Immer mehr Attacken durch Wölfe in MV – Betriebe wollen Vertreibungserlaubnis

23. September 2017

Die Zahl der Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern wächst immer weiter, auch an der Seenplatte werden die Raubtiere häufiger gesichtet. Die Müritz-Region liegt derzeit zwischen mehreren Gebieten wie der Lübtheener Heide, der Kyritz-Ruppiner Heide und der Ueckermünder Heide, in denen Wolfsrudel leben und ständig weiter wachsen. Inzwischen müssen sich gerade wieder Jungtiere des vorletzten Wurfes neue Reviere suchen. Diesem Jahrgang wird auch ein Wolf zugeordnet, der am Donnerstagabend wohl in der Dämmerung auf der Autobahn 24 bei Stolpe westlich der Müritz angefahren und tot gefunden wurde. Er lag auf der Fahrbahn Richtung Berlin.

Weil auch Attacken gegen Schafe, Rinder und andere Nutztiere zunehmen, haben jetzt die ersten Landwirte Anträge gestellt, die Wölfe vertreiben zu dürfen – notfalls auch mit Schüssen. Das hat WsM Landesbauernverband in Neubrandenburg bestätigt. Die beiden Viehhalter aus Niendorf bei Ludwigslust und Plöwen in Vorpommern hatten etliche Kälber und zwei bis zu 400 Kilogramm schwere Jungrinder durch Raubtierattacken eingebüßt. Die anderen Rinder kamen mehrere Tage nicht zur Ruhe, einmal brach auch eine Herde aus.

Wie das Schweriner Agrarministerium unlängst mitteilte, gab es 2017 bisher 16 Wolfsangriffe auf das Nutzvieh. Das wären schon zwei mehr als im Vorjahr. Der letzte Fall ereignete sich erst vor wenigen Tagen in Pritzenow bei Altentreptow, das zum Großkreis Mecklenburgische Seenplatte gehört.

Dort hatte ein Bauer nachts die Wölfe gefilmt, als er auf dem Acker arbeitete, kurz danach wurde ein Schaf gerissen, das ein Gutachter unter die Lupe nahm. Insgesamt wurden schon 64 Schafe, Kälber, Damhirsche und andere Nutztiere in diesem Jahr von Wölfen gerissen. Viele Tiere wurden so schwer verletzt, dass sie danach getötet werden mussten.

Das Ministerium hat auf die Anträge bisher noch nicht reagiert. Man wolle aber künftig Genetikproben so genau untersuchen lassen, dass die Spuren einzelnen Wölfen zugeordnet werden können. „Nur auf dieser Grundlage erhalten wir belastbare Daten über notorisch unerwünschtes Verhalten zeigende Wölfe“, zitierte das Ministerium Staatssekretär Jürgen Buchwald.

Die Untersuchungen belegten, dass ein Wolf bei Plöwen schon zweimal Rinderherden angegriffen und zwei Kälber gerissen hat. Das lässt Bauern vermuten, dass Wölfe ihre Scheu vor solchen Nutztieren ganz verlieren könnten, wenn sie nicht „in die Schranken gewiesen werden.“

Wenn mehrere Wölfe jagen und ein Tier erlegen – wie bei einem Ochsen bei Niendorf – kann mitunter nicht mehr genau ermittelt werden, welche Wölfe beteiligt waren.
Der Landesbauernverband will sein Vorgehen am 29. September bei einer Mahnwache mit Mahnfeuer in Plöwen besprechen.


8 Antworten zu “Immer mehr Attacken durch Wölfe in MV – Betriebe wollen Vertreibungserlaubnis”

  1. Karl sagt:

    Lächerlich.
    64 Nutztiere gerissen. Sagen wir hochgerechnet auf ein ganzes Jahr 120 Nutztiere.
    Bei einem Bestand, der mehrere Huntertausend Nutztiere umfasst. Und die Viehzüchter machen den Aufschrei, als würde deren Welt untergehen.

    • Sandra sagt:

      Klasse, wann darf ich denn Ihr Kind / Ihre Frau zerfetzen kommen? Immerhin gibt es ja allein in Deutschland über 80Mio. Menschen…
      Merken Sie’s selbst, oder ist das noch zu hoch?! Unsere Tiere sind wertvolle Lebewesen – sie spüren Schmerzen und haben Angst. Und auch wenn sie vielleicht später einmal geschlachtet werden, dann suche nicht, indem man sie lebendig anfrisst. Leute wie Sie sind der beste Freund der Massentierhaltung in Ställen, denn wer seine Tiere draußen artgerecht auf der Weide hält, ist ja selbst schuld, nicht wahr?!

