Kindernotfall – kleine Patienten, aber große Herausforderung

24. Juni 2018

Im Notfall ein Leben retten – das ist möglich durch Reanimation, wenn man lebensrettende Sofortmaßnahmen beherrscht. Besonders beim kindlichen Notfall, der auch bei Ärzten nicht unbedingt zum Arbeitsalltag gehört, bedarf es schnellen Handelns, denn es ist ein hochemotionales, komplexes und dramatisches Geschehen. Die beteiligten Helfer werden vor große Herausforderungen gestellt und müssen binnen Sekunden Entscheidungen treffen und die richtigen Handlungen ausführen. Um für den nächsten Ernstfall gut vorbereitet zu sein, ist es für sie von besonders großer Bedeutung, sich regelmäßig mit der Reanimation von Säuglingen und Kindern auseinanderzusetzen und diese zu trainieren.
Die Ärzte und Pflegekräfte des MediClin Müritz-Klinikum, in dem täglich neue Erdenbürger das Licht der Welt erblicken, haben sich in dieser Woche mit der Thematik auseinander gesetzt und ihre Kenntnisse aufgefrischt.

Unter den Teilnehmern befanden sich auch Mitarbeiter aus umliegenden Krankenhäusern sowie niedergelassene Ärzte. Für die Fortbildung konnte die MediClin-Einrichtung mit Dr. med. Dirk Manfred Olbertz einen ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet als Referenten ins Haus geholt. Dr. Olbertz ist gebürtiger Rostocker und seit 1999 Chefarzt der Neonatologie im Südstadtklinikum in Rostock, das mit mehr als 3200 Geburten pro Jahr zu den größten Geburtskliniken Deutschlands gehört. Er sagt: „Es ist wichtig, dass diese Notfallsituation mindestens einmal im Jahr geübt und im Anschluss in Bezug auf die Abläufe sowie die Bereitstellung der notwendigen Materialien ausgewertet wird“.

„Indikationen zur Reanimation eines Kindes nach der Geburt sind: Blässe, fehlende Atmung, fehlender Puls und wenn der Blutdruck nicht messbar ist. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass man Säuglingen nach der Geburt noch den bekannten „Klaps“ auf den Hintern gibt, wird dies heute nicht mehr durchgeführt, sondern es reicht eine einfache Stimulation, wie Massieren des Rückens oder Kitzeln der Fußsohlen, auf die das Kind anspreche sollte. Wenn dann nach 30 Sekunden keine Atemgeräusche des Neugeborenen zu hören sind und keine Ausatemluft an der Wange zu spüren ist, dann sollte mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen werden.“, erklärt der Rostocker Chefarzt.

Da Kinder sich sowohl in der Anatomie als auch in der Physiologie von Erwachsenen unterscheiden, gibt es beim Ausbleiben der Atmung und einem Herzkreislaufstillstand Besonderheiten zu beachten und zu trainieren. Diese Besonderheiten erklärte Dr. Olbertz den anwesenden Ärzten sowie Pflegekräften und demonstrierte sie im Anschluss am sogenannten Phantom, einer Reanimations-Übungspuppe.

Wie genau verfahren werden sollte ist auch in den Leitlinien zur Reanimation und Erstversorgung  von Neugeborenen festgeschrieben. Diese werden alle fünf Jahre überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Auch die Ausrüstung in speziell vorhandenen Reanimationskoffern, die im Falle einer Notfallsituation benötigt wird, muss stets überprüft und per Checkliste vollständig gehalten werden.

Im Anschluss an den Vortrag und die Wiederbelebungsübung hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, selber die Reanimation von Neugeborenen zu trainieren und ihre Fähigkeiten aufzufrischen. Nach der Fortbildung fühlen sich die Beteiligten nun für den zum Glück nur sehr selten eintretenden Notfall gut gerüstet.

Text und Fotos: Jenny Thoma, MediClin Müritz-Klinikum


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