Leben auf dem Wasser – Ein Traum vieler Menschen

13. Oktober 2020

Eine eigene Immobilie erlaubt es, sich alleine oder mit der Familie so frei wie möglich in den eigenen Wänden zu bewegen und zu entfalten. Allerdings schränkt sie die Freiheit in gewisser Weise auch ein. Denn wie das Wort „Immobilie“ (aus dem Lateinischen im-mobilis, also „unbeweglich“) schon ausdrückt, binden sich Besitzer mit ihr an einen konkreten Ort. Immer mehr Menschen ist diese Ortsbindung ein Dorn im Auge. Sie entscheiden sich stattdessen für ein Leben im ausgebauten Van oder im Tiny House. Auch Hausboote rücken wieder mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit – gerade bei denjenigen, die wie die Müritzer nah an geeigneten Gewässern leben. Aber kann man dauerhaft im Hausboot leben? Welche Vor- und Nachteile hat das und was ist bei einem Kauf zu beachten?

Was ist ein Hausboot und welche Arten gibt es?

Das Hausboot – Die Kombination aus Haus und Boot, mit der etwa auf der Müritz, dem Kölpinsee oder sonst wo auf der Mecklenburgischen Seenplatte gewohnt und gleichzeitig vielleicht mal ein bisschen rumgeschippert werden kann. So oder so ähnlich stellen sich viele ein Hausboot vor. Allerdings sind Hausboote in den meisten Fällen gar nicht beweglich. Das ist das Problem der Definition und Terminologie.

Strenggenommen sind Hausboote tatsächlich solche, die einen eigenen Motor haben und selbst fahren können. Viel häufiger gibt es aber nicht-motorisierte, schwimmende Häuser. Die meisten Hersteller nennen auch diese allerdings „Hausboote“, weshalb es schnell zu Verwirrungen kommt. Gängig sind für schwimmende Häuser übrigens auch Begriffe, wie „Wohnschiff“, „Floating Home“, „Floating House“ oder „Floating Residence“. Dabei sollte dann klar sein, was genau gemeint ist.

Während motorisierte Hausboote übrigens maximal 24 Meter lang sind, eine CE-Seetauglichkeitseinstufung benötigen und meist nur mit Sportbootführerschein bewegt werden dürfen, kann sich ein schwimmendes Haus jeder sofort kaufen und dieses auch beziehen. Denn schwimmende Häuser bleiben eben fest an einem Ort, wie eine herkömmliche Immobilie. Nur, dass man eben nicht auf der Erde, sondern auf dem Wasser lebt. Gebaut werden schwimmende Häuser auf sogenannten „Pontons“, also festverankerten Schwimmkörpern, bzw. Plattformen. Bei Bedarf können die schwimmenden Häuser natürlich aber meist auch von einem Boot geschleppt und damit an einen anderen Stehplatz befördert werden.

Hausboote und schwimmende Häuser: Die Unterschiede

Hausboote mit eigenem Antrieb

Hausboote mit eigenem Antrieb gibt es in verschiedenen Ausführungen. Die meisten von ihnen sind für Binnengewässer ausgelegt. In der Regel eignen sich Hausboote optimal, um auf ihnen die Ferien zu verbringen und einmal einen etwas anderen, spannenden Urlaub zu verbringen. Nicht ohne Grund gibt es an der Meckleburgischen Seenplatte so viele Hausboot-Verleihs und jedes Jahr begeisterte Urlauber, die sich ein solches für einige Tage oder Wochen mieten. Ganzjährlich auf einem Hausboot zu wohnen – das ist wieder ein ganz anderes Thema. Denn in der Regel dienen Hausboote eben eher ausschließlich als Sommerresidenz.

