Mehr 1000 kinder- und jugendpornografische Bilder auf dem Handy: Gericht verhängt vier Jahre Bewährung

30. November 2023

Wie bestraft man einen jungen Mann, bei dem mehr als 1000 pornografische Bilder und Videos mit Kindern und Jugendlichen auf dem Handy gefunden werden? Vor dieser Frage stand jetzt das Amtsgericht in Waren. Das Ergebnis war ein Kompromiss: Der einmal einschlägig vorbestrafte 35-Jährige aus Neustrelitz erhielt gestern zwei Jahre Freiheitsstrafe. „Sie sind des Besitzes von kinder- und jugendpornografischen Inhalten schuldig“, sagte Richter Roland Träger. Bei diesem Strafmaß ist gerade noch eine Aussetzung zur Bewährung möglich: Der Neustrelitzer erhielt vier Jahre Bewährung, bekommt einen Bewährungshelfer an die Seite und soll 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit leisten. „Wenn sie nun wieder auffallen, geht es ganz schnell ins Gefängnis“, sagte der Richter.
Der Fall war 2021 nur durch einen Zufall ans Licht gekommen.

Gegen den jungen Mann war wegen Brandstiftung ermittelt worden. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung und stieß auf das Smartphone. Dort fanden sich mehr als 1000 Bilder von nackten Jungen in unterschiedlichsten Posen und dazu acht Videos. Einige der Kinder befriedigten sich selbst, andere wurden auf verschiedene Arten sexuell befriedigt. Dazu kamen weitere 94 jugendpornografische Aufnahmen.

Polizist Norbert Kelm bekam den Fall auf den Tisch und musste sich die Inhalte alle ansehen. „Die pure Anzahl ist noch nicht das meiste, was wir hatten“, sagte der pensionierte Beamte. Es gebe Fälle mit zehn, aber auch Fälle mit 100 000 solcher Bilder aus dem Internet. Das Schlimme sei, dass hinter jedem einzelnen Bild ein echtes Kind stehe, das für solche Aufnahmen herhalten muss.

Doch die Strafe für den 35-Jährigen findet der Polizist noch vertretbar. Der Angeklagte hatte den Besitz der Bilder gestanden, indem sein Verteidiger eine Erklärung abgab. Sein Mandant wolle den Prozessbeteiligten ersparen, sich alle diese Bilder auf einem großen Bildschirm im Gerichtssaal ansehen zu müssen. Das macht die Kammer auch nicht, die Beteiligten hatten das in den Akten gesehen. Im Übrigen habe der Mann sich seit 2021 kein Smartphone mehr angeschafft, habe auch keinen Computer und kein Tablet, habe seine Internetverbindungen sozusagen vollständig gekappt, sagte der Anwalt. Der Mann hat den Abschluss der 9. Klasse, hat keinen Berufsabschluss und hat sich Arbeit als Gebäudereiniger gesucht, um nicht von „Stütze“ zu leben. 

Das wolle er auch fortsetzen, sagt sein Anwalt, der sich vorher mit Staatsanwaltschaft, Richter und Schöffen beraten hat. Mit dem Urteil bleibt Träger sechs Monate unter der Forderung der Staatsanwältin, die zweieinhalb Jahre Gefängnis gefordert hatte. Damit wäre keine Bewährung mehr möglich. Der junge Mann hatte schon einmal eine Geldstrafe erhalten, weil bei ihm zwei solcher Bilder gefunden worden war. Dieser Forderung folgt die Kammer aber nicht. Der Delinquent soll ein letztes Mal eine Chance erhalten, aber sein Smartphone nicht mehr zurückbekommen. Die Strafe ist noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft kann noch eine Woche lang Berufung einlegen.


Eine Antwort zu “Mehr 1000 kinder- und jugendpornografische Bilder auf dem Handy: Gericht verhängt vier Jahre Bewährung”

  1. Stefan sagt:

    Und die gemeinnützige Arbeit bewirkt was genau?
    Eine Therapie wäre wesentlich zweckmäßiger.