Kuhnle-Chef: Corona-Politik blockiert Investitionen in der Region

29. April 2020

Es sollte ein Neustart nach zehn Jahren Abwesenheit werden: An der Peene sollten in der Saison 2020 wieder Hausboote in Rechlin ansässigen Unternehmens KUHNLE-TOURS fahren. Diesen Neustart hat Firmenchef Harald Kuhnle jetzt abgeblasen. Die Ursache sieht der seit der Wiedervereinigung in Mecklenburg-Vorpommern ansässige Unternehmer in der „realitätsfernen Corona-Politik“ der Landesregierung. Kuhnle: „Wir haben keine zeitliche Perspektive, wann wir wieder Boote vermieten dürfen. So kann man kein seriöses Geschäft betreiben.“ Es tue ihm sehr leid um die Region Mecklenburgische Schweiz/Flusslandschaft Peene, aber es bleibe ihm keine Wahl, als die Investitionen einzusparen. „Damit wird dieses strukturschwache Gebiet erneut stark getroffen“, bedauert Kuhnle, zudem sei viel der dort vorhandenen maritimen Infrastruktur hoch gefördert und liege nun brach. Auch die Lebensqualität im ländlichen Raum leide. Geplant war, dass ab April 2020 zunächst vier Hausboote auf der idyllischen Peene unterwegs sein sollten.

Und das meint der Unternehmer: „Die Situation im Bundesland mit der niedrigsten Infektionsrate (Stand 27. April: 675 positiv Getestete, davon 17 Todesfälle und 547 Genesene, entspricht 111 aktuell ansteckenden Menschen, also in etwa einem pro 208 Quadratkilometer Landesfläche) lässt eine schrittweise Öffnung weit über die diffusen Pläne der Landesregierung hinaus zu. Dem 5-Stufen-Plan der Regierung ist anzusehen, dass er ohne Beteiligung von Tourismusunternehmen gemacht worden ist. Zudem fehlen außer dem Starttermin der 1. Phase weitere Daten, sowie Zahlen und Kriterien anhand derer entschieden würde. Wir wollen für unsere Chartercrews, Liegeplatzkunden und Geschäftspartner ein zuverlässiges Gegenüber sein. Die spontanen Bauch-Entscheidungen der Landesregierungen helfen da wenig.“

Kritik an Unterstützung für Werften

Auch staatlich verbürgte Kredite seien da keine sinnvolle Unterstützung. Kredite müssten zurückbezahlt werden, aber ein Boot könne genau wie ein Hotelzimmer nur einmal vermietet werden. Kuhnle: „Viel wichtiger ist es, dass wir arbeiten können. Wir wollen unser Geld verdienen. Dann brauchen wir auch nichts geschenkt. Wir haben 90 Mitarbeiter, die ihre Berufe gern ausüben und das auch so gut können, dass wir unsere Gäste mit unseren Booten und Dienstleistungen begeistern.“

Als durchaus „erhellend über die Wirtschaftskompetenz“ der Landesregierung bezeichnete Kuhnle die Tatsache, dass sehr zügig die Rettung der Großwerften in MV verkündet worden sei, obwohl der Bau neuer Kreuzfahrtschiffe durch die Pandemie für die nächsten Jahre keine Zukunft mehr habe.

„Wir hoffen, dass die Vermietung von Booten zumindest an der Müritz und auf der mecklenburgischen Kleinseenplatte bald wieder möglich sein wird. Boote sind schwimmende Quarantänestationen, damit macht man Urlaub ganz weit weg von der Masse in der Natur.“


