Mediziner informieren über Darmgesundheit

1. Oktober 2014

100 Jahre Warener Krankenhaus: Tablet mit dem Text Darmkrebsvorsorge auf dem DisplayDas MediClin Müritz-Klinikum veranstaltet am Mittwoch, 8. Oktober, von 15 bis 18 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema „Darmgesundheit und Prävention“. Bei den Vorträgen informieren unter anderem Dr. Christian Riesel als niedergelassener Gastroenterologe, Dr. Andreas Weltz als leitender Oberarzt sowie die Ärztin Franziska Paroch von der Klinik für Innere Medizin und Bert Burchett als Oberarzt der Klinik für Chirurgie über Vorsorgemöglichkeiten und operative Behandlungsmethoden zur Darmgesundheit.

Darüber hinaus spricht Sabine Kunter als Endoskopieschwester über die Vorbereitung auf eine Darmspiegelung, und da die Darmgesundheit auch von der Ernährung beeinflusst wird, geben Ernährungsberaterinnen Tipps für eine ausgewogene Ernährung und bieten eine kleine Verköstigung an. Um eine Anmeldung unter 03991/77-2099 wird gebeten.

Darmkrebs ist eine weit verbreitete Krebsart – sowohl bei Männern als auch Frauen. Deshalb haben alle gesetzlich Krankenversicherten ab dem 55. Geburtstag Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie), bei der der gesamte Dick- und Enddarm untersucht werden kann. Die Darmspiegelung ist die beste Vorbeugung gegen Darmkrebs, mit der sich Krebsvorstufen wie Polypen erkennen und gleich entfernen lassen. Findet der Arzt keine Veränderungen, ist eine Wiederholung der Untersuchung erst nach zehn Jahren notwendig. Ärzte raten daher allen Versicherten zu einer Vorsorgeuntersuchung, da Darmkrebs in der Regel langsam wächst und mit einer vorbeugenden Untersuchung eine bösartige Darmerkrankung frühzeitig erkannt und abgewendet werden kann.
Aber vielen Menschen ist die Vorstellung einer Darmspiegelung unangenehm. Die Warener Ärzte wollen mit dieser Veranstaltung den Menschen die Angst und die Sorge vor dieser Untersuchung nehmen. Wir sprachen mit dem leitenden Oberarzt der Klinik für Innere Medizin / Gastroenterologie Dr. Andreas Weltz über das Thema Darmgesundheit

WeltzNehmen wir einmal an: Ich bin 55 Jahre alt, fühle mich gesund, habe keinerlei Probleme mit der Verdauung. Warum sollte ich mich einer Darmspiegelung unterziehen?  

Der größte Anteil der von der Schleimhaut des Darmes ausgehenden bösartigen Tumoren entsteht aus sogenannten Vorläuferstufen, den Polypen. Ob man solche Polypen hat, merkt man selbst nicht.
Sie beeinflussen auch in keiner Weise das Wohlbefinden. Man kann also nur aktiv danach suchen und dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Darmspiegelung ist eine davon und unter den möglichen Verfahren gehört sie zum Goldstandard.

Was genau passiert bei einer Darmspiegelung, einer sogenannten Koloskopie, und ist diese Untersuchung schmerzhaft?

Bei der Koloskopie wird ein flexibler Schlauch in den Darm eingeführt. Um das Lumen des Dickdarmes einzusehen, die Schleimhaut zu beurteilen und ggf. Polypen zu entfernen, muss der Darm, der einem langen zusammengefallenen Schlauch ähnelt, „aufgeblasen“ werden. Dies erfolgt durch wiederholte Insufflation (Hineinblasen) und Absaugung von Luft über ein Ventil am  Gerät. Dabei wird der Darm gedehnt und es können Beschwerden wie bei Blähungen entstehen.
Diese Beschwerden sind jedoch erträglich und es ist auf Wunsch des Patienten auch jederzeit eine Kurznarkose (ohne Beatmung) möglich, wodurch diese deutlich gelindert bzw. vom Patienten gar nicht wahrgenommen werden. Wir arbeiten in unserer Klinik nicht mit Luft, sondern mit CO2, um den Darm zu entfalten. Das hat den Vorteil, dass dieses Gas vom Körper aufgenommen und dann über die Lunge abgeatmet werden kann. Dadurch wird die Dauer der eventuell entstehenden Blähungen während und nach der Untersuchung verkürzt und deren Intensität gemildert. Weiterhin können Beschwerden entstehen, wenn der Darm im Körper des Patienten sehr schlingenreich verläuft, oder Verwachsungen nach vorangegangenen  Operationen bestehen. Wenn dies bekannt ist, sollte der Patient im Aufklärungsgespräch darauf hinweisen, da es in diesem Fall durchaus sinnvoll sein kann, die Untersuchung von vornherein in Kurznarkose durchzuführen.

