Jahresbilanz: Ausbildungsmarkt in der Mecklenburgischen Seenplatte 2018/2019

1. November 2019

„Der Ausbildungsmarkt in der Mecklenburgisch Seenplatte ist weiter im Wandel. Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen und der unversorgten Bewerber ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die zentrale Herausforderung bleibt, die angebotenen Ausbildungsplätze und die Ausbildungswünsche in Einklang zu bringen“, bilanziert Agenturchef.
Von Oktober 2018 bis September 2019 haben sich insgesamt 1.611 Jugendliche bei der Berufsberatung der Neubrandenburger Arbeitsagentur gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind 20 mehr als im letzten Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden 1.747 Lehrstellen gemeldet. Das sind 45 weniger als im Vorjahreszeitraum. Aktuell sind noch 100 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz; 11 weniger als im Vorjahr. Demgegenüber stehen noch 135 freie Ausbildungsstellen; 15 weniger als im Vorjahr.

„Der Ausbildungsmarkt in der Mecklenburgischen Seenplatte ist weiter im Wandel. Für Unternehmen und Betriebe bleibt es schwierig, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen“, sagte Thomas Besse. „Die Zahl der Bewerber nimmt langsam, aber stetig zu, die Auswahl unter potentiellen Bewerbern wird für Ausbilder also leicht steigen. Das hat mit der demografischen Entwicklung zu tun. Allerdings verkleinert die wachsende Studierneigung junger Menschen, die auch immer häufiger höhere Schulabschlüsse erzielen möchten, das Angebot an Bewerbern für eine duale Ausbildung. Doch das alleine erkläre nicht, warum die Zahl unbesetzter Plätze weiter auf hohem Niveau bleibt.
Auch erschwerten qualifikatorische Ungleichgewichte den Marktausgleich. Neben dem Beruf oder der Region spielen auch Aspekte wie Schulnoten, soziale Kompetenz und auch die Art und Weise des Schulabschlusses eine bedeutende Rolle. So könnten Schulabgänger mit Realschulabschluss oder Abitur aus mehr Ausbildungsstellen wählen als diejenigen mit Hauptschulabschluss, sagte der Arbeitsmarktexperte.

Viel Bewegung am Ausbildungsmarkt

„Unternehmen und Betriebe haben auch in diesem Jahr wieder für viel Bewegung am Ausbildungsmarkt gesorgt“, sagte Besse: „Das annähernd gleiche Niveau bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen spricht für die gute Lage am Markt. Das freut mich sehr und zeigt, dass die Wirtschaft die Ausbildung als wichtige Säule, nämlich qualifizierte Mitarbeiter für die Zukunft ihrer Unternehmen zu gewinnen, ernst nimmt.“

Und trotzdem  viele der Ausbildungsplätze blieben unbesetzt: „Die wichtige Frage lautet, wie wir in der Mecklenburgischen Seenplatte diese Stellen in Zukunft besetzt bekommen.“ Häufig seien es individuelle Gründe, die den Ausschlag geben: „Wir müssen uns aber auch grundlegender fragen. Zum einen: Warum entscheiden sich Unternehmen gegen Bewerber, auch wenn sie vielleicht wissen, dass die Stelle dann unbesetzt bleibt? Auch wenn die Bereitschaft leistungsschwächere Bewerbern einzustellen zugenommen hat.“

Besse verwies in diesem Zusammenhang auf die Unterstützungsmöglichkeiten des JugendserviceMSE, der es Arbeitgebern anbieten kann, Azubis während der gesamten Ausbildung unterstützend zu betreuen – sei es in schulischen oder in Fragen der sozialen Kompetenz. „Zum anderen: Warum entscheiden sich junge Menschen, die durch die Berufsorientierung an den Schulen ein Bild von der dualen Ausbildung und den guten Karrieremöglichkeiten bekommen haben, schließlich doch gegen die Lehrstelle und gehen dem Fachkräftemarkt damit möglicherweise verloren?“

