Mehr als 10 000 Menschen in MV mit Sucht- und Dorgenproblem

5. Februar 2020

In Mecklenburg-Vorpommern haben im Jahr 2018 insgesamt 10.127 Menschen in Sachen Sucht und Drogen Hilfe gesucht. Das sind 0,63 Prozent der Gesamtbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern (77 Prozent Männer, 23 Prozent Frauen). 71 Prozent kamen wegen eines Alkoholproblems, 13 Prozent wegen eines Problems mit Cannabis, gefolgt von jeweils 3 Prozent wegen pathologischen Spielens, Stimulanzien und anderen Psychotropen Substanzen/Polytoxikomanie. Das geht aus dem ersten landesweiten Suchthilfebericht hervor, der gestern in Schwerin vorgestellt wurde.

Demnach haben 57,58 Prozent der Klienten ein Problem mit exzessiver Mediennutzung mit Computerspielen. Bei den Glücksspielenden bilden an Geldspielautomaten in Spielhallen spielende die größte Gruppe. Die größte Altersgruppe der Hilfesuchenden sind mit rund 28 Prozent die 30 bis 39-Jährigen, gefolgt von den 50 bis 59-Jährigen mit knapp 23 Prozent; 3,23 Prozent sind unter 18 Jahre alt.

Bei knapp 52 Prozent wurde am Betreuungsende durch die Beratungsstellen eine Verbesserung festgestellt; 36,36 Prozent wiesen eine unveränderte Suchtproblematik auf und bei 2,21 Prozent hatte sich die Problematik verschlechtert. „Der überwiegende Teil der Betroffenen kommt aus eigener Initiative in die Beratungsstellen und sucht aktiv Hilfe. Das zeigt, die Anlaufstellen im ganzen Land haben einen hohen Bekanntheitsgrad und einen niedrigschwelligen Zugang. Und: Die vorhandenen Hilfestrukturen wirken, das belegen die Auswertungen“, sagte MV-Wirtschaftsminister Harry Glawe. „Trotzdem wissen wir auch, dass die Suchthilfe noch weitere neue Zugänge erschließen muss, beispielsweise mit speziellen Konzepten für Frauen und digitalisierten Angeboten“, ergänzt Birgit Grämke.

Höhere Förderung für Beratungsstellen

„Wir haben im Land ein flächendeckendes Netz an Suchtberatungsstellen, die eine zeitnahe Beratung Betroffener sicherstellen. Das wollen wir erhalten und weiter ausbauen. Deshalb haben wir die Förderung erhöht“, sagte Glawe. Die Sucht- und Beratungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern erhalten ab diesem Jahr 1,87 Millionen Euro, das sind rund 150.000 Euro mehr. Zudem erhalten das Kompetenzzentrum für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit der Evangelischen Suchtkrankenhilfe sowie die Landesfachstelle Glücksspielsucht und die Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht insgesamt rund 150.000 Euro. Das Wirtschafts- und Gesundheitsministerium unterstützt auch suchtpräventive Maßnahmen der Landkreise und kreisfreien Städte mit rund 7.000 Euro je Kreis beziehungsweise kreisfreier Stadt.

Kinder von Suchterkrankten brauchen mehr Unterstützung

938 Angehörige suchten die Sucht- und Drogenberatungsstellen auf; davon ließen sich 558 mehrfach beraten. Am häufigsten waren es Partner oder Kinder, die Unterstützung suchten. Mit 65,3 Prozent war der Konsum von Alkohol das Hauptproblem, mit 24,9 Prozent folgte an zweiter Stelle der Konsum von Cannabinoiden. An dritter und vierter Stelle standen mit 7,6 Prozent der Konsum von Amphetaminen/Stimulantien und mit 6,7 Prozent die Problematik Glücksspiel. 2.537 Ratsuchende haben eigene minderjährige Kinder. Davon leben bei 1.617 die minderjährigen Kinder im Haushalt. „Vor allem die Kinder von Betroffenen benötigen Unterstützung. Dafür wollen wir uns künftig stärker einsetzen und sind derzeit dabei, ein Modellprojekt für eine intensivere Begleitung zu entwickeln“, sagte Glawe.

Bislang fehlt eine systematische Etablierung in der Regelversorgung, die eine breite und umfassende Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern sicherstellt. Derzeit stimmt sich das Gesundheitsministerium mit verschiedenen Projektpartnern (Sozialministerium, Gesetzliche Krankenversicherung, Kommunen und freie Träger) zu einem Modellprojekt ab. Ziel ist eine modellhafte Erprobung eines kommunalen Unterstützungs- und Versorgungsnetzwerks für Kinder und Jugendliche psychisch und/oder suchterkrankter Eltern. „Dafür haben wir in diesem Jahr 60.000 Euro eingeplant. Der Projektstart soll in diesem Jahr sein“, sagte Glawe.

Der Bericht basiert auf den Daten von 26 Sucht- und Drogenberatungsstellen mit 37 Teilstellen in Mecklenburg-Vorpommern. Zusätzlich sind Daten des Chamäleon e.V. Stralsund und des Kompetenzzentrums und der Beratungsstelle für exzessiven Mediengebrauch und Medienabhängigkeit enthalten.


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