      • Entdecker sagt:

        Das ist wohl ein Irrtum…der Wolf tötet das Tier mit einem Kehlbiss, erst dann frisst er es.
        Also nicht wie dargestellt…lebendig.

  2. Gräbner Astrid sagt:

    Sie Karl sind ganz offensichtlich kein Viehzüchter. Ein Viehzüchter fühlt mit jedem einzelnen Tier den Schmerz, den das Tier erleidet, wenn der Wolf in die Flanken beisst, ;Muskulatur aus den Keulen reisst und den Bauch von Schafen und Kälbern aufschneidet, so dass Pansen und Darm beim lebenden Tier heraushängen.
    Das ist die Realität in Deutschland. Ihre nüchternen Zahlen spiegeln das nicht wider. Treiben Sie nicht noch mehr Tränen in die Augen von Viehzüchtern. Die erleiden und erdulden mehr als genug.

  3. w sagt:

    Umweltschutz und Artenschutz sind kein Selbstzweck, sondern notwendig, um unsere Welt zu erhalten, auch wenn man nicht immer alle Zusammenhänge versteht. Einfacher wird dies allerdings am oberen Ende der Nahrungskette, weil die beteiligten Arten und ihre Wirkungen überschaubar sind. Unsere Wälder, auch wenn sie zu einem ganz kleinen Teil naturnah erhalten werden, sind, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, Teil der Kulturlandschaft, die ihre Prägung dadurch erhält, dass wir Menschen dies für optimal halten. Bis jetzt habe ich noch keine plausible Erklärung bekommen, wozu wir am oberen Ende der Nahrungskette für Großwild, domestizierte Schafe, Rinder usw. einen Konkurrenten Wolf wiederhaben sollten.

    Solange im Supermarkt alles spottbillig und als Produkt verpackt zu kaufen ist, gibt es für den Normalverbraucher auch keinen Leidensdruck. Somit treibt der Wohlstand mal wieder eine seltsame Blüte. Ich sehe nicht mal, dass sich dann an den Ansichten was ändert, wenn das erste Mal von einem Schulkind, welches im Morgengrauen an der Bushaltestelle wartet, nur noch der Ranzen da ist. Der Mensch neigt dazu, um seine Ideologie aufrecht zu erhalten, zu versuchen, die Realität zu verbiegen. Trump und AfD lassen grüßen. Hier wird man auch dann sagen: Der arme Wolf kann ja nichts dafür, es ist halt seine Natur.

    Mein Tipp: Schreiben wir ein neues Märchen darüber. Und außerdem, ist der nicht hübsch? Ich finde: ja.

  4. Thomas sagt:

    Um Gottes Willen.
    Hier werden ja Horrorszenarien heraufbeschworen!

    Kinder, die von Wölfen an der Schulbushaltestelle zerfetzt werden.
    Wölfe sind scheue Tiere. Eine laut quatschende Kinderansammlung morgens an einer Bushaltestelle sind der letzte Ort, an denen sich der Wolf freiwillig herantraut. Einfach mal bisschen informieren.

    „wenn der Wolf in die Flanken beisst, ;Muskulatur aus den Keulen reisst und den Bauch von Schafen und Kälbern aufschneidet.“

    Das nennt sich Natur. Glauben sie andere Fleischfresser gehen behutsamer mit ihrer Beute um? Bären in Skandinavien mit Fisch, Löwen mit Gazellen in Afrika und (Achtung heimisch) der Rotfuchs mit der Feldmaus.
    Rettet alle Feldmäuse – rottet den Fuchs aus! Dieses barbarische Tier.
    Aber nicht wundern, wenn das Gleichgewicht der Natur – in Millionen Jahren entstanden – gestört wird. Mit unabsehbaren Folgen!

    Ich habe ja kein Problem an sich, den Wolf zu schießen. Aber doch nicht jetzt schon. Wenn der Bestand groß genug ist, er also sich gut verbreitet hat, dann kann man ihn ja von der Größe er erhalten.

    Bitte einmal über bedrohte Tierarten und die Folgen informieren. Da sollten wir froh sein, wenn eine Tierart sich wieder in ihren natürlichen Lebensraum ansiedelt.

    Schaden kann es aber auch nicht, mal eine Inforveranstaltung an Kindergärten/Schulen zu geben. Verhalten im Wald oder so.
    Betrifft ja allgemein die Natur mit ihren Tücken (gifitge Pilze, Tollwutfüchse, bei Wolfssichtung in die Hände klatschen usw.)

