Handtaschenräuber: Opfer erkennen Angeklagten wieder

11. August 2020

Der Prozess um eine Reihe besonders hinterhältiger Handtaschendiebstähle am Amtsgericht in Neubrandenburg (WsM berichtete) soll am 19. August zu Ende gehen. Das berichtete eine Sprecherin des Gerichtes am Montag. Der 30 Jahre alte Angeklagte, bestreitet nach wie vor, die drei älteren Frauen überfallen zu haben – doch zwei der Opfer haben den Mann vor Gericht bereits erkannt, wie sie sagten. „Ich habe mir die kleinen Augen gemerkt, als er sich noch einmal umdrehte“, sagte eine Rentnerin. Das Gesicht des Täters sei ein „Milchbubigesicht“ gewesen, wie das des Angeklagten. Nachdem die Frau dies geäußert hatte, hat sich der Angeklagte nun einen Bart stehen lassen, wie man gestern im Gerichtssaal sehen konnte.

Dem 30-Jährigen, der in Dargun lebt und inzwischen als Helfer in einem Gartenbaubetrieb arbeitet, wird Raub in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung vorgeworfen. Er soll sich erst immer hilfsbereit und freundlich gegeben haben und war so mit den Frauen irgendwie in die Häuser hineingekommen. Dann habe er den Opfern plötzlich ihre Taschen weggerissen: Einmal waren 13 Euro, einmal 3 Euro und beim letzten Mal am 3. Mai 2016 sogar 150 Euro in den Geldbörsen. Bei der letzten Tat hielt das damals 79 Jahre alte Opfer auf einer Treppe stark dagegen. Da wurde sie eine Treppe hinuntergeschubst. Sie zog sich zwei Brüche zu, darunter an der Schulter und wie am Montag bekannt wurde, brach auch ihr Zahnersatz entzwei. Die heute 83 Jahre alte Frau tritt als Nebenklägerin im Prozess auf.

Der Mann flüchtete, das Geld wurde, wie auch vorher, aus der Geldbörse gestohlen und der Rest „entsorgt“. Der Angeklagte, der schon sechs Eintragungen im „Bundeszentralregister“ aufweist, hat insgesamt bereits vier Jahre und acht Monate in Gefängnissen gesessen. Nun soll er „sauber sein“, wie ein Bewährungshelfer vor Gericht erläutert.

Der Angeklagte bestreitet weiterhin, der Handtaschenräuber gewesen zu sein, obwohl er damals noch Drogen nahm, in der Nähe wohnte und immer in Geldproblemen steckte. Seine bisherige Erklärung: Er habe die Handtasche der Frau zufällig am Bahnhof in einem Gebüsch gefunden. So seien auch seine Fingerabdrücke und DNA an die Papiere, Geldbörsen, – alle drei Börsen der Opfer waren in einer Handtasche – gekommen. Am 19. August soll zunächst noch ein Zeuge gehört werden, der auch schon einmal von dem jungen Mann bestohlen worden war. Er soll den Angeklagten damals im Frühjahr 2016 in Neubrandenburg erkannt haben. Dann sind die Plädoyers und das Urteil geplant – es droht eine weitere längere Haftstrafe.


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