Mehr Straftaten in MV, aber weniger Einbrüche

14. April 2020

In Mecklenburg-Vorpommern sind im vergangenen Jahr insgesamt 111.329 Straftaten erfasst worden – ein Plus von 2.664 Fällen. Damit gibt es seit dem Jahr 2016 erstmals wieder einen leichten Anstieg der Fallzahlen insgesamt. Die Häufigkeitszahl, also die Fälle pro 100.000 Einwohner, stieg 2019 gleichermaßen wie die Anzahl der Straftaten leicht um 2,5  Prozent (2019: 6.916/ 2018:6.745). Gemessen an den letzten zehn Jahren hat sich die Kriminalitätsbelastung unseres Landes nach Einschätzung des Innenministeriums aber auf ein vergleichsweise gutes Niveau entwickelt.
„Mecklenburg-Vorpommern ist ein sicheres Land“, so Innenminister Lorenz Caffier.

Die Aufklärungsquote liegt in Mecklenburg-Vorpommern bei 62,8 % und befindet sich leicht über dem Wert von 2018 (62,2%) und über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

2019 sind Fallrückgänge bei den Sexual-, Diebstahls-, Vermögens- und Fälschungsdelikten zu verzeichnen. Entgegen der Entwicklung im Jahr 2018 stiegen 2019 die Fälle der Straftaten gegen das Leben sowie bei den sonstigen Straftatbeständen an. Auch die Fallzahlen bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit sowie bei den strafrechtlichen Nebengesetzen sind angestiegen.

Im vergangenen Jahr hat die Anzahl der Tatverdächtigen ohne Berücksichtigung der aufenthaltsrechtlichen Straftaten um 1,4 % zugenommen (2018: 42.112 /2019: 42.722). Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen beträgt dabei im Berichtsjahr 2019 14,3% (2019: 6.089/ 2018: 6034). Bei den nichtdeutschen
Nationalitäten dominieren weiterhin die syrischen Tatverdächtigen, wenn auch mit einer um 130 gesunkenen Tatverdächtigenzahl (1.052 Tatverdächtige), gefolgt von polnischen und rumänischen Tatverdächtigen.

Entwicklung in einigen Kriminalitätsbereichen:

Straftaten gegen das Leben

Im letzten Jahr wurden 72 Straftaten gegen das Leben registriert, 22 Fälle mehr als 2018. Das zweite Jahr in Folge wurde die ohnehin schon hohe Aufklärungsquote gesteigert und das gleich um 2,4 Prozentpunkte auf 94,4 %. Der deutliche Anstieg innerhalb dieser Hauptgruppe ist in allen Deliktsbereichen zu verzeichnen. Mit einer absoluten Veränderung von jeweils acht Fällen ist die Zunahme in erster Linie auf die Bereiche Totschlag sowie Fahrlässige Tötung zurückzuführen. Im Bereich Totschlag sind unter den 30 Fällen 25 Versuche. Beim Mord nahmen die Fallzahlen um 4 Fälle zu und unter den insgesamt 12 Fällen sind 6 Versuche. Die Anzahl an nichtdeutschen Tatverdächtigen nahm in der Straftatenhauptgruppe der Straftaten gegen das Leben um 25,0% ab.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

„Entgegen dem zuletzt ansteigenden Trend der Fallzahlen in dieser Hauptgruppe bis 2018 sind die PKS-Fälle 2019 gesunken. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die unter Nutzung des Tatmittels Internet begangen wurden, sind um knapp ein Drittel zurückgegangen. Aber ich mache weiterhin deutlich: Jede dieser Straftaten ist eine zu viel“, so Innenminister Lorenz Caffier.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind mit einem Anteil von 1,2 % an der Gesamtkriminalität die zweitkleinste Straftatenhauptgruppe der PKS. Mit insgesamt 1.382 registrierten Fällen liegen die Fallzahlen im aktuellen Berichtjahr 73 Fälle unter denen des Vorjahres (-5 %).

„Herausstellen möchte ich, dass innerhalb dieser Hauptgruppe die Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs von Kindern um 10,6 Prozent zurückgegangen sind, die Feststellungen zur Verbreitung von Kinderpornographie sogar um fast 43 Prozent. Hier schlägt auch ein Strafverfahren zu Buche, durch das die Fallzahlen im Jahr 2018 deutlich angestiegen waren. 2019 relativierte sich das wieder. Das Problem bleibt aber groß“, so Innenminister Lorenz Caffier. „Für mich bleibt es daher dabei: Die Bekämpfung von Kinderpornografie ist ein Schwerpunkt unserer kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit. Ich fordere nach wie vor, dass wir den Ermittlern – beispielweise mit der Vorratsdatenspeicherung – die dringend notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit den kinderpornografischen Netzwerken endlich das widerliche Handwerk gelegt werden kann.“