    • w sagt:

      Eigentlich ist Ihre Polemik, Thomas nicht von der Art, als dass sie mich zur ernsthaften Fortsetzung bewegt. Denn, um im Dialog zu bleiben, wären zuerst Fragen zu beantworten. Ich mache es trotzdem. Sehen Sie sich vor allem den Link an:

      1. Sie malen sich einfach einen natürlichen Lebensraum. Genau den gibt es nicht. Gucken Sie sich mal auf google maps Satellitenbilder an. Aufgrund der Eingriffe der Menschen, z.B. dadurch, dass ein übergroßer Flächenanteil für unsere Ernährung umgestaltet ist, ist er für den Wolf so gut, wie eine Sandwüste für einen Fisch. So ist er gezwungen, sich mit langen Wegen Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate auf andere Art zu besorgen.

      2. Wölfe verlieren durch wiederholt positiv ausgegangene Begegnungen von ihrer natürlichen Scheu gegenüber Menschen. Dadurch kommt es zu Missverständnissen mit bösem Ausgang. In der Kulturlandschaft mit Ansiedlungen und flächendeckender Nutzung durch Menschen, ist das kaum vermeidbar. So geschehen mit Wölfen und noch mehr, mit Bären in Rumänien, die wegen ihrem notorischen Kohldampf mitten in die Städte kommen. Kinder müssen mit Einbruch der Dunkelheit im Haus sein. Die Einfriedungen und Tore der Gehöfte sollten dort bärensicher sein. Dass das so ist, konnte ich mehrfach beobachten. Cool, nicht wahr?

      3. An manchen Bushaltestellen, zu denen sie von Dörfern an Stichstraßen 1 km laufen müssen, stehen schon mal Erstklässler frierend allein im Dunkeln.

      4. Die Frage, was bringt es in der Kulturlandschaft, außer der Statistik, dass eine bedrohte Tierart sich auch hier vermehrt, ist noch offen. Umweltschutz fängt woanders an: Beim eigenen Tun, dem Umgang mit Ressourcen. Beantworten Sie sich die Fragen selbst:
      Wieviel PS, Thomas, hat ihre Karre? Was nimmt die so? Diesel, Benzin oder Erdgas? Oder fahren Sie mit Braunkohlestrom?
      Wie heizen Sie?
      Wo und wie verbringen Sie ihren Urlaub?
      Womit helfen Sie Anderen und der Natur?
      Wenn alles super ist, reden wir wieder über Wölfe.

      Wo wir beim Thema sind, sich zu informieren:
      Vor 2 Jahren wurde in Schweden eine Frau von einem Wolf getötet. Von ihr war wenig übrig. Sie hatte wohl zu fleischige Flanken. Passiert halt.
      DIE ZEIT, für Fakenews relativ unverdächtig, schreibt auch was dazu:
      http://www.zeit.de/2015/14/tiere-woelfe-bedrohung/seite-5

  5. Z sagt:

    Zu 4. könnte ich natürlich schreiben, dass ich der größte Öko bin und alles beantworten – ändert aber nichts an den anderen Punkten.
    Horrorszenarien kann man immer heraufbeschwören. Und Einzelfälle machen sich auch immer sehr gut um abzuschrecken.
    Fahren sie bloß kein Auto mehr. Allein am letzten Sonntag gab es hier in der Gegend 2 tödliche Unfälle.
    Sie hatte ja in einem anderen Beitrag etwas zur Statistik geschrieben. Bitte hier auch einmal ihr Wissen anwenden.

    Punkt 2 ist natürlich richtig, aber davon sind wir noch sehr weit entfernt.
    Es gehört aber eben auch dazu, dass man die Menschen informiert werden im Umgang mit Tieren.
    Denn das mit den Bären in den Städten haben wir teilweise mit Wildschweinen heute schon. Weil die Bevölkerung aber Essensreste vereinzelt in gelbe Säcken wirft oder in andere Müllsäcke neben die Tonnen stellen. Dies hat über Jahre die Tiere (auch Füchse) angelockt und jetzt werden sie nur schwer vertrieben.
    Aber keine Sorge, wenn man will geht es.

    Nur noch ist genug für alle Platz, Tiere (hier Wölfe) und uns Menschen. Selbst hier in unserer Kulturlandschaft.
    Und 1. ist falsch. Bitte über Reviergrößen und Nahrungssuche von Wölfen informieren.
    Es gibt hier genügend Nahrung für den Wolf (auch natürlich – nicht nur eingezäunte Schafe und Rinder), sonst würde er sich auch nicht von selbst hier verbreiten.

    Aber jedes Reh, jedes Dammwild, das von einem Wolf gerissen wird, kann der Jäger nicht mehr schießen.
    Bitte diesen Interessenskonflikt beachten. Um nichts anderes geht es hier. Leider.