5 Antworten zu “Kuhnle-Chef: Corona-Politik blockiert Investitionen in der Region”

  1. Klaus M sagt:

    „realitätsfernen Corona-Politik“
    – Wer hier wohl realitätsfern ist. Was glaubt Herr Kuhnle denn was passiert, wenn hier bei uns in M-V reihenweise in den Krankenhäusern Menschen eingeliefert werden, weil sie beatmet werden müssen. Irgendwann sind alle Betten belegt und die Krankenschwestern und Ärzte müssen dann entscheiden wer jetzt beatmet wird und wer nicht
    (also stirbt). Das macht auch mit der Psyche ordentlich was.
    Dann kommt ein Bootstourist, der sich recht stark an seiner Kochplatte auf dem Boot verbrannt hat und wird weggeschickt: „Ihre Frau kann Sie ja nach Hause fahren nach NRW und dort gehen Sie in ein Krankenhaus zur Behandlung. Ist ja nicht so schlimm….“
    Glaubt Herr Kuhnle, dass diese Maßnahmen keine Langfristfolgen haben?
    Es geht jetzt um 1 Jahr – schlimm ist es natürlich trotzdem, aber als Vercharterer hat man sein Geschäft für 15 Jahre und mehr aufgebaut. Die Boote müssen sich auch erst einmal bezahlt machen.

    „vorhandenen maritimen Infrastruktur hoch gefördert und liege nun brach“
    – Aber nur für eine Saison. Selbst wenn Firmen Pleite gehen, kommen recht schnell neue Firmen wieder um diesen Platz einzunehmen. Denn in einer normalen Saison ohne Corona läuft das Geschäft ja gut und um Schiffe zu verchartern ist kein Doktor in Betriebswirtschaft nötig.

    „vier Hausboote“
    – Wegen dieser lächerlich kleinen Zahl soll jetzt die „die Lebensqualität im ländlichen Raum leiden“

    “ die Rettung der Großwerften in MV verkündet worden sei, obwohl der Bau neuer Kreuzfahrtschiffe durch die Pandemie für die nächsten Jahre keine Zukunft mehr habe“
    – Da hat Herr Kuhnle mal so überhaupt keine Ahnung von Wirtschaftshilfen und den Bau von Seeschiffen.
    Natürlich werden in diesem und dem nächsten Jahr keine großartigen Kreuzfahrtschiffe benötigt. Allerdings sollte gerade die „MV Werften“ für China speziell designte Schiffe und Kreuzfahrtschiffe für den Polarbereich (Eisklasse) bauen. Die Chinesen werden auch nach der Krise weiterhin Kreuzfahrten machen und das nicht zu knapp. Das erste der neuen Schiff sollte 2021 fertig sein. Zu diesem Zeitpunkt wird es nicht mehr benötigt, aber schon 2022 und 2023 wird es wieder eine Nachfrage in China nach Kreuzfahrten geben und deshalb muss man diesen Bau jetzt nach hinten verschieben.
    Die Werft hat aber anders geplant und dementsprechend auch Vorverträge mit externen Firmen (Schiffsausstattungen) abgeschlossen und Leute eingestellt und die Zulieferbetriebe haben schon Schiffsausstattungen gebaut und warten jetzt auf ihr Geld (müssen ja auch ihr Personal bezahlen).
    Wenn man dieser Werft jetzt nicht hilft, dann ist das Risiko sehr hoch, dass die Werft trotz voller Auftragsbücher Pleite geht. Einfach weil die Verbindlichkeiten für dieses und nächstes Jahr anders eingeplant waren.
    Diese Werft beschäftigt aber an 3 Standorten 3000 Mitarbeiter und dazu kommen dann die ganzen indirekten Arbeitsplätze bei den Zulieferbetriebten.
    Man kann ja glauben, dass die Kreuzfahrtbranche in Europa einen Abschwung erleiden wird.
    Jedoch sind die Anforderungen an Schiffen für den chinesischen Touristen und den chinesischen Markt ganz andere.
    Sonst hätte der chinesische Auftraggeber auch „normale“ Kreuzfahrtschiffe mit 4000 bis 5000 Passagieren bestellen können. Hat er aber nicht, sondern die „Global Schiffsreihe“ designen lassen mit 9500 Passagieren.

    P.S.
    Natürlich hat ein Herr Meyer von der Meyerwerft in Niedersachsen eine andere Meinung. Ist aber auch ein Konkurrenzunternehmen und würde sich bestimmt auch freuen, wenn ein Konkurrent pleitegeht (weil ihm nicht geholfen wird).

