Motor eines B-17 Bombers aus der Müritz geholt

29. Februar 2024

Fast 80 Jahre lang lag er im Wasser – in dieser Woche ist er geborgen worden: Am 25. August 1944 wurde über der Müritz ein B-17 Bomber der USAF abgeschossen . Die Besatzung konnte noch abspringen. 80 Jahre später hat das Team des Luftfahrttechnischen Museums in Rechlin mit großer Unterstützung der Bundeswehr einen der Motore vom Typ Wright-Curtiss R-1820 Cyclone aus der Müritz geholt. Bis dahin war es ein langer Weg, denn das nötige Genehmigungsverfahren, an dem verschiedene Behörden beteiligt werden mussten, dauerte rund eineinhalb Jahre.

Jetzt konnten die Einsatztaucher des 5. deutsch-britischen Pionierbrückenbatallions 130 aus Havelberg nach Erkundungstauchgängen 2022 und 2023 endlich anrückten.

Begleitet durch die Pressestelle der Bundeswehr und den NDR verlief die Bergung ohne Probleme. „Es kommt sicherlich nicht oft vor, dass die Bundeswehr in einer Wehrübung einem ehrenamtlichen Museum hilft, ein Zeitrelikt zu bergen. Insofern gilt unser Dank den Tauchern und Organisatoren dieser Einsatzübung. Bedanken möchten wir uns aber auch bei der örtlichen Kuhnle-Group für ihre Unterstützung bei der Bereitstellung eines Pressebootes und die Möglichkeit, den Motor im Hafen zu kranen und ins Museum zu transportieren“, heißt es von den Verantwortlichen des Museums.

Auf sie kommt jetzt natürlich viel Arbeit zu, denn der Motor muss gesichert, gesäubert und schließlich in die Ausstellung integriert werden.

Lange Geschichte eines besonderen Standortes

Das Museum am Südzipfel der Müritz zeigt seit 1998  die Luftfahrtgeschichte Rechlins vom Beginn der Fliegerei ab 1918 mit der „Flieger-Versuchs- und Lehranstalt am Müritzsee“ sowie die „Erprobungsstelle des RDLI“, ab 1934 der „Erprobungsstelle der Luftwaffe“.

Schwerpunkte sind die Geschichte der Luftfahrttechnik und die Erprobung durch die ehemalige Luftwaffe bis 1945. In weiteren Ausstellungen wird die Nachkriegsgeschichte des Geländes gezeigt, die Nutzung durch die NVA bis 1990 und die Rote Armee bis 1993 sowie die Geschichte der Schiffswerft Rechlin und des Ortes bis in die Gegenwart.

Um 1940 arbeiteten in Rechlin etwa 4000 Ingenieure, Beschäftigte und Testpiloten auf der Erprobungsstelle und lebten mit ihren Familien in neu geschaffenen Siedlungshäusern. Auf drei Flugplätzen und unzähligen Hallen sowie Laboren wurden in Rechlin richtungsweisende Entwicklungen der Luftfahrtgeschichte zur Serienreife gebracht, die heute noch Standards setzen.

Nach 1945 besetzten damalige sowjetische Fliegertruppen Rechlin und nutzten große Teile des Areals für ihre Zwecke. Rechlin erfuhr eine Teilung wie Berlin – eine Mauer mitten durch den Ort trennten 48 Jahre bis zum Abzug 1993 rund 2500 deutsche Einwohner von ca. 4000 Piloten und Soldaten mit ihren Familien. Mauerreste und eine Informationstafel im Ort sind heute stumme Zeitzeugen der Vergangenheit. Das Museum gibt auch darüber Auskunft, wie das Leben auf beiden Seiten der Mauer damals vor sich ging.

Dank der hochqualifizierten Ingenieure, die bis 1945 in Rechlin wohnten und arbeiteten, wurde bereits 1948 am Südufer der Müritz eine Schiffswerft gegründet. Rettungsboote, zunächst in Aluminium, später aus Kunststoff verließen die Werft in großen Stückzahlen. Neben militärischen Schiffstypen produzierten ca. 1500 Angestellte der Werft viele weitere Zubehörteile für den Schiffbau. Zeugnis dafür legt ein 19m langes Schnellboot ab, das damals wie heute als schnellstes Boot seiner Art auf der Ostsee galt. 3600PS beschleunigten das bis zu 32t schwere „Kleine Torpedoschnellboot (KTS-Libelle)“ auf knapp 100km/h. Dieses Boot ist Innenhof des Museums zu bestaunen.

