Malchows Stadtwerke gönnen sich kostspieligen Eingangsbereich

5. Dezember 2020

Die Inselstadt Malchow steht derzeit bekanntlich vor großen finanziellen Fragezeichen und Problemen. Doch wenn’s ums Geldausgeben geht, ist man nach wie vor nicht kleinlich. Zumindest nicht bei den Stadtwerken, die keine eigene GmbH sind, sondern als Eigenbetrieb eine Abteilung der Stadt Malchow darstellen. Eine hohe sechsstellige Summe Euro will man bei den Stadtwerken ausgeben – und zwar nur für einen neuen Eingangsbereich.
Nach dem Versuch, die bald zu besetzende Stelle des Werksleiters mit Hilfe einer externen Beratungsfirma für 40.000 Euro auszuschreiben (WsM berichtete), plant man nun diese Investitionen, was nicht nur unter Stadtvertretern, sondern auch „normalen“ Bürgern für Unverständnis sorgt.

Im Etat für das Jahr 2020 planten die Stadtwerke zunächst 150.000 Euro für einen neuen Empfangsbereich des Verwaltungsgebäudes ein. Dies reicht nun aber nicht aus, so sieht der Wirtschaftsplan für 2021 noch mal 320.000 Euro für den Eingangsbereich vor.

Die geplanten Investitionen stoßen auch bei Malchower Stadtvertretern sauer auf. André Zimmermann von der CDU findet auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ deutliche Worte: „Wir erleben hier in den letzten Jahren eine deutliche Parallelwelt in der Haushaltsführung. Während wir bei Schulen und Straßen sparen müssen und die Mitarbeiter im Rathaus außerhalb des Tarifs bezahlen, herrschen bei den Stadtwerken andere Zustände. Teure Sponsorenaktivitäten beim MSV, Fahrradständer für 60.000 Euro und nun die Sanierung eines Eingangsbereiches für knapp eine halbe Millionen Euro. Nur weil man es sich leisten kann, muss man es nicht verprassen.“

Bereits im Jahr 2019 sorgte eine Investition der Stadtwerke für Kopfschütteln. Man gönnte sich einen Fahrradunterstand am Verwaltungsgebäude für etwa 60 000 Euro.

Und das bei den Problemen, die in Malchow gerade heftige Sorgen bereiten: Die letzte Kämmerin hat nach sechs Monaten gekündigt, die Jahresabschlüsse von 2012 bis 2015 müssen erneut beschlossen werden, nachdem eine  Differenz von mehreren Millionen Euro aufgrund von Fehlbuchungen im städtischen Sondervermögen gefunden wurde, seit 2016 verfügt Malchow über gar keinen Jahresabschluss mehr, und nach dem aktuellen Haushaltsentwurf hat die Stadt spätestens 2023 sämtliche Rücklagen aufgebraucht und benötigt neue Einnahmen oder Kredite zur Deckung der laufenden Kosten.

Es bleibt abzuwarten, wie die Malchower Stadtvertretung über die kostspieligen Pläne der Stadtwerke auf ihrer Sitzung am 10. Dezember um 19 Uhr in der Werleburg entscheiden. Die Sitzung ist trotz der aktuellen Pandemie-Lage öffentlich, wobei die Zuschauerzahl auf maximal 25 Personen begrenzt sein wird.


7 Antworten zu “Malchows Stadtwerke gönnen sich kostspieligen Eingangsbereich”

  1. Kerstin sagt:

    Jetzt wisst Ihr wenigstens wo Eure Betriebskosten bleiben. Ich habe die Nase voll von der Selbstbedienungsmentalität der
    hiesigen Stadtwerke und habe einfach mal den Anbieter gewechselt. Wenn das mehrere Kunden tun würden, vielleicht
    werden sie dann mal wach, und außerdem sind 30,00 € weniger im Monat (Betriebskosten bei gleicher Abnahme) auch
    nicht zu verachten. Ich glaube aber das diese Arroganz der Stadtwerke gegenüber Ihren Kunden kein alleiniges Malchower
    Problem ist, sondern städteübergreifend !

    • Hermann W. sagt:

      Ich zahle statt 1634,-€ beim günstigsten Tarif der SWM., im Jahr 1428.-€ bei einem Anbieter aus dem Rhein-Main Gebiet (der auch hier liefert). Bei einem Verbrauch von 5000 KW. jährlich. Da lohnt es sich doch einmal im Internet nachzuschauen.

      • Petzibär sagt:

        Na schau an, dafür, dass Sie hier oft moralisierend unterwegs sind – ein Anbieter, der hier keine Arbeitsplätze vorhält, der seine Steuern im Rhein Main Gebiet entrichtet, Hut ab, das nenne ich pharisäerhaft, mit Verlaub. Ja, ich oute mich als Kunde der Warener Stadtwerke. Im Netz gibt es sicher günstigere Anbieter, aber dann auch keine Wertschöpfung vor Ort. Also verschonen Sie mich und andere in Zukunft mit Ihrer Gutmenschenart. Von anderen Opfer und Solidarität verlangen, aber beim eigenen Geldbeutel hört dann die Freundschaft auf…
        Natürlich muss man den Stadtwerken Malchow so etwas nicht durchgehen lassen, hier ist die Politik gefordert. Vielleicht hat der ehemalige grüne Bürgermeister noch ein paar Empfehlungen für den vakanten Posten parat, in dieser Partei gibt es doch sooo viele Fachkräfte ????
        Mal den Robert anrufen, der weiss zwar nicht, das ein Jobticket der Bahn nicht umbegrenzt steuerlich absetzbar ist, aber er kann Bundeskanzler- vielleicht auch Kämmerer in Malchow..