Bei Hausbooten muss, damit sie gut beweglich bleiben und etwa auch durch Schleusen passen, an der Größe gespart werden. Üblich sind Längen zwischen 14 und 24 Metern. Die Ausstattung ist allerdings qualitativ oft sehr hochwertig bis luxuriös. Wer sein Hausboot gut pflegt, kann daher auch gerne mal mit einer Nutzungsdauer von 20 bis 100 Jahren rechnen.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Hausboot zuzulegen, muss bedenken, dass der Hausboot-Typ schon darüber entscheiden kann, wo das Hausboot im Hafen liegen kann. Denn nicht jeder Hafen nimmt auch jedes Hausboot auf – gerade, wenn dieses eher als Zweitwohnsitz und Ferienunterkunft dient. Hochwertige Hausboote, die auch als professionelles Sportboot konzipiert sind, haben es da schon deutlich leichter.

Grundsätzlich ist zum „Betrieb“ eines Hausbootes aber ein Sportbootführerschein für Binnengewässer Voraussetzung. Mit dem „SBF“ lassen sich deutschlandweit Boote bis 20 Meter Länge fahren. Der Rhein stellt eine Ausnahme dar: Hier dürfen nur Boote bis 15 Meter Länge bewegt werden. Für größere Boote ist das „Rheinpatent“ erforderlich, welches schwieriger und aufwändiger zu bekommen ist, als der Sportbootführerschein.

 Schwimmende Häuser

Wer wirklich überlegt dauerhaft oder zumindest einen Großteil der Zeit im Jahr auf einem Boot zu wohnen, sollte sich nach einem festverankerten, schwimmenden Haus umschauen. Festverankert bedeutet auch, dass das schwimmende Haus einen festen Liegeplatz hat und dass dieser, genau wie ein Grundstück, erst erschlossen werden muss.

Auch bei schwimmenden Häusern gibt es ganz verschiedene Varianten. Viele sind erst ab einer Größe von 60 Quadratmetern erhältlich und damit meist deutlich größer, als Hausboote mit Motor. Oft unterscheiden sich schwimmende Häuser äußerlich nicht einmal groß von Häusern auf festem Untergrund. Auch, was die Qualität und Ausstattung angeht, sind einem hier kaum Grenzen gesetzt. Wer möchte, kann sich auch eine echte „Wasservilla“ bauen und einrichten.

Da schwimmende Häuser ohne Antrieb auskommen, benötigt man für sie auch keinen Sportbootführerschein. Stattdessen kostet aber eben das Kümmern um einen geeigneten, festen Liegeplatz mitunter einiges an Zeit und Nerven. Denn es muss eine für das schwimmende Haus ausgewiesene Fläche im Bebauungsplan gegeben sein, um einen Bauantrag stellen zu können. Ist keine ausgewiesen Fläche vorhanden, muss zunächst ein Bebauungsplan-Änderungsverfahren angeschoben werden. Dieser Prozess kann sich unter Umständen auf bis zu zwei Jahre erstrecken.

Übrigens darf nicht überall, wo sich schwimmende Häuser antreffen lassen, auch dauerhaft gewohnt werden. In Industrie- oder Mischgebieten ist ein schwimmendes Haus als dauerhafter Wohnsitz nicht umsetzbar – genau, wie hier auch keine Bebauung mit Wohnhäusern möglich ist. Doch auch grundsätzlich kann es schwer werden, in Deutschland Plätze für dauerhaftes Wohnen auf dem Wasser zu finden und das schwimmende Haus als Meldeadresse anzugeben. Viele Häfen öffnen die Wasserflächen schlichtweg nicht zum dauerhaften Wohnen.

Die Finanzierung des Heims auf dem Wasser

Der Traum vom Hausboot oder schwimmenden Haus ist, wenn es ans Finanzielle geht, oft schneller ausgeträumt, als man denkt. Denn die Kosten hierfür können immens hoch werden. Wer mit dem Gedanken spielt, selbst aufs Wasser umzuziehen, sollte sich am besten schon einmal rechtzeitig nach einem Kredit umschauen. Vorher gilt natürlich, einen Vergleich einzuholen und sich umfassend zu informieren. Ganz ohne Kredit zum Wasserheimbesitzer zu werden, das wiederum ist nur in den wenigsten Fällen möglich. Aber warum sind die Kosten oftmals höher, als gedacht und wie setzen sich diese überhaupt zusammen?

