Landkreis: Sommerfest ist keine elitäre Vergnüglichkeit

16. August 2022

Nach knapp einer Woche hat es der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte doch noch geschafft, die Fragen von „Wir sind Müritzer“ zum umstrittenen Sommerfest zu beantworten. Denn der Kreis lässt es in diesem Jahr wieder krachen und lädt zum Sommerfest ein – mit gutem Essen und Trinken sowie Feuerwerk. Das stößt aber nicht nur auf Gegenliebe. Wie bereits berichtet, hat die AfD-Kreistagsfraktion vor dem Hintergrund der aktuellen Situation die Absage der Party gefordert. “Während eine Krise in Deutschland die andere jagt und viele vor den Heizkosten im Winter jetzt schon bibbern, sollen sich Kreistagsmitglieder und Gäste auf Kosten der Allgemeinheit vergnügen können”, so AfD-Fraktionschef Robert Schnell.
“Wir sind Müritzer” wollte es genauer wissen und hatte beim Landkreis am Mittwoch vergangener Woche angefragt, was die Fete kostet, wer eingeladen wird und wer entschieden hat, dass dieses Fest überhaupt stattfindet. Diese Fragen sind gestern nun endlich beantwortet worden. Dabei legt der Kreis Wert darauf, festzustellen, dass es sich bei dieser Veranstaltung um einen Jahresempfang handele, wie er in vielen Kommunen üblich sei. Auf der Einladung steht davon allerdings nichts, vielmehr wird zum Sommerfest mit Kultur und Kulinarischem eingeladen.

Die Bezeichnung bezieht sich nach Auskunft von Sprecher Nils Henke lediglich auf den Zeitpunkt des Jahresempfanges und sei eine Tradition, die fortgeführt werden soll. Auch handele es sich nicht um eine „elitäre Vergnüglichkeit“. Vielmehr möchte der Landkreis Menschen, die sich im besonderen Maße für den Landkreis eingesetzt haben, wertschätzen. Unter anderem soll Ehrenamtlichen und Menschen, die sich wirtschaftlich für den Kreis engagieren, gedankt werden. Außerdem sei das Sommerfest eine Veranstaltung im Sinne des „Innenmarketings“.

Dass dieses Fest in diesem Jahr wieder stattfindet, sei der Wunsch von Landrat Heiko Kärger (CDU) und Kreistagspräsident Thomas Diener (CDU) gewesen. Wie hoch die Kosten genau ausfallen, wisse man derzeit noch nicht, aber im Wirtschaftsplan der organisierenden Wirtschaftsförderung seien dafür 40 000 Euro eingestellt und vom Kreistag beschlossen worden. Im Jahr 2017 habe das Sommerfest 25 000 Euro gekostet, im Jahr 2018 laut Nils Henke 41 000 Euro und im Jahr 2019 demnach 35 000 Euro. Möglich würde das Fest auch durch das Sponsoring der drei Sparkassen sein.

Eingeladen wurden laut Landkreis Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und dem Ehrenamt – insgesamt 550 Einladungen wurden verschickt.

“Auch wenn das Sommerfest im Landkreis immer von den Sparkassen gesponsert wird, zahlen am Ende die Bürger als Kunden der Sparkasse das Vergnügen der Kreistagsmitglieder. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass die monatlichen Kontogebühren für Privatkunden der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin von 2,90 Euro um 4 Euro auf mind. 6,90 Euro angehoben werden. Ebenso können Überschüsse der Sparkasse, die nicht für ein Sommerfest des Kreistages ausgegeben werden, dem Kreishaushalt zugeführt und dort verwendet werden. Derzeit ist es eher angebracht, einen Krisenstab wie im Nachbarlandkreis Vorpommern-Greifswald zu organisieren, statt ein Sommerfest”, hält AfD-Fraktionschef Robert Schnell dagegen. Er fordert im Namen seiner Fraktion den Kreistagspräsidenten und den Landrat auf, dieses Sommerfest abzusagen oder von den Teilnehmern ein kostendeckendes Eintrittsgeld zu erheben.


