Malchower Hautärztin schließt ihre Praxis heute für immer zu

31. Januar 2020

In Malchow fließen heute sicher viele Tränen. Sie sind auch schon in den vergangenen Tagen und Wochen gekullert. Denn die bekannte Hautärztin Birgit Zimmermann behandelt heute in ihrer Praxis in der Güstrower Straße zum letzten Mal ihre Patienten. Nach fast 24 Jahren schließt sie ihre Praxis. Freiwillig. Aus verschiedenen Gründen, wie die 60-Jährige im Gespräch mit „Wir sind Müritzer“ erzählt.
Ein Hauptgrund ist die aktuelle Gesundheitspolitik in Deutschland, die es niedergelassenen Medizinern nicht gerade leicht mache. Im Gegenteil.

Wer Birgit Zimmermann kennt, weiß, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt und keine Angst hat, ihre Meinung zu sagen. Auch nicht, kurz bevor sie ihre Praxis in Malchow für immer schließt. Als sie die im Mai 1996 eröffnet hat – zuvor arbeitete sie an der Charité und am Bundeswehrkrankenhaus – freute sich die Ärztin vor allem auf den Kontakt zu den Patienten, auf die Nähe, das Persönliche und die vielen Gespräche. Doch die fast 24 Jahre in der eigenen Niederlassung sind nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Zumal sich die Rahmenbedingungen ihrer Ansicht nach vor allem in den letzten Jahren nicht gerade zum Positiven verändert haben.

„Wir arbeiten hier seit Jahren am Limit. So konnte es nicht weiter gehen. Es gibt auch noch ein Leben außerhalb der Praxis, doch dass kommt seit langem zu kurz. Nicht nur bei mir, auch bei meinen Mitarbeitern“, sagt die Medizinerin, die in einem Dorf bei Malchow wohnt. Bestärkt hat sie in ihrer Entscheidung zudem das, was sie und ihre Angestellten Tag für Tag aushalten müssen. „Verbale Attacken von Patienten gehören heute leider zum Alltag. Es fehlt der Respekt, nur noch Egoismus“, meint die Ärztin enttäuscht.

Und enttäuscht ist sie auch von der Gesundheitspolitik in Deutschland, die Medizinern immer mehr Zwänge auferlege. Wer nicht mitmache, werde mit Honorarkürzungen bestraft. „Es gibt einfach keine Wertschätzung unseres Tuns mehr.“

Etwa fünf Jahre lang hat Birgit Zimmermann versucht, einen zweiten Arzt mit in die Praxis zu nehmen. Vergebens. Irgendwann sei dann die Entscheidung gefallen: Es reicht. Dabei weiß  die Hautärztin, dass sie viele Patientin traurig macht. „Man kennt sich seit Jahren, weiß sehr viel Persönliches und ist auch zusammengewachsen. Das fällt wirklich schwer“, gibt die 60-Jährige zu. Aber auch sie hat Familie, und mit der möchte sie künftig mehr Zeit verbringen. Mit ihrem Mann, den zwei Kindern und den beiden kleinen Enkelkindern.

Heute wird Birgit Zimmermann wie jeden Freitag bis 12 Uhr noch ihre Patienten behandeln. Von 14 bis 16 Uhr haben dann alle, die sich verabschieden möchten, Gelegenheit, ihr in ihrer Praxis Tschüss zu sagen.

Klar, dass dabei auch viele Tränen fließen werden.


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