Juli: Arbeitsmarkt der Seenplatte erholt sich leicht

31. Juli 2020

„Das Coronavirus hat den Arbeitsmarkt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte etwa auf das Niveau von Juli 2018 zurückgeworfen. Und auch wenn sich der Arbeitsmarkt erholt, die Auswirkungen der Pandemie sind weiter zu spüren. Dabei wirkt die Nutzung von Kurzarbeit wie eine Barriere vor weiter steigender Arbeitslosigkeit. Dass die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen weiter steigt, ist ein gutes Zeichen. Wir sehen einen ersten Aufstieg aus dem Corona-Tal“, kommentiert Thomas Besse, Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, die aktuellen Zahlen.

Im Juli waren in der Seenplatte 11.924 Menschen ohne Job. 65 weniger als im Juni. Die Arbeitslosenquote liegt bei 9,1 Prozent. Im Juli 2019 lag die Quote bei 8,2 Prozent.

Thomas Besse: „Der Arbeitsmarkt, auf den die Corona-Pandemie im Frühjahr getroffen ist, ist sehr robust gewesen. Die jetzigen Auswirkungen sind zweifelsfrei virusbedingt, kaum konjunkturell oder strukturell verursacht und haben den Arbeitsmarkt etwa auf das Niveau von Juli 2018 (11.851 Arbeitslose) zurückgeworfen. Und bis das Vor-Krisen-Niveau erreicht ist, könnten zwei, vielleicht sogar drei Jahre vergehen.“

Jugendarbeitslosigkeit typisch für den Sommer

Zum Saisonbild in einem Juli passt, dass die Zahl der Menschen, die sich nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes neu oder erneut arbeitslos melden mussten, gestiegen ist. „Der Grund liegt überwiegend im Zusammentreffen mehrerer Kündigungstermine (Ende des Monats/Quartal/ Halbjahr). Betroffen sind hiervon insbesondere Männer und Frauen aus dem Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III“, sagte Besse.

Besse weiter: „Saisontypisch steigt in den Sommermonaten die Jugendarbeitslosigkeit überdurchschnittlich an. Hier spiegeln sich die Sommerferien und die auslaufenden Ausbildungsverhältnisse wider. Junge Fachkräfte, die im Anschluss an ihre Ausbildung nicht übernommen wurden, melden sich arbeitslos. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen wieder entspannen. Denn die jungen Fachkräfte haben deutlich bessere Chancen, nach einer kurzen Sucharbeitslosigkeit ihren Weg in den Arbeitsmarkt – so es das Corona-Infektionsgeschehen zu lässt – zu finden.“

Der Arbeitsmarkt in der Mecklenburgischen Seenplatte steht weiterhin unter dem Einfluss der Pandemie: „Das zeigt die große Zahl von Menschen, die derzeit in Kurzarbeit sind. Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Bis Mitte Juli wurde für mehr als 26.974 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich, im Februar und März 2020, 5.269 Mitarbeitende – aus 1.183 Unternehmen – in Kurzarbeit. Das sind 68 % der zuvor getätigten Anzeigen“, sagte Besse.

Röbel mit höchstem Anstieg von 19 Prozent

„In Richtung Spätsommer prognostiziert Besse: „Der Rückgang dürfte sich im kommenden Monaten fortsetzen – wenn es das Infektionsgeschehen zu lässt. Erst für den November rechne ich mit einem saisonbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit.“

Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ (ohne Kurzarbeit) – um 2.735 höher und die Arbeitslosenquote bei 11 Prozent.

634 Männer und Frauen mussten sich im Juli nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte arbeitslos melden. Das sind 70 weniger als im Juli 2019. 742 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit beenden. Das sind 37 weniger als im Vorjahresmonat.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juli von +5% bei 50-Jährigen und Älteren bis +15% bei 15- bis unter 25-Jährigen.

Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr um 819 zurückgegangen. Zurzeit gibt es 2.739 freie Arbeitsstellen. 92 mehr als im Vormonat.

Die größte Nachfrage gab es im Juli aus den Bereichen: Callcenter und Zeitarbeit (687 freie Stellen im Bestand); im verarbeitenden Gewerbe (284); im Baugewerbe (282); im Gastgewerbe (266); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (265); sowie im Handel-/ Instandhaltung u. Reparatur von Kfz (255).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Juli relativ einheitlich. In allen Regionen war im Vergleich zum Vorjahresmonat eine Zunahme zu verzeichnen. Vergleichsweise günstig war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Altentreptow; dort stieg der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,3%. Demgegenüber steht die Entwicklung in Röbel mit einer Zunahme von 19%.


Kommentare sind geschlossen.