Konjunkturindikator bleibt trotz Eintrübung auf „gelb grün“

20. Februar 2021

Trotz der Verschärfung der Kontaktbeschränkungen im Januar und der Verlängerung bis März sind die Aussichten für die deutsche Wirtschaft relativ stabil. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In der Drei-Monats-Prognose für Februar bis Ende April zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt und nach einem Ampelsystem arbeitet, wie in den Vormonaten „gelb-grün“. Die mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit ist zwar auf 24,2 Prozent gestiegen, nach 10,4 Prozent im Januar und 20,9 Prozent im Dezember.

Auch die statistische Streuung im Indikator – sie spiegelt die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure wider – ist auf 18,3 Prozent angewachsen. Das reflektiert nach Analyse des IMK auch außenwirtschaftliche Konjunkturrisiken, die im Zusammenhang mit der internationalen Ausbreitung von Corona-Virusmutationen stehen. Sie könnten vorübergehend auch den Konjunkturmotor der vergangenen Monate, die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe, belasten – etwa, wenn Lieferketten gestört werden. Doch auch mit den beobachteten Eintrübungen liegt das Rezessionsrisiko derzeit lediglich auf dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen fünf Jahre. Damit erscheint ein Rückfall in eine Rezession, gemessen an der üblichen Definition zweier aufeinanderfolgender Quartale mit schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt (BIP), unwahrscheinlich. Ab dem zweiten Quartal geht das IMK in seiner aktuellen Prognose vielmehr von einer dynamischen Erholung der Konjunktur aus, weil dann die in den vergangenen Monaten nicht realisierten Ausgaben der Haushalte und Unternehmen teilweise nachgeholt werden dürften.

Schneller Aufwärtstrend nach Lockerungen erwartet

Der aktuelle Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit beruht vor allem auf zwei Faktoren: Erstens sind zuletzt, erstmals seit April 2020, die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe gesunken. Zweitens hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft eingetrübt, was sich etwa im ifo-Geschäftsklimaindex bemerkbar macht.

„Durch die verordneten Betriebsschließungen in Gastronomie und Einzelhandel wird das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal des Jahres wahrscheinlich schrumpfen. Auch witterungsbedingte Einflüsse belasten kurzfristig die Konjunkturdynamik“, sagt Dr. Thomas Theobald, Referatsleiter für Finanzmärkte und Konjunktur am IMK. „Danach dürfte es aber schnell wieder aufwärts gehen, wenn die Kontaktbeschränkungen gelockert werden. Entscheidend für die Konjunkturentwicklung im Verlauf des Jahres ist die zunehmende Zahl von gegen das Coronavirus geimpften Personen und die abnehmende Belastung durch die Pandemie.“

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.


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