  2. Ein Warener sagt:

    an Klaus M

    Ich glaube Sie haben etwas zu weit am Ziel mit Ihrem Kommentar vorbei geschossen.
    Ich glaube unsere Krankenhäuser sind gut auf gestellt.
    Momentan haben wir eine eine Zahl von 691 Infizierte, davon sind ca 560 gesund wieder und 17 Verstorbenen ( wo auch keiner weiß ob sie wirklich an oder nur mit Corona verstorben sind, da eine Autopsie vom RKI verboten worden ist) das sind also ca 114 Infizierte im Land . Wir haben ca. 1.635 Millionen Einwohner. Daher liegt die Zahl im im Promille Bereich.
    Also sollte man nicht immer Übertreiben. Das tuen schon die Medien mehr als genug.
    Zu Herr Kühnel:
    Bitte Mal auf die Internetseite von der Firma begeben. Er hat eine eigene Werft , wo seine Schiffe gebaut werden. Insgesamt sind es 120 verschiedene Typen.
    Er hat allein auf der Müritz über 130 Hausboote bzw. Schiffe. Wenn wir ein Boot mit 300.000€ rechnen sind es 39 Millionen Euro die da fahren. Ich glaube da hat Ahnung vom Schiffbau und dessen Vermarktung. Und er besteht seit 30 Jahren an der MÜRITZ ,was man von den Werften nicht behaupten kann.
    Desweiteren glaube ich auch nicht, das das konzortium der Werften in MV Steuern zahlen. Da sie meist ja aus dem Ausland kommen und sie bekommen sehr sehr oft finanzielle Hilfen und Bürgschaften vom Staat.
    Vielmehr sollte der Tourismus gefördert werden. Denn dort sind 130000 Menschen beschäftigt und sie verantwortlich für ca 10 Prozent des Steuereinkommens hier in MV.
    Und ich bin der festen Meinung , das das gefördert werden muss.
    Statt dessen kommt nichts von der Regierung hier. Kein Datum kaum angekommene Förderung usw. Aber die Kirchen dürfen öffnen. Das bringt uns ja auch raus der Kurzarbeit.
    Also erst überlegen und dann schreiben.

    • Klaus M sagt:

      Mir ist schon bewusst, wer Herr Kuhnle ist.
      Trotzdem ist sein Vergleich mit den MV Werften einfach nur lächerlich.
      Da hängt viel mehr dran. Wenn eine große Werft schließen muss, dann macht die wahrscheinlich nie mehr auf.
      Die Werft vom Kuhnle hat auch ein paar gut ausgebildete Facharbeiter und Ingenieure und jeder Arbeitsplatz in unserer Region ist wichtig, jedoch auch nicht so viele wie sie vielleicht denken.
      Dazu kommt natürlich noch der Charterbereich. Wobei hier viele Mitarbeiter auch nur Teilzeit im Sommer oder auch nicht ganzjährig beschäftigt sind. Hier wird also ein paar Arbeitsplätze durch Arbeitslosengeld im Winter „suventioniert“.
      Jedoch sollte man nicht die Größenordnungen unterschätzen, die eine Seeschiffswerft an Kaufkraft bringt. Für Rostock beispielsweise wäre das schon ein starker unangenehmer Schlag in den Magen, wenn auf einmal 1000 Arbeitsplätze (Standort Rostock) fehlen. Die Zulieferbetriebe kommen noch dazu.