Agenturchef appelliert für „Fair-Play“

An der Ausbildung von Fachkräftenachwuchs durch die duale Berufsausbildung hänge der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen und Betriebe in Mecklenburgische Seenplatte – und damit der Erfolg der gesamten Wirtschaftsregion: „Wir haben in den kommenden Jahren noch ganz andere Umbrüche zu bewältigen. Ich denke dabei nicht nur an die demografische Entwicklung, in deren Zuge schon in den nächsten zehn Jahren rund 23.000 Menschen in den Ruhestand eintreten werden – das sind immerhin rund ein Viertel aller Beschäftigten. Ich denke auch an die Herausforderungen, die der technische Wandel, die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die damit einhergehenden neuen Anforderungen an die Beschäftigten bringen werden. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte, die es gewohnt sind, mit der Zeit und neuen Anforderungen zu gehen, werden viele Unternehmen diesen Wandel nicht mitgehen – geschweige denn mitgestalten können.“

Mit Blick auf die Zahl der unbesetzten Stellen sagte Besse: „Ausbilder sollten nicht die Flinte ins Korn werfen. Aber sie sollten sich damit auseinandersetzen: Umbruch am Ausbildungsmarkt bedeutet, dass sich der Markt grundlegend wandelt: Der Lehrstellenmarkt hat sich in einen Bewerbermarkt gewandelt. Allerdings nur für leistungsstarke Bewerber.“

Da sich immer mehr Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei mehreren Unternehmen um eine Ausbildungsstelle bewerben und oft zwei oder gar mehrere Zusagen bekommen, appelliert der Agenturchef an das Fair-Play: „Für den Betrieb ist es wichtig eine frühe Information zu bekommen, damit dieser sich nach einem anderen Auszubildenden umsehen kann.“

Bewerber und Betriebe sollten Kompromisse eingehen

Die Zeiten, als Unternehmen von Bewerbungen geflutet wurden, gehören längst zur Vergangenheit. Auch in den kommenden Jahren werden die Bewerberzahlen nicht wesentlich steigen. „Bereits viele unserer Betriebe haben die Zeichen der Zeit erkannt und wenden sich auch den jungen Menschen zu, die nicht nur Einsen und Zweien auf dem Schulzeugnis haben“, zeigt sich der Agenturchef zufrieden und appelliert an die Unternehmen die sich damit noch schwertun: „Bitte geben Sie auch denjenigen eine Chance zu beweisen, was sie können, die erst auf den zweiten oder dritten Blick überzeugen. Mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen leisten wir gern unseren Beitrag dazu.“

Besse fordert Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten: „Wenn Bewerber auch Alternativen jenseits ihres Traumberufes in Erwägung ziehen und noch mehr Betriebe sich hinsichtlich nicht ganz so guter Kandidaten offen zeigen, bin ich optimistisch, dass wir noch mehr Gewinner auf beiden Seiten haben werden.“

JugendServiceMSE – Beratung, Vermittlung, Hilfe unter einem Dach

Besse verweist auf das breite Angebot des Jugendservice: „Wir bieten für junge Leute die Hilfe benötigen Berufsvorbereitung mit vielen Praktika, Unterricht und Hilfe bei Bewerbungen und die Einstiegsqualifikation, eine Art Langzeitpraktikum an. Azubis, die Hilfe für die Theorie brauchen, können unsere ausbildungsbegleitenden Hilfen als Ergänzung zur Berufsschule nutzen – wenn nötig, auch vom ersten Tag ihrer Lehre an.“

Der Agenturchef rät jedem Jugendlichen zwischen 15 und 25, sich unbedingt zu Berufsbildern, Zukunftschancen und Unterstützungsmöglichkeiten beraten zu lassen. Den Unternehmern bietet er an: „Egal ob Lernschwierigkeiten oder andere Probleme mit ihren Lehrlingen, unser JugendService steht auch ihnen – bei allen Fragen rund um das Thema Ausbildung – beratend zur Seite.“

