Grüne kritisieren Testverfahren am Neustrelitzer Carolinum

21. Mai 2020

Nach Ansicht der Grünen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte hat das Neustrelitzer Gymnasium Carolinum im Umgang mit Coronatests eine rote Linie überschritten. Schüler, die negativ auf das Corona-Virus getetest wurden, erhalten dort einen grünen Punkt und genießen größere Freiräume als nicht getestete. Dieses Vorgehen müsse umgehend eingestellt und die präventiven Tests zu einem wirklichen Modellprojekt gemacht werden.

Dazu die Landessprecherin der GRÜNEN Ulrike Berger: „Es ist grundsätzlich gut, nach klugen Wegen im Umgang mit der Corona-Pandemie zu suchen. Mit der Kennzeichnung getesteter Schüler ist das Neustrelitzer Carolinum aber klar über das Ziel hinaus geschossen. Das Bildungsministerium sollte hier einschreiten. Dieses Modell kann auf keinen Fall Vorbild für die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern oder irgendeine andere Institution werden. Wir dürfen gar nicht erst anfangen, Menschen danach zu markieren, ob sie eine Krankheit haben oder getestet wurden. Unterschiedliche Freiheitsrechte dürfen von diesen Markierungen erst recht nicht abhängig sein. Solche Ansätze führen zu Stigmatisierung und erhöhen den Druck, an den eigentlich freiwilligen Tests teilzunehmen. Wenn wir solche Methoden bei Corona zulassen, werden wir sie auch bei anderen Gelegenheiten und anderen Infektionskrankheiten nicht mehr verhindern können. Tests sollen dazu da sein, tatsächliche Infektionen zu erkennen. Damit kann der Schutz der Mitmenschen verbessert werden, zusätzliche Markierungen sind dafür gar nicht nötig. Dass sich Gruppeneinteilungen und Markierungen schnell verselbständigen können, ist sehr eindrucksvoll in dem Buch „Die Welle“ beschrieben.“

Falk Jagszent, Vorsitzender der bündnisgrünen Fraktion im Kreistag Mecklenburgische Seenplatte, ergänzt: „Getestete und nicht getestete Schüler dürfen nicht unterschiedlich behandelt werden. Das Carolinum, dessen Träger unser Landkreis ist, sollte diese Markierungen darum sofort abschaffen. Die Tests selbst halten wir als Modellversuch wiederum für sinnvoll. Es sollte aber ein echtes Modellprojekt sein, mit transparenter Begleitung durch Wissenschaft, Gesundheits- und Bildungsministerium. Nur so können dann auch belastbare Erkenntnisse für andere Schulen gewonnen werden. Die Frage muss ja lauten, ob präventive Tests das Infektionsrisiko so stark verringern können, dass ein regulärer Schulbetrieb wieder möglich ist. Dafür brauchen wir verlässliche Daten und eine Landesregierung, die die Schulen bei der Bekämpfung der Pandemie unterstützt, statt sie allein zu lassen.“


2 Antworten zu “Grüne kritisieren Testverfahren am Neustrelitzer Carolinum”

  1. Anna sagt:

    Kann ich so nur unterschreiben und die Idee einer Markierung für geimpfte/geheilte/immune Personen kam schon vor Wochen auf (auf ganz Deutschland bezogen).
    Das letzte mal als Bürger eine Markierung tragen mussten, war es der Judenstern.

    Die Gefahr ist einfach zu groß, dass sich diese Maßnahme verselbstständigt (Stigmatisierung, Druck von Freiwilligkeit zur Pflicht, zukünftige Krankheiten).
    Das Thema Corona wird uns ganz viele Monate begleiten und wenn man diese Maßnahmen umsetzt, dann macht das auch was mit unseren Köpfen (Gedanken) – das darf man nicht unterschätzen.

  2. Andreas Horn sagt:

    Ich bin kein Freund der Grünen, doch in diesem Fall muss ich ihnen absoult Recht geben. Ich kenne das Buch und den Film „Die Welle“ und da hat man gelesen und gesehen, wie schnell sich so etwas verselbständigt. Hat man denn nichts aus der Vergangenheit gelernt? An sich sind die Tests nichts schlechtes, doch das mit dem Markieren find ich persönlich sehr skurril.