Keine Einigkeit zu Gottesdiensten in Warens Kirchgemeinden

22. Dezember 2020

Ausgerechnet zu Weihnachten präsentieren sich Warens Kirchgemeinden in der Öffentlichkeit gespalten. Während die Katholische Kirchgemeinde, die Baptistengemeinde und die Georgengemeinde wie alle anderen Kirchen in der Müritz-Region auch sämtliche Gottesdienste, Christvespern und auch das Krippenspiel auf der Freilichtbühne (16 Uhr) abgesagt haben, halten die Mariengemeinde unter Pastor Marcus Wenzel und die Landeskirchliche Gemeinschaft an ihren Gottesdiensten zu Heiligabend und auch am Krippenspiel auf der Freilichtbühne (14 Uhr) weiterhin fest.
Die Kirchgemeinden, die ihre lange vorbereiteten Gottesdienste schweren Herzens abgesagt haben, begründen das mit den hohen Corona-Fallzahlen und der dringenden Empfehlung der Pröbstin, auf die Veranstaltungen zu verzichten. Pastor Wenzel schreibt in seiner Erklärung, dass es wohl keinen Königsweg für den richtigen Umgang mit dieser schwierigen Situation gibt.
Hier sowohl die Mitteilung der Pastorin der Warener Georgengemeinde, Anja Lünert, als auch die Erklärung von Marcus Wenzel im Wortlaut:

Pastorin Anja Lünert, Georgengemeinde:

Das ist jetzt schwer, aber gestern hat es erneute Handlungsempfehlungen für die Durchführung von Gottesdiensten bis einschließlich 10.1. gegeben. Grund ist der immer weiter steigende Inzidenzwert. Corona ist in Landkreis MSE angekommen und breitet sich rasant aus.

Wir folgen der dringenden Empfehlung unserer Pröpstin und sagen alle Gottesdienste und Veranstaltungen der Kirchengemeinde St. Georgen bis einschließlich 10.1. ab. Die ausgegebenen Karten für den Heiligen Abend können zwischen 11.1. und 31.1. bei uns im Büro zurückgegeben werden. Anderenfalls fließen die Einnahmen aus der Schutzgebühr der Aktion „Brot für die Welt“ zu.

Wir mussten als Mitarbeitende und Kirchengemeinderatsmitglieder erneut eine Entscheidung treffen. Wir haben in den vergangenen Wochen immer wieder zwischen dem Bedürfnis der Menschen nach Gottesdienst und Trost und der Gefahr, die Ausbreitung des Virus mit zu unterstützen, abgewogen. Am 4. Advent war bereits im sehr gut besuchten Gottesdienst diese Ambivalenz deutlich in der Gemeinde spürbar. Es waren viele gekommen, aber die Atmosphäre war ängstlich, und etliche sind schon vor dem Ende des Gottesdienstes gegangen.

Wir wissen, dass viele von Ihnen enttäuscht, vielleicht sogar wütend sind. Andere Gemeinden – auch in Waren – werden möglicherweise anders entscheiden und Gottesdienste feiern. In erster Linie müssen wir aber selbst mit unseren Entscheidungen leben und die Verantwortung für das, was wir tun und lassen, übernehmen.

So haben wir im Kirchenvorstand mehrheitlich dafür votiert, vorläufig keine Präsensgottesdienste mehr anzubieten. Das bedeutet auch für uns, zu akzeptieren, dass in diesem Jahr etwas fehlt, was uns Freude macht. Und das ist sehr schwer.

Sie sind eingeladen, am Heilig Abend um 21.30 Uhr im LiveStream die musikalische Christnacht mitzufeiern.

Feiern Sie Andachten zu Hause. Auch in den Medien wird es vielfältige Angebote geben. Nutzen Sie diese! Weihnachten steht und fällt nicht mit dem Gottesdienst in Ihrer Kirche.

