Mit dem Kamel von Polen nach Frankreich

2. Juli 2020

Nein diesmal war es kein Pferd auf dem Flur, sondern ein Kamel auf der Dorfstraße: In Vorpommern bei Ueckermünde hat ein solches „Wüstenschiff“ mit zwei Wanderern die Polizei auf den Plan gerufen und auch Anwohner in Staunen versetzt (WsM beichtete). Am Ende der Ermittlungen stand fest: Alles hat seine Ordnung. Das Lasttier gehört einem Franzosen, der es in Polen erworben haben will und von Polen auf dem Weg nach Frankreich ist. Dem 28-jährigen Sebastien Arz hat sich unterwegs die 21-jährige Alice Fiorzak angeschlossen – eine junge Polin. Wo genau die Route nach Paris und noch ein bisschen weiter langführen soll – ob vielleicht auch über die Seenplatte – das ließen sich Beiden noch nicht genauer entlocken.

Den Wanderern stehen die Menschen an der Landesstraße 31 in Luckow bei Ueckermünde, wo das Kamel zuerst auffiel, freundlich gegenüber. „Ich finde es lustig, dass die Leute hier entlang laufen“, sagte Luckows Bürgermeister Fabian Schöne, der sich kurz in gebrochenem Englisch mit den Beiden verständigte. Auch Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD), der im Nachbarort Torgelow wohnt, lobte die Idee, durch Teile Europas zu wandern.

„Ich habe solche Wandertouren schon öfter gemacht und das Kamel in Polen gekauft“, erläuterte der Franzose bei regnerischem Wetter auf Fragen von Reportern. Er wolle „zu sich selbst finden“ und bis in die Bretagne zu Verwandten wandern.

Davor kam allerdings der Polizeieinsatz kurz nach Mitternacht in Luckow bei Ueckermünde. Ein Anwohner sah das allein grasende Kamel am Ortsrand und holte die Polizei. „Ich habe die Wanderer schon vorher gesehen und ein Handybild gemacht“, sagte die Luckowerin Martina Dittmann. Sie habe ferngesehen und plötzlich durch das Fenster das Kamel mit den zwei Höckern vorbeigleiten sehen, an denen Gepäck befestigt war. „Wir haben hier zwar öfter Wanderer, manchmal mit Eseln, Pferden oder einer Kutsche, aber ein Kamel hatten wir noch nie“, erläuterte Schöne.

Die Wanderer waren nachts bei Dorfbewohnern untergekommen. „Sie betonen, dass sie zwar zusammen unterwegs, aber kein Paar sind“, sagte Schöne. Sie kamen über die Grenze bei Hintersee aus der Region Stettin (Szczecin). Vier Monate will Arz unterwegs sein, ob er auch an der Seenplatte und der Müritz vorbeikommt, konnte er noch nicht genau sagen.

So müssen Passanten nicht unruhig sein, wenn sie ein Kamel erblicken. Die Polizei rechnet mit weiteren Anrufen. „Wanderer mit Kamel fallen auf, wir hatten schon mehrere Anrufe von besorgten Leuten“, sagte ein Polizeisprecher.


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