Hospiz in Waren: Ein lebenswertes Leben bis zur letzten Sekunde

8. September 2019

„Bei uns wird viel gelacht und gefeiert.“ Wenn Yvonne Bendrich diesen Satz sagt, glaubt zunächst niemand, dass sie über ein Hospiz spricht. Doch auch dieser Satz gehört dazu, wenn die Sozialarbeiterin über den Alltag im DRK-Hospiz Neustrelitz berichtet. Ein Satz, der mit Vorurteilen aufräumen will.
In wenigen Tagen – ab dem 1. Oktober – wird auch Waren ein Hospiz haben. Im neuen Pflegeheim in der Thomas-Mann-Straße sind zehn Plätze für ein Hospiz vorgesehen. Nachdem das DRK seit 2011 reichlich Erfahrung in der Betreibung in Neustrelitz gesammelt hat, eröffnet das Rote Kreuz Mecklenburgische Seenplatte jetzt auch an der Müritz eine Einrichtung, in der schwerkranke Menschen intensiv betreut werden können. Und dabei – meistens bis ans Ende ihres Lebens – viel lachen und feiern dürfen.

Sascha Zwerg leitet das Hospiz in Neustrelitz und wird auch das Warener unter seine Fittiche nehmen. Auch er versucht, in öffentlichen Auftritten wie unlängst beim Lionsclub Müritz, allgemein vorherrschende Meinungen abzubauen. Ja, im Hospiz sterben viele Menschen, aber nein, es herrscht dort bei weitem keine permanente Trauerstimmung. Das Gegenteil, so berichten Sozialarbeiterin Yvonne Bendrich und Pflegedienstleiterin Yvonne Neumann, ist häufig der Fall.

Mitarbeiter haben Zeit und nehmen sich Zeit

„Wir versuchen, alles zu tun, damit das Leben bis zum Schluss lebenswert ist. Viele Menschen, die zu uns kommen, blühen noch einmal richtig auf, setzen sich mit ihrem bisherigen Leben auseinander, fangen an, über Dinge zu reden, über die sie nie gesprochen haben und finden bei uns auch Zuhörer.“ Denn die Mitarbeiter des Hospizes haben Zeit und nehmen sich Zeit für die Bewohner. Auch wenn sie wissen, dass die Zeit mit den Frauen und Männern, um die sie sich kümmern, zumeist begrenzt ist. Im vergangenen Jahr hatte das Neustrelitzer Hospiz 156 Bewohner. Alle, so erzählte Sascha Zwerg, sind inzwischen gestorben. Aber alle hatten Dank des Hospizes auch noch schöne, schmerzfreie Momente.

„Wir sind kein Heim im klassischen Sinne. Bei uns entscheiden die Bewohner, die alle in Einzelzimmern wohnen, was passiert. Sie entscheiden, ob sie aufstehen und sich waschen wollen, sie entscheiden, wann sie was essen und sie entscheiden, wie sie den Tag verbringen“, berichtet Yvonne Neumann. In den Einzelzimmern gibt es auch ein zweites Bett – für Angehörige, die gerne bleiben möchten.

Und wie kommen die Mitarbeiter damit klar, dass sie doch häufig erleben müssen, dass Menschen sterben? „Wir reden sehr viel miteinander. Das hilft. Klar gibt es Bewohner, die einem ans Herz gewachsen sind und klar, gibt es auch besonders tragische Fälle, wie die 36 Jahre alte Frau, die drei Kinder hatte, aber wenn wir das gemeinsam aufarbeiten – auch mit den Angehörigen – hilft das ungemein“, berichtet Yvonne Bendrich. Psychologische Hilfe, die möglich wäre, bräuchten die Mitarbeiter nur in den seltensten Fällen.

Fünf Prozent der Gesamtkosten als Eigenanteil

In Waren hat das DRK Mecklenburgische Seenplatte auf dem alten Sportplatz in der Thomas-Mann-Straße ein Pflegeheim mit 88 Plätzen und integriertem Hospiz mit 10 Plätzen gebaut. „Wir haben in Neustrelitz gemerkt, dass es den Menschen sehr wichtig ist, gerade in den letzten Lebenswochen möglichst dicht an ihrem Zuhause zu sein. Deshalb haben wir uns auch für ein Warener Hospiz entschieden“, erklärte Uwe Jahn als Geschäftsführer des DRK Mecklenburgische Seenplatte.

Seinen Angaben zufolge investierte das Rote Kreuz in Waren rund 9,6 Millionen Euro und damit durch gestiegene Baukosten rund 20 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Fördermittel hat das DRK nicht bekommen. Ohnehin muss für ein Hospiz auch immer ein Eigenanteil erbracht werden. Der lag bis vor zwei Jahren noch bei 10 Prozent der Gesamtkosten, und jetzt bei „lediglich“ fünf Prozent. Doch auch dieses Geld muss aufgebracht werden, für das Hospiz in Neustrelitz sind das im Jahr um die 40 000 Euro. Der gestrige Hospizlauf des DRK ist eine Quelle, die den Hospiztopf speist.

Während die ersten Heimbewohner bereits in der kommenden Woche ins neue Haus in der Thomas-Mann-Straße ziehen, geht’s im Hospiz erst im Oktober los. „Für das Heim haben wir bereits 56 feste Bewohner und 22 weitere Anmeldungen. 56 Mitarbeiter werden dort tätig sein, bis auf eine Pflegekraft haben wir das Team auch zusammen“ so Uwe Jahn auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“. Im Warener Hospiz werden ab Oktober 18 Mitarbeiter arbeiten und dafür sorgen, dass auch dort wie in Neustrelitz viel gelacht und gefeiert wird.

Foto unten: Sascha Zwerg, Leiter des Neustrelitzer Hospizes, mit Sozialarbeiterin Yvonne Bendrich (links) und Pflegedienstleiterin Yvonne Neumann. Sie haben in einem sehr beeindruckenden Vortrag vor den Mitgliedern des Lionsclubs Müritz vom Alltag im Hospiz berichtet.


4 Antworten zu “Hospiz in Waren: Ein lebenswertes Leben bis zur letzten Sekunde”

  1. Liz sagt:

    Wird es einen Tag der offenen Tür geben?
    Ich würde mich dort jedenfalls gern mal umschauen, denn wer weiß, wann selbst in irgendeiner Form Bedarf besteht.

  2. Sabrina ohloff sagt:

    Ich möchte gerne mal eine Bewertung da lassen… ihr seit einfach nur der Wahnsinn… meine Schwester und ich haben uns sehr wohl gefühlt bei euch als unsere Mama ihre letzten Tage bei euch hatte… ihr habt uns sehr unterstützt… dafür mal ein großes Dankeschön… ich kann euch nur empfehlen…
    Nochmal danke danke danke