11 Antworten zu “Landkreis: Sommerfest ist keine elitäre Vergnüglichkeit”

  1. Andreas Rösler sagt:

    Eine ganze Woche haben die im Landkreis Verantwortlichen gebraucht, um eine entsprechende Ausrede zu formulieren? Zum ersten Mal höre ich das Wort Jahresempfang, welches der Kreis dann mit den kommunalen Jahresempfängen vergleicht, wo aber alle Einwohner Zutritt haben. Wird dort auch so geprasst, mit Feuerwerk?

  2. MZ sagt:

    Hm, in manchen Städten ist es „Tradition“, dass am 1. Mai alles zerteppert wird. Vielleicht brauchen Landkreis und Sparkassen das hier auch, damit es dann eine realitätsnahe Verwendung für all das Geld gibt, das dem Bürger aus der Tasche gezogen wird!

  3. Stefan sagt:

    Wo kommt eigentlich diese „Die nehmen mir was weg!“-Mentalität her?

    Es kann uns doch wirklich egal sein was die Sparkassen mit ihrem Geld machen.
    Wenn sie Sportvereine unterstützen jammert doch auch niemand man würde sich von seinen Kontoführungsgebühren ein sozialtaugliches Image kaufen?
    Auch lese ich hier nicht einen Kommentar eines Mitarbeiters, der das Geld lieber ins Personal investiert gesehen hätte.

    40.000€ durch 550 Anwesende macht 72,73€ je Anwesenden.
    Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich kenne kaum jemanden, der solch einen Schnitt nicht bei einer Feier, beispielsweise Hochzeit, hat und da wird auch nicht von pompösen Ausschweifungen gesprochen und meist noch nicht mal von einem Feuerwerk.

    Die derzeitige Situation ist für uns alle eine Herausforderung.
    Ich lese immer von den „kleinen Einkommen“ und wie sehr sie belastet werden, aber der Mittelstand, welcher sich in den letzten Jahren einen finanziellen Puffer, zum Beispiel für die Modernisierung der Heizungsanlage, erspart hat, ist genauso betroffen.
    Dieser Puffer nimmt zusehends ab und die geplanten, teils notwenidgen, Investitionen können nicht mehr getätigt werden, was im weiteren Verlauf zu einer Beschleunigung des Schmelzprozesses, Stichwort Energiekosten, führt.
    Niemand möchte seinen Lebensstandard drastisch verschlechtern.
    Bisher wurde auch noch nie jemand am Existenzminimum allein gelassen.
    Im Gegensatz zu den meisten Ländern der Welt werden Sie hier nicht mal eben so obdachlos, verhungern, erfrieren, oder haben kein sauberes Trinkwasser.

    Wenn der Kreis also meint, er könne sich solch ein Fest erlauben, dann gestehen Sie ihm das doch einfach zu.
    Es wird niemand deswegen einen Cent mehr, oder weniger, erhalten.

    Die Woche bis zur Beantwortung lässt sich übrigens sehr leicht mit der Urlaubs-/ Ferienzeit und den aktuellen Krankenständen erklären.
    Nicht das ich für den Kreis tätig wäre, aber ich weiß, wie lang in meinem beruflichen Zweig derzeit einige Dinge dauern.

    Atmen Sie und versuchen Sie zur Abwechslung mal etwas, dass dem Deutschen an sich schon sehr schwer fällt: Gönnen ohne Neid.

