Kalte Rückenschauer und feuchte Augen

24. April 2015

Zum Auftritt des Röbeler „Heartchores“ in der Kirche Stuer hat uns folgender , sehr emotionaler Leserbrief erreicht:

Ja, ich gebe zu, mein Verhältnis zu Auftritten von Chören verschiedener Gattungen war bisher leicht gestört. Versteifte Damen und Herren, die Gesangsmappe und sich daran festhaltend, in den Händen, den gestrengen Blicken und Anweisungen des Chorleiters folgend, sangen alte Volksweisheiten in die Menge, tirilierten Seemannslieder oder bestraften ihr Publikum mit altbackenen Kirchenweisheiten. Sicherlich, vielen Menschen gefällt dies, mir jedoch ging das ordentlich auf die Nerven. Daher mied ich derartige Veranstaltungen tunlichst.

Am vergangenen Samstag jedoch wollte ich mir den Heart-Chor aus Röbel ansehen und fuhr mit gemischten Gefühlen in die Dorfkirche nach Stuer. Was ich dann dort erleben durfte hat mich in meinen Grundfesten erschüttert!
Die Hütte, sorry, die Kirche rappelvoll, Publikum allen Alters, jeder in freudiger Erwartung des Auftrittes der Jungs und Mädels unter Leitung von Herrn Hübner. Gut, warte mal ab, was die Herzdamen und Herzbuben so anzubieten haben.

Schon der Einlauf war für mich überraschend. Lächelnde Gesichter, freudig in die Menge winkende Menschen betraten den Saal. „Wo sind eigentlich deren typische Chormappen, die haben die bestimmt vergessen!“ war einer meiner Gedanken. Alle stellten sich hin und trällerten grinsend „Ich bin morgens immer müde, aber abends immer wach.“
Rhythmisch mitschwingend, die eine mehr, der andere weniger, wach waren alle, spürbar fit. Begleitet von Saxophon, E- Piano und Rhythmustrommel merkte ich: Hier ist irgendwas anders als bei anderen Chorauftritten. Nix ist verstaubt, hier wirkt alles frisch und authentisch. „Wir sind wir!“, so die Botschaft der Sänger und Sängerinnen, wir haben unseren Spaß und wir nehmen euch, liebe Gäste, mit.

Lied auf Lied wurde dargeboten, immer außergewöhnlich bewundernswert. Hier steht der Spaß am Gesang im Mittelpunkt, beflügelt von der Freude am Auftritt, am gemeinsamen Miteinander zwischen Chor und Zuhörern. Über diverse englische Titel wie „Hey Brother“ oder „Dont gimme that“, die zugegeben nicht meine Favoriten waren, da ich nicht alles verstand, kamen wir in den Genuss deutscher Titel wie „Wovon sollen wir träumen“ oder „Ich sag nicht ja“. „Gib mir nur ein Wort“, „Kling klang“ oder „Still“ – über Erpelpelle (Gänsehaut) bis zu – gebe ich ungern zu – feuchten Augen, es war alles dabei. Mir läuft es jetzt noch kalt den Rücken herunter, ich war echt angefasst. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass mir das an diesem Samstagabend wiederfährt.

Zwischendurch gab es ein mit Fingerschnippendes, Hände auf die Schenkel schlagendes und alle Chormitglieder versetzt springendes handgemachtes Gewitter. Ich habe die Augen geschlossen und zugehört – unglaublich wie echt das Naturschauspiel nachgeahmt wurde. Phänomenal!

Schlussendlich sage ich, dass alle die, die nicht da waren und sich denken „Da habe ich wohl was verpasst?“ mit dieser Meinung völlig Recht haben. Ein Genuss, individuell, fesselnd und faszinierend! Bitte gebt uns mehr davon!
Ich werde mich informieren und die nächsten Auftritte live verfolgen und kann jedem Leser nur empfehlen es mir gleich zu tun, auch wenn es dann im Saal voller wird und ich vielleicht eher los fahren muss, um mir einen Platz zu sichern.
Vielen Dank für diesen beglückenden Auftritt und „Schön, dass wir diesen Chor in Röbel haben!“

Ein dankbarer Gast am Samstag, den 18. April 2015, in der Dorfkirche Stuer

Heart


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