      • Hermann W. sagt:

        Habe vergessen zu erwähnen. Natürlich ohne Wechselprämie und 12 Monate Preisgarantie.

  2. Simon Simson sagt:

    Warum soll ich Braunkohle- oder Atomstrom nehmen? Ich finde, Müritzstrom ist immer noch der Beste, wie Posts von dessen Beziehern. Ein Müritzstrom führt von der Feißneck via Durchlass quer über die Binnenmüritz zum Kanal. Das sieht man, wenn die Müritz beginnt, zuzufrieren; auf dieser Linie nämlich zuletzt. Ich fand nie heraus, wie unsere Stadtwerke daraus gleichnamige Elektrizität gewinnen. Egal. Ganz sicher wird der vor Ort, durch Arbeitskräfte vor Ort erzeugt, die auch nur Müritzstrom benutzen. Sie werden es wissen. Ich räume ein, auch fremd zu gehen. Das ist, Petzi, fast so schäbig, wie ein französisches Auto zu fahren oder mit einem Smartphone zu spielen, das nicht im Landkreis zusammengelötet wurde. Zurück zu den Stadtwerken: Ich bin Kunde anderer Stadtwerke, einer Stadt im Schleswiger Raum. Die verkaufen mir Ökostrom günstiger als unsere Stadtwerke mit billigsten Tarif ihren Dreckigsten. Soweit ich weiß, müssen die Ökostromanbieter entsprechend der Abnahme Kontingente aus erneuerbaren Energien beziehen und nachweisen. Aber ob so ein Strom wirklich so gut ist, wie unserer mit dem heimeligen Namen? Hm. An meinen Steckdosen liegen 230V+/- 5% an, solange die Stadtwerke hier ihren per Umlage bezahlten Job machen. Dass die Stadtwerke Malchow einen luftigen Empfangsbereich bauen wollen, sollten Müritzstrombezieher genauso gut finden wie ich und ordentlich teuer honorieren. Denn wer will in Coronazeiten schon in beengte Räume. Deshalb sind Schulden, die die Stadt Malchow damit macht, aktive Gesundheitsvorsorge. Und nicht zuletzt: guter Strom darf auch hübsch sein, vor allem, wenn er in Braunkohle- oder in auf dem letzten Loch pfeifenden Atomkraftwerken gewonnen wird. Warum also nicht auch in Waren?

  3. Petzibär sagt:

    Ja sicher, Simson. Ihr Ökostrom aus Rendsburg kommt sicher durch eine eigene Öko-Stromtrasse, oder teilt er sich etwa die Leitung mit Atom-und Kohlestrom der von den Warener Stadtwerken und EON Edis betriebenen Stromtrassen ?????
    Mal am Rande gefragt, ist denn ihr Anbieter auch in der Region präsent – sponsort er auch den Kinder – und Jugendsport hier vor Ort, zahlt hier seine Gewerbesteuer, die unsere Stadt braucht, um z. B.die von ihnen gern geforderte Integrationsarbeit für Migranten zu finanzieren?
    Eigentlich sollte selbst ihnen hierbei ein Licht aufgehen, nicht nur in der Adventszeit ????????

    • Simon Simson sagt:

      Lieber Herr Petzibär,
      es sind nicht die Stadtwerke Rendsburg sondern… Daneben getippt. Die Stromtrassen teilen sich alle Anbieter. Das ist gut so, weil so jeder Haushalt nur einen Strom-, wie Telefon, Wasser- und Abwasseranschluss braucht. Und trotzdem gibt es Wettbewerb, als dass am Ende Geld bei mir übrig bleibt, über das ich verfügen kann. Und so unterstütze ich, was ich will, beispielsweise das Studium eines jungen Mannes, ja, Ausländer, aber zu Ihrer Beruhigung, in seiner Heimat.
      Warum soll ich einen Zweitakter mit 10 bis 11 Litern Spritverbrauch, extrem giftigen und stinkenden Abgasen aus der unvollständigen Verbrennung eines Benzin-Ölgemischs kaufen, nur weil er irgendwie näher dran zusammengebaut würde, wenn ich für weniger Geld was Anständiges, deutlich Saubereres bekomme? Geklingel mit Spenden für die Kinderabteilung einer Lungenklinik? Puhh. Geht Ihnen ein Lichtchen auf, wenigsten ein trübes? Zurück zum Strom. Wenn mir ein Anbieter (ohne Namen, ich mache keine Werbung) den derzeit saubersten Strom verkauft und einen Fußballverein in Weiß-Gott-Wo fördert, ist das doch genauso gut. Ich würde nicht verzweifeln, wenn dessen Kinder dann ein Spiel gegen die Müritzsportler gewinnen. Die können sich ja dann im Eingangsbereich der Stadtwerke an dessen Design wieder aufrichten. Will sagen, sollen sich unsere Stadtwerke mal anstrengen, dann klappt es auch. Sie müssen dafür nicht die Billigsten sein, aber attraktive Preise, gemessen an der Leistung anbieten. Davon sind sie weit entfernt.