ gingen bereits zahlreiche Anfragen ein, wie man den Betroffenen unterstützen kann.

Die große Anteilnahme ist gewiss ein kleiner Trost und gibt dem Warener hoffentlich genügend Kraft, die Traditionswerft – gegründet vor über 40 Jahren von seinen Eltern – wieder aufzubauen.

Und hier geht’s zur Spendenseite: https://www.gofundme.com/f/grossbrand-vernichtet-das-lebenswerk-und-die-existenz

Unten ein Drohnenvideo von heute, das das Ausmaß des verheerenden Brandes zeigt:

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4 Antworten zu “Große Anteilnahme nach verheerendem Brand an der Müritz”

  1. Sylvia Lachmann sagt:

    Lieber Jens
    Wir sehen uns bald. Bleibe ruhig und stark. Es wird schon wieder 😍

  2. Spreitzer sagt:

    Hallo war gerade in Urlaub an der Müritz und habe mitbekommen. Verheerend und schlimm für die Familie. Ich hoffe sehr dass die Familie die Kraft hat für einen Wiederaufbau.

  3. WRN sagt:

    Moin , ganz schrecklich😢😢 was passiert ist.

    Wünsche allen eine schnelle und Gute Genesung👍

    Sehr schöne Idee mit der Spendenaktion.👌👍.

    Da WsM auch Unterstützer/Sponsor vom FC Hansa Rostock ist , könnte man ja vielleicht auch beim heutigen Heimspiel gegen Aachen auf die Spendenaktion hinweisen👍

  4. Ingolf sagt:

    Danke auch von uns an alle freiwilligen Helfer, allen voran die Feuerwehr. Danke an WsM für die Berichterstattung und vor allem für die Verbreitung der Hilfsaktion, an der wir uns selbstverständlich beteiligen werden. WsM hat auch immer wieder bewiesen, dass nicht Schlagzeilen und Sensationslust sondern die regionale Verbundenheit im Vordergrund stehen. Klar, man wird es nie allen recht machen. Doch muss es in diesem Zusammenhang auch mal ein großes Lob geben.