Welche alternativen Verfahren existieren zur Darmspiegelung?

Am weitesten verbreitet ist sicherlich der sogenannte Hämokkult-Test,  wobei nach Spuren von Blut im Stuhl gesucht wird, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Aber nicht alle Polypen bluten erkennbar, das heißt, man kann sich nach einem negativen, also unauffälligen Test nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass da wirklich keine Polypen im Darm sind.

Dann gibt es bildgebende Verfahren (Computertomografie und Magnetresonanztomografie), mit denen der Darm untersucht  werden kann. Diese Verfahren haben jedoch zwei Nachteile gegenüber der Koloskopie. Zum einen muss die Vorbereitung noch besser sein als bei der Koloskopie, weil durch CT und MRT nicht immer sicher zwischen Restverschmutzung im Darm (kleine Stuhlbällchen) und einem Polypen unterschieden werden kann. Zum anderen muss dann, gesetzt den Fall, es wird ein Polyp entdeckt, ohnehin eine Koloskopie durchgeführt werden, um den Polypen zu entfernen. Die Koloskopie ist und bleibt also der Goldstandard.

Wie bereite ich mich auf die Untersuchung vor?

Dieser Punkt wird in einem separaten Aufklärungsgespräch vor der Untersuchung mit dem Patienten ausführlich besprochen und soll hier aus Platz- und Zeitgründen nicht weiter detailliert erörtert werden.  Jeder Patient, der zu einem Aufklärungsgespräch erscheint, erhält umfangreiches Informationsmaterial zum Ablauf von Vorbereitung und Untersuchung, so dass hier in aller Regel keine Fragen offenbleiben.

Wer ist mein Ansprechpartner, wenn ich mich untersuchen lassen möchte? Muss ich zum Hausarzt oder direkt ins Klinikum?

Ansprechpartner ist in jedem Fall der Hausarzt. Der Patient kann sich natürlich auch direkt an uns wenden, um einen Termin zum Aufklärungsgespräch und zur Untersuchung zu vereinbaren. Zur Untersuchung muss er dann aber einen Überweisungsschein mitbringen, den er vom Hausarzt bekommt.


6 Antworten zu “Mediziner informieren über Darmgesundheit”

  1. Dr. Retair sagt:

    Das hört sich wirklich interessant an:) Ich halte euch auf alle Fälle weiter auf dem Laufenden und nehme das mit auf meine „Haut ToDo-Liste“ auf, falls ich nicht weiterkomme, werde ich das dann auch noch testen:)
    Was für Zink-Masken benutzt deine Tochter denn? Woher bekommt ihr die?

  2. Vielen Dank für die Aufklärung! Da es Darmkrebs in der Familie gab, ist eine Koloskopie eigentlich angesagt. Diese Informationen bringen mich der Notwendigkeit, einen Arzt für innere Medizin aufzusuchen, gefühlt wieder ein Stück näher, so dass ich doch einmal in Erfahrung bringen sollte, wie es um das Darminnere bestellt ist.

  3. Lena sagt:

    Hallo und danke für diesen Beitrag zum Thema Darmkrebsvorsorge. Gibt es neben diesen genannten Testmöglichkeiten noch andere Wege, um Darmkrebs zu erkennen? Und was könnte man zur Prävention unternehmen? Mein Vater geht regelmäßig zur Darmspiegelung, da seine Familie in der Vergangenheit anfällig für Darmkrebs war.

  4. Kyra Voight sagt:

    Dieser Beitrag über die Darmgesundheit interessiert mich sehr. Meine Mutter leidet an einer seltenen Darmerkrankung und ich verfolge daher jede Kleinigkeit über die Entwicklung dieser Krankheit. Vielleicht sollte ich auch Mal eine Darmspiegelung unterziehen.

  5. helga sagt:

    Mein Vati hat vor einigen Jahren Probleme mit seinem Darm. Infolge der Darmspiegelung wurde ein Polyp festgestellt. Die rechtzeitige Behandlung hat die Probleme beseitigt, danke! Ein gute r Rat vermögt vieles und kostet doch wenig!

  6. Danke für den informativen Beitrag zum Thema Darmspiegelung. Meine Eltern sind jetzt in dem Alter, in dem sie im Rahmen einer Vorsorgeleistung auf Darmkrebs untersucht werden sollten. Bei einer guten Vorbereitung, z.B. einige Fastentage, müsste eine ct doch auch ein zuverlässiges Ergebnis anzeigen, oder?