      Zu den Steuern und ob die hier überhaupt bezahlt werden:
      Es gibt verschiedene Steuern und es mag auch sein, dass da viel getrickst wird. Das machen aber auch ganz andere Firmen, nicht nur internationale Werften.
      Aber die Lohnsteuer der Mitarbeiter wird auf jeden Fall bezahlt und da steht die „MV Werften GmbH“ mit 3000 Arbeitsplätzen ziemlich gut da.
      Wenn ein Charterbetrieb schließen muss, dann öffnet im nächsten oder übernächsten Jahr ein neuer.
      Denn die Nachfrage ist ja vorhanden, die Seenplatte verschwindet nicht auf einmal und lädt weiterhin zum Bootsurlaub ein. Deshalb mache ich mir um den Charterbereich keine Sorgen.
      Bei einer Werftschließung sieht das schon mal ganz anders aus.
      Nicht nur die Fachkräfte könnten dann ein Problem werden, wenn diese nach der Schließung wegziehen oder in einen anderen Betrieb wechseln. Allein schon die Anzahl ist nicht mehr so schnell neu einzustellen (zu finden).
      Auch wird viel Technik dann nach der Schließung verkauft und müsste bei einer neuen Werft (eine neue GmbH oder AG) für sehr viel Geld neu angeschafft werden.
      Da geht es einfach um ganz andere Summen und deshalb gründen sich sehr selten so große Firmen einfach mal neu.
      Eine Kuhnle Werft ist halt eine kleine/mittlere GmbH, ohne den Erfolg damit schmälern zu wollen.
      130 Schiffe klingt nach viel und für die Vermietung ist das auch ein Platzhirsch hier an der Seenplatte.
      130 Schiffe über 20 Jahre zu bauen sind aber auch „nur“ 7 Schiffe pro Jahr plus zusätzlich x Schiffe, die in die Welt verkauft wurden.
      40 Arbeitnehmer hat die Werft – da haben manche Baufirmen hier in Waren Müritz mehr.
      Ich will die Werft nicht klein reden, aber man sollte auch mit den Fakten sprechen.
      Man darf als Vergleich gerne mal das Metallgusswerk (MMG) in Waren Müritz nehmen.
      Wenn diese Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät und über 1-2 Jahre keine Propeller mehr herstellen kann, weil die Aufträge fehlen, dann wird sie ohne Finanzspritze wahrscheinlich nicht überleben und das wäre es dann für immer mit dieser Firma in Waren.
      Die guten und wertvollen Gerätschaften (und die Patente) werden dann vom Insolvenzverwalter verkauft und am Ende hat man arbeitslose Mitarbeiter, große Hallen und ein Bürogebäude.
      Die Fachkräfte mit Know How werden recht schnell in anderen Firmen und Branchen eine Arbeit finden und sind dann auch fast für immer weg.
      Dann würde sich niemals wieder ein Investor finden, der in einer Binnenregion mitten in Deutschland eine Firma gründen würde um Schiffspropeller für Seeschiffe herzustellen. Einfach weil man an anderen Orten bessere Startbedingungen hätte. Zum Beispiel näher am Wasser ohne lästigen Landtransport oder in billigeren Ländern.
      Bei der Kuhnle Werft ist das was ganz anderes. 130 Schiffe müssen auch gewartet und ab und zu erneuert werden.
      Allein dafür benötigt man schon eine Werft. Die kann aber auch Schneider Werft heißen.

      Tourismus wird ja gefördert. Jedes Jahr. Das hat mit Corona jetzt nichts zu tun.
      Es wird auch eine spezielle Förderung wegen Corona geben. Nur ist noch nicht klar wie diese aussehen soll.
      Mehrwertsteuer wurde ja schon mal gemindert, aber da wird noch mehr kommen.

      Mit den Krankenhäusern haben sie das nicht ganz verstanden.
      Natürlich haben wir jetzt nur so wenig Infizierte.
      Aber doch auch nur deshalb, weil sich M-V so abgeschottet hat.
      Wenn man jetzt unkontrolliert ohne Beschränkung (wie ein normales Jahr) wieder den kompletten Tourismus zulässt, dann werden die Infiziertenzahlen hochschnellen. Auch mit Mundschutz.
      Irgendwann haben sie dann einen Punkt erreicht, den das Warener Krankenhaus (weil Mittelpunkt der Seenplatte mit Krankenhaus) nicht mehr stemmen kann.
      Es ist ja gerade das regionale Ungleichgewicht bei der Verteilung der Touristen.
      Es gibt einige Hauptpunkte des Tourismusbetriebes in M-V, zum Beispiel Usedom, Rügen, Zingst aber auch die Seenplatte.
      In Friedland oder Gnoien machen die wenigsten Urlaub.

  3. rmk sagt:

    An Klaus M
    Es geht hier nicht um Charterboote – sondern um Arbeitsplätze .

  4. BAT sagt:

    Bin bei der Bootsvermietung hin und her gerissen. Auf dem Wasser ist man weit weg von allem, aber die Gäste wollen Service: Jeden Abend im Hafen liegen, Verpflegung, Duschen und WCs nutzen, Tanks müssen befüllt und geleert werden. Bootsübergaben und mehrstündige Einweisung nicht zu vergessen.
    Ankern kann kaum einer, oft ist es auch nicht erlaubt. Alles schwierig.