„Mir liegt besonders am Herzen, alle jungen Menschen ins Berufsleben mitzunehmen, so dass keiner im Übergang von der Schule in den Beruf verloren geht und mehr Jugendliche direkt den Weg in eine Ausbildung finden.“

Interessant ist eine Berechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der zufolge Fachkräfte, bei denen in der Regel eine Berufsausbildung vorausgesetzt wird, im Laufe ihres Erwerbslebens etwa 250.000 Euro mehr verdienten als Helfer.

Für den Agenturchef steht fest: „Ein Berufsabschluss ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Nach wie vor ist ein Praktikum in vielen Fällen der ‚Türöffner‘ ins Unternehmen“ weiß der Agenturchef. Wer mit seinen Leistungen bereits im Praktikum überzeugt, bekommt oft die Chance zu einem Vorstellungsgespräch und ist schon gleich in der engeren Auswahl für einen Ausbildungsplatz. Das spart auch dem Unternehmen viel Zeit und Geld!

Interessierte Bewerber finden auf der Plattform des JugendServiceMSE (www.juse-mse.de) eine Übersicht an Ausbildungsbetrieben für eine Praktikumsbewerbung.

Persönliche Beratung bei der Berufsberatung nicht ersetzbar

„Auch im Zeitalter elektronischer Kommunikation ist die persönliche Beratung bei unserer Berufsberatung nicht zu ersetzen. Dass auch die Bewerber dies so empfinden, darüber sind wir sehr froh. Im persönlichen Gespräch leisten wir die Unterstützung, die Jugendliche brauchen: Unsere Berufsberater beschäftigen sich intensiv mit den Neigungen und der Eignung der Jugendlichen und zeigen dann verschiedenste Wege auf. Ganz praktisch helfen sie dann dabei, das Für und Wider abzuwägen. Sie zeichnen aber auch ein klares Bild der Anforderungen in den Betrieben“, sagt Thomas Besse.

Das Ende des Berufsberatungsjahres bedeutet nicht auch das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Auch jetzt melden sich noch Jugendliche, die z. B. keinen Studienplatz erhalten haben oder eine weiterführende Schule abbrechen und nun doch eine duale Berufsausbildung anstreben. Gleichzeitig melden auch Betriebe noch freie Ausbildungsstellen für das bereits begonnene Ausbildungsjahr.

„Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass im so genannten „fünften Quartal“ von Oktober bis Dezember eine große Anzahl der derzeit noch freien Stellen mit Auszubildenden besetzt werden kann und im Gegenzug bislang unversorgte Bewerber einen Ausbildungsplatz oder eine Alternative finden,“ zeigt Besse die Perspektiven auf.

Denjenigen, die noch nicht in der Berufsberatung waren, legt Besse nahe: „Besorgen Sie sich einen Beratungstermin. Das geht am schnellsten mit einem kostenfreien Anruf im Service Center der Arbeitsagentur unter 0800 4 5555 00.“ Das Service Center der Arbeitsagentur ist montags bis freitags von 8 bis 18 zu erreichen.

Hintergrund „JugendServiceMSE“

…unterstützt und begleitet junge Menschen unter 25 Jahren bei:

· der Berufswahl und -vorbereitung

· der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz

· der Wahl geeigneter Bildungswege im berufsbildenden System

· der Wahl des passenden Studiums

· der Bewältigung von Problemen in der Schule oder während der Ausbildung

· der Bewältigung persönlicher Probleme.

In den Anlaufstellen des JugendService (Neubrandenburg, Neustrelitz und Waren) arbeiten die Mitarbeiter der Berufsberatung, Arbeitsvermittler für Jugendliche aus Arbeitsagentur und Jobcenter sowie Mitarbeiter des Jugendamtes unter einem Dach, Tür an Tür, Hand in Hand.


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