  4. Roller sagt:

    @Stefan. Wenn es pro Gast nicht so viel Geld ist, kann ja auch Eintritt gezahlt werden.
    Weiterhin missbillige ich die verallgemeinernden und abwertenden Aussagen über die Bürger unseres Landes. Ich bin kein AfD – Anhänger. Ich weiß aber, dass viele Menschen in D hilfsbereit, fleißig und in Notsituationen überaus großzügig sind!!! Normal denkende Leute mit Herz auf dem richtigen Fleck. Was Sie da schreiben von „atmen Sie“ und „gönnen ohne Neid“ erscheint mir hier nicht recht passend und irgendwie giftig.
    „Bisher wurde noch nie jemand am Existenzminimum allein gelassen.“ Wie abschätzig und hässlich das klingt! Es gibt sicher Scharen von Obdachlosen, die dazu einiges zu sagen hätten. Ein Hohn auch für Rentner und andere Menschen mit wenig Geld.
    Dieses Sommerfest ist nur die Spitze eines Eisbergs von Dingen, die dem Bürger normal gar nicht bekannt werden.
    Ja, und die Banken? Die Banken betrachten gewaltige Summen als „ihr Geld“, wie Sie schreiben. Fakt ist jedoch, dass die Banken eine unersättliche Gier nach Geld haben, dem Geld anderer Leute, mit dem sie am Ende gar nicht umgehen können. Mit Steuer – MILLIARDEN mussten die die armen, fetten Banken gerettet werden!!! Und nicht etwa vor dem Kommunismus, nein, vor sich selbst!! Und jetzt sponsern sie die Sportvereine, weil es sich gut macht, und Politik und Verwaltung, damit diese die Hybris der Banken nicht beschneidet. Was wir bei dem Jahresempfang in klein sehen, funktioniert auch in groß.
    Die Empörung der Bevölkerung ist verhältnismäßig gering, wenn man bedenkt wie alle „gemolken“ werden.

  5. H.W. sagt:

    Roller, es lohnt sich nicht den Unsinn den Stefan Ab-u. Zu verbreitet zu lesen bzw. zu kommentieren. Vielleicht trifft für ihn auch das Sprichwort zu „Getroffene Hunde bellen“

  6. Stefan sagt:

    @Roller

    Leugnen Sie etwa den Trend zur Neidgesellschaft?
    Es beginnt im Büro, wo darüber spekuliert wird wer welches Gehalt bekommt und man sich immer ungerecht behandelt fühlt, geht weiter bei vielen Berufsgruppen und deren Durchschnittseinkommen, das Auto der Nachbarn und wie sie sich den Urlaub leisten können…
    Es ist wirklich erschreckend wie wenig wir gönnen können!
    Natürlich sind das nicht alle, aber es werden gefühlt jeden Tag mehr.
    Das hat nebenbei nichts mit den großen Herzen und der Spendenbereitschaft, vieler toller Menschen zu tun. Das Eine schließt das Andere leider nicht aus. Ich kann durchaus weniger Privilegierten etwas geben und dennoch ungnädig nach oben blicken. Ich nehme mich hiervon übrigens nicht in aus, nur habe ich das für mich erkannt und arbeite an mir.

    Ich verhöhne keine Obdachlosen, oder sonst jemanden, ich verstehe einfach die übergreifende Hysterie nicht.
    Es gibt unzählige Menschen, die nicht wissen wie sie die Mehrkosten stemmen sollen, aber das ständige und immer aggressiver werdende, Gerede von, zumeist nicht einmal direkt, Betroffenen ist schon erschreckend und hilft wirklich niemandem.
    Ganz nebenbei sollten wir auch mehr über junge Familien reden. Rentner haben häufig ein abbezahltes Haus, oder einen alten Mietvertrag mit weit geringerer Miete als in Neuverträgen. Das heißt nicht, dass es dort keine Probleme gibt, aber die Renten werden weit regelmäßiger angepasst als die meisten Gehälter.

    Sie vergleichen einige Banken mit den hier gemeinten Sparkassen und unterstellen diesen übertriebene Gier. Ihnen ist schon bewusst, dass es sich nicht um gemeinnützige Vereine, sondern Unternehmen, handelt? Sparkassen verdienen einen nicht unerheblichen Anteil ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Versicherungen.
    Mit „meinem“ Geld wird dort gar nichts gemacht.
    Ich kann jederzeit all meine Ersparnisse abheben und unters Kopfkissen legen. An welcher Stelle wurde mir also etwas weggenommen?
    Vom Verleih von Geld profitieren wir nahezu alle. Ich kann mein Haus leider nicht bar bezahlen und bin dankbar, das benötige Kapital gegen eine, derzeit absolut verhältnismäßige, Gebühr leihen zu können.

    Gegen Eintritt spricht auch nichts, allerdings zahle ich auch keinen bei Firmenfeiern und ich bin mir sehr sicher, dass eine Weihnachtsfeier mit Essen, Tanz, Getränken und Shuttleservice auch nicht gerade ein Schnäppchen ist.