Diebstahlsdelikte

Der Anteil der Diebstahlsdelikte an der Gesamtkriminalität beträgt im Berichtszeitraum 27,7% und somit 1,7 % weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2019 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 30.857 Diebstähle registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist somit ein Rückgang um 1.133 Fälle (-3,5%) zu verzeichnen. Dieser Rückgang erstreckt sich nahezu auf alle Straftaten in dieser Hauptgruppe. Die höchsten Rückgänge wurden beim Diebstahl von Fahrrädern (-499 Fälle), in/aus Dienst-, Büro- Fabrikationsräumen etc. (-153 Fälle) und in/aus Wohnungen (-301) registriert. Wichtig für die Sicherheit, aber auch das Sicherheitsgefühl ist, dass die Aufklärungsquote hierbei erneut auf 32,9 % gesteigert werden konnte.

Beim Wohnungseinbruchdiebstahl wurden im Berichtsjahr 2019 insgesamt 887 Fälle registriert. Im Vergleich zu 2018 mit 1.101 Fällen ist somit ein Rückgang um 214 Fälle zu verzeichnen. Der Wohnungseinbruchdiebstahl ist seit 2015 rückläufig und erreichte in diesem Berichtsjahr den niedrigsten Stand seit den 90er Jahren. Lorenz Caffier: „Jeder Einbruch ist einer zu viel, aber diese positive Entwicklung zeigt, dass die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern ihre eigenen vier Wände gut schützen und die durchgeführten polizeilichen Maßnahmen in den letzten Jahren wirken“. Die Aufklärungsquote stieg leicht auf 27,2 Prozent (2018: 26,6 Prozent).

Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit

Für das Jahr 2019 ist in der Straftatenhauptgruppe Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit mit 16.582 Fällen gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 619 Fälle (3,9%) zu verzeichnen. Dieser Anstieg ergibt sich in erster Linie aus den steigenden Fallzahlen bei den Körperverletzungsdelikten um 597 Fälle (5,7%). Die Aufklärungsquote blieb im Vergleich zum Vorjahr auf dem Niveau von 90,5% und liegt damit weit über dem Durchschnittsniveau aller Straftaten.
„Wenn ich die Ausübung von Gewalt thematisiere, dann komme ich auch nicht umhin, die steigende Gewalt gegen Polizeibeamte anzusprechen. Diese ist um 167 Fälle gestiegen, was einer Zunahme von über 25 % entspricht. Gewalt und Aggressionen gegen Polizeibeamte dürfen durch Gesellschaft und Rechtsstaat nicht toleriert werden. Hier werden nicht nur Leben und Gesundheit der Polizeibeamten gefährdet, sondern auch das Wertesystem unseres Rechtsstaates als Ganzes herausgefordert“, so Innenminister Lorenz Caffier.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Im Berichtszeitraum wurden 21.327 Vermögens- und Fälschungsdelikte erfasst. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies einen leichten Rückgang um 2,4% (533 Fälle). Ein breites Spektrum nimmt dabei die Masche ein, mit der als vermeintlicher Enkel oder Mitarbeiter der Polizei versucht wird, an das Ersparte älterer Menschen zu kommen. Der Modus Operandi des sogenannten „Enkeltricks“ macht im Jahr 2019 46,0% aller Trickstraftaten zum Nachteil älterer Menschen (Eingangsstatistik) aus. Auch die Schadenssumme ist in diesem Phänomenbereich mit 596.121 EUR im Jahr 2019 am höchsten.

Strafrechtliche Nebengesetze/Rauschgiftkriminalität

Die Straftatenhauptgruppe Strafrechtliche Nebengesetze beinhaltet alle PKS-relevanten Straftatbestände außerhalb des Strafgesetzbuches. Die Rauschgiftdelikte bilden hier als Kontrolldelikte das Gros der Fälle. Daher steigen die Fallzahlen in diesem Bereich äquivalent mit dem polizeilichen Aufwand, der zur Bekämpfung dieses Phänomens betrieben wird. In 2019 sind im Ergebnis mit 8.321 Delikten 1.688 Fälle mehr als 2018 bearbeitet worden (+25,4 %). Die Aufklärungsquote liegt hier bei 95,9%.

Innenminister Lorenz Caffier: „Gegenüber 2018 ist ein Anstieg von ca. 1.700 Fällen zu konstatieren. Das stimmt mich einerseits zuversichtlich, bildet dieser Anstieg doch überwiegend auch das Ergebnis erfolgreicher polizeilicher Ermittlungen und Kontrollen ab. Nicht nur im Laufe der Bearbeitung von Strafverfahren werden Hinweise auf zusätzliche Betäubungsmittelstraftaten gewonnen. Auch durch weitere Maßnahmen, beispielsweise Verkehrskontrollen der Polizeiinspektionen, ergeben sich Feststellungen auf Rauschgiftkriminalität. Andererseits zeigt sich aber auch, dass zunehmend unkritisch gerade mit dem Konsum von Cannabis-Produkten umgegangen wird.“


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