Egal ob Hausboot oder schwimmendes Haus: Für beide Wasserheime ist ein Liegeplatz notwendig. Die Kosten hierfür sind abhängig von der Größe des Hauses und können je nach Region etwa zwischen 2000 Euro und 8000 Euro jährlich schwanken. Liegeplätze für festverankerte, schwimmende Häuser können auch deutlich günstiger sein. Kommt es zu dem bereits erwähnten Bebauungsplan-Änderungsverfahren, kann es nicht nur noch Monate dauern, bis das Wasserheim gebaut oder an einem Ort bezogen werden kann, es wird auch noch einmal deutlich teurer. Alleine das Verfahren kann bis zu 50.000 Euro kosten.

Dann kommen natürlich noch die Kosten für das Haus selbst dazu. Ein Hausboot ist ab etwa 80.000 Euro zu haben, nach oben gibt es kaum Grenzen. Schwimmende Häuser wiederum kosten mit dem Standard eines Niedrigenergiehauses ohne Innenausbau gut und gerne 200.000 Euro. Hier kommen dann aber auch noch die Kosten für die „Erschließung“ hinzu. Auch dafür können enorme Kosten anfallen. 100.000 Euro sind nicht unrealistisch, wobei die Kosten natürlich abhängig sind vom Liegeplatz und der benötigten Länge der Leitungen.

Nicht zu unterschätzen sind letztlich auch noch die laufenden Kosten. Für ein durchschnittliches Hausboot und für schwimmende Häuser liegen diese aufgrund der aufwendigen Pflege und für Versicherungen bei rund 5000 Euro im Jahr. Kosten für Energie auf dem Wasser sind ebenfalls teurer, als am Festland. Mit rund 40 Cent pro Kilowattstunde ist zu rechnen.

 Was ist beim Kauf eines Wasserhauses zu beachten?

Neben den mitunter hohen Kosten ist vor und während des Kaufs eines Wasserhauses noch an einige weitere Aspekte zu denken. Die wichtigsten Punkte haben wir in einer abschließenden Übersicht zusammengefasst.

  • Falls ein bereits gebrauchtes Haus gekauft wird: Warum steht es zum Verkauf? Stehen eventuell bereits Renovierungen an oder sind größere Reparaturen notwendig?
  • Falls das Haus auf Pontonbasis schwimmt, ist ein Schwimmfähigkeitsnachweis notwendig. Dieser wird, ähnlich, wie es der TÜV beim Pkw macht, für das schwimmende Heim erteilt.
  • Wichtig ist auch, genau zu kontrollieren, ob alle bau- und wasserrechtlichen Auflagen und die Umweltschutzauflagen erfüllt sind.
  • Wenn die Bootspapiere überreicht werden, sollte genau darauf geachtet werden, dass die Motor- und Verarbeitungsdaten vorhanden sind. Wer sich nicht genau auskennt, holt bestenfalls einen Fachmann hinzu.
  • Was die bereits angesprochenen Versicherungen betrifft: Neben einer gewöhnlichen Hausrat- und Gebäudeversicherung ist es durchaus sinnvoll, sich zu überlegen eine Versicherung gegen Havarie, Leckagen und Feuer anzuschließen.
  • Für alle, die mit ihrem Hausboot viel unterwegs sein möchten, sind ein GPS-Empfänger mit Satellitenhilfe sowie ein Echolot sinnvoll. Damit kann zum einen jederzeit auch ohne Landsicht der Standort bestimmt werden und die Navigation wird erleichtert. Echolot eignet sich vor allem auch für Angelfreunde, um geeignete Fanggründe aufzuspüren.
  • Falls Kinder mit einziehen, die noch nicht schwimmen können: Ist an Schutzvorrichtungen gedacht?

Eine Antwort zu “Leben auf dem Wasser – Ein Traum vieler Menschen”

  1. Sebastian Gest sagt:

    Interessanter Beitrag – meine ersten Hausboot-Erfahrungen und vor allem positiven habe ich mit Floating House gemacht.