Es ist übrigens auch ganz egal, wenn Sie am Donnerstag nicht alle Geschenke zusammen haben. Weihnachten steht und fällt mit unserer Mitmenschlichkeit und Rücksichtnahme, mit unserer Liebe und Geduld.

Weihnachten steht und fällt auch mit unserem Mitgefühl für die Erkrankten und Verstorbenen und die Pflegekräfte und Ärzte, die auch zu Weihnachten bis an den Rand der Überforderung um Menschenleben kämpfen. Auch in unseren Kliniken.

Wenn das Kind in der Krippe in Ihrem Herzen das Wichtigste ist, dann wird ER kommen und wird Trost, Kraft und Segen bei Ihnen lassen! Trotz Corona. Trotz Kontaktbeschränkungen.

Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes und lichtvolles Weinnachtsfest!

Kommen Sie behütet in das Neue Jahr 2021!
Im Namen aller Mitarbeitenden von St. Georgen

Ihre Pastorin Anja Lünert

Pastor Marcus Wenzel, Mariengemeinde:

Die Corona-Infektionszahlen steigen auch bei uns im Landkreis scheinbar unaufhörlich. Um diesen Trend zu stoppen, sind alle aufgerufen, über die Festtage möglichst auf Begegnungen zu verzichten. So richtig diese Strategie der Kontaktvermeidung auf der einen Seite auch sein mag, berücksichtigt sie andererseits leider nicht, was es mit Menschen macht, wenn sie mit ihrer Angst und Einsamkeit allein gelassen werden.

So gibt es wohl keinen Königsweg für einen richtigen Umgang mit dieser schwierigen Situation. Auch die Kirchengemeinden unserer Stadt gehen in der Bewertung dieser Konstellation unterschiedliche Wege. So sagen die Georgengemeinde und die kath. Pfarrei Seliger Niels Stensen alle Gottesdienste und Veranstaltungen bis einschließlich 3. bzw. 10 Januar 2021 ab. Auch die Baptistengemeinde bietet bis auf weiteres keine Gottesdienste in ihrem Gemeindehaus an.

Andere Wege gehen die Mariengemeinde und die Landeskirchliche Gemeinschaft, die zunächst an ihren Gottesdiensten festhalten, um Menschen eine Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte zu bieten. Diese Entscheidungen stehen allerdings unter dem Vorbehalt, dass nicht seitens der Behörden kurzfristig noch andere Verordnungen erlassen werden. Gleichzeitig weisen die beiden Gemeinden aber ausdrücklich darauf hin, dass Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, bitte gründlich abwägen, ob sie an einem der Gottesdienste teilnehmen.

Als Alternative bieten Pastor Wenzel und Prediger Thomas Bast auf Anfrage seelsorgerliche Einzelgespräche an. Gleiches gilt auch für Pastorin Lünert von der Georgengemeinde und Bruder Martin von der katholischen Gemeinde.

Wer Heiligabend und in den Weihnachtstagen dennoch zum Gottesdienst gehen mag, braucht für die meisten Gottesdienste eine Eintrittskarte bzw. muss sich vorab anmelden. Eintrittskarten können im Pfarrbüro in der Mühlenstraße gegen eine Schutzgebühr abgeholt werden. Die Anmeldung für die Gottesdienste der Landeskirchlichen Gemeinschaft am 1. Weihnachtstag erfolgt über Prediger Thomas Bast in der Rabengasse. Für die Gottesdienste im Garten des Gemeindehauses in der Unterwallstraße 21 an Heiligabend braucht es keine Eintrittskarte. Aber auch dort wird es eine zahlenmäßige Obergrenze geben.

Nähere Informationen dazu finden sie auf der Homepage der Mariengemeinde (www.stmarien.de). Abschließend sei darauf hingewiesen, dass entsprechend der vorliegenden Hygienekonzepte Menschen mit coronatypischen Krankheitssymptome nicht an den Gottesdiensten teilnehmen dürfen.


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