    Um es nochmal ganz klar zu benennen:
    Ich finde den Zeitpunkt und die Ausstattung der Feierlichkeiten, ebenfalls makaber, aber am Ende des Tages wollten wir doch alle nach über zwei Jahren wieder „Normalität“.

    Sich zu ärgern, zu hinterfragen und zu kritisieren ist okay, aber was hier passiert eskaliert zusehends.

  7. Simon Simson sagt:

    Ich stimme Stefan zu. Die Sparkassen nehmen dafür niemandem etwas weg. Wenn die Konditionen zu schlecht sind, es gibt auch Banken, die die Kunden gern übernehmen. Online geht das ganz fix. Wenn die Löhne zu niedrig sind, dann macht eine Filiale mangels MitarbeiterInnen dicht oder der Service wird schlechter, alles unter dem Schwert der Konkurrenz. Das ist allerdings nur akzeptabel, solange das Geld nicht durch cum ex-Konstrukten eigentlich vom Steuerzahler kommt oder eine Rettung des „Instituts“, beschlossen von den Volksvertretern, finanziert von den Steuerzahlern notwendig wird. Wobei sowas umso besser funktioniert, je besser sich politische Entscheidungsträger und die Chefs der einigermaßen Gewinn abwerfenden Firmen kennen. In dem Bereich versickern Stefans und zugegeben, meine Argumentationen, es sei denn er regnet ordentlich, dann werden sie nur verwässert ;-). Aber dazu schrieben, besser schrien mit vielen Ausrufezeichen andere genug.
    Deshalb nehmen wir es mal von der anderen Seite: Wer von uns will sich für solchen Popanz, mit fettigem Fingerfood, knappem Budget und 50km Anfahrt- und mangels ÖPNV alkoholfreien Rückweg mit dem Auto in einen vorgegebenen, nicht ganz billigen Dresscode werfen? Um brav mitzuklatschen, wenn ein gut vernetzter, vorausgewählter Firmenchef sowie ein noch perfekter vernetzter Quotenehrenamtler seinen Preis erhält? Vielleicht des Feuerwerks wegen? Haben wir derer noch nicht genug, zwecks Mobilisierung der Kunden bei allen mehrtägigen Volks- und Konsumfesten? Ach ja, small talk muss auch geübt sein. Beim Lustwandeln bloß nichts mit Fakten sagen, bloß nicht länger als drei Sätze mit denselben. Das schickt sich nämlich nicht. Mit einem kühlen Blonden aus der Pulle in Badehose und ohne Schuhe auf der eigenen Terrasse oder dem Balkon können uns die lokalen, selbst gefühlten Wichtigkeiten eigentlich nur leidtun, oder?

  8. Andreas Rösler sagt:

    @Stefan, @Simon
    Der letzte Absatz des Artikels klärt auf, was mit Geld geschehen könnte, welches nicht für das Sommerfest ausgegeben wird. Das passt alles nicht in diese Zeit. Ebenso könnte das auch für Vereine im Rahmen der üblichen Marketingmaßnahmen eingesetzt werden.
    Die Sparkassen sind Anstalten öffentlichen Rechts und gehören letztendlich den Einwohnern des Landkreises, auf deren Kosten sich nun Eingeladene verlustieren – normale Einwohner würden abgewiesen werden.
    Natürlich kommen nicht alle 550 Eingeladenen, somit stimmt die Rechnung von 72,73 Euro pro Person nicht.
    Bei meinem Kommentar ist kein Neid im Spiel, da ich als Eingeladener das Sommerfest nicht besuche.

  9. Anja sagt:

    @Stefan
    Danke für den sachlichen Beitrag.

  10. Simon Simson sagt:

    Andreas, mag sein. Ich meinte, dass meine Glosse auch als solche verstanden würde.

  11. Andreas Rösler sagt:

    @Simon, beim ersten Mal bin ich nur bis „Ich stimme Stefan zu.“ gekommen. ;)
    Nun gelesen und für sehr gut befunden!