Quelle: Luftfahrttechnisches Museum Rechlin


14 Antworten zu “Motor eines B-17 Bombers aus der Müritz geholt”

  1. Dressler sagt:

    Warum ist in Havelberg ein deutsch-britisches Pionierbrückenbatallion stationiert?
    Nach dem 2+4 Vertrag, der die deutsche Wiedervereinigung regelt, dürften im Gebiet der ehemaligen DDR nur deutsche Militäreinheiten stationiert werden. Wurde damit der 2+4-Vertrag gebrochen?

  2. Hermann J. sagt:

    Hochinteressant

  3. Christian Alberti sagt:

    Hallo
    letzten Sommer war ich im Urlaub in der Region und dadurch auch in dem Museum. Ich muss sagen super.soviele Exponate und Informationen einfach gut.der Motor passt da hervorragend rein!

  4. Morawe sagt:

    Moin,

    und dann kam die Bundeswehr….
    keine vernünftig schießenden Handfeuerwaffen,
    uralte Tornados,
    nicht fliegende Hubschrauber…
    Soll ich weiter aufzählen???

  5. Kulisch Torsten sagt:

    Das ist Super diesen Teil der Geschichte wusste ich nicht , sehr Interresant 👍

  6. Björn sagt:

    Was hat das mit dem Thema zu tun?
    Nichts…..

  7. H. sagt:

    @ Dressler

    Davon steht nichts im 2+4-Vertrag. Dort steht lediglich im Art. 5: „Bis zum Abschluss des Abzugs der sowjetischen Streitkräfte …“ Lediglich Kernwaffenträger dürfen auf dem Gebiet der ehem. DDR nicht stationiert werden.

    https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/regelbasierte-internationale-ordnung/voelkerrecht-internationales-recht/-/240218

  8. Heinzelmann sagt:

    Es liegen noch weitere Reste eines Flugzeugwracks aus dem zweiten Weltkrieg in der Müritz. In Ufernähe von Boek, nahe dem Nationalpark. Trotz jahrelangen Hinweisen wurde nichts zur Bergung unternommen.

  9. Klaus Bongartz sagt:

    Und was ist mit dem Rest von dem Bomber? Soll da noch mehr geborgen werden?

  10. Jing sagt:

    Bei der B-17 müsste es sich um die B-17 s/n 43-37980, der 839th Bomb Squadron, 487th Bomb Group handeln.

    Sie wurde am 25 August 1944 um ca. 13 Uhr von der Flak über Rechlin abgeschossen und stürzte in die Müritz.

    9 Besatzungsmitglieder kamen ums leben. Der Pilot Joseph A. Duncan und der Rumpfschütze Monroe S. Wolyn wurden gefangen genommen.

  11. Britt Duncan sagt:

    I am very excited about this discovery and recovery of it! I hope it does not end with just this engine and that other worthy pieces of the aircraft can be brought up for display. This is the very first piece recovered from that aircraft. Great timing, being that this year marks the 80th anniversary! The pilot, Lt Duncan attended the opening of the Museum in August of 1998. At that time it was thought there was a piece of his aircraft for display, but it turned out to be a part of a British Lancaster. Dad was still thrilled to be invited and to visit Rechlin and Lake Muritz.
    Yes, I am the son of the Pilot of that B-17. Note that dad was Deputy Lead for that mission on 25Aug44. Therefor his aircraft was one of two to carry the Norton Bombsight, which made him a primary target for the antiaircraft gunners. They did not miss! The 88mm artillery took off the outer portion of his starboard wing. He was very lucky to have gotten out of the spiraling ship! I cannot wait to see this engine (and hopefully more)!

  12. Thorsten Schulz sagt:

    Dear Mr. Britt Duncan, this must be very emotional news for you. To see an engine of your dad’s B-17 emerging from the Mueritz Lake waters after 80 years might be very moving for you. Now he will be remembered by display of this artefact in Rechlin Museum.
    I know what I am talking about. Found the crash site of a B-17 near my home town in northern Germany. After long time of research and more than a year of preparation we had a memorial gathering with 22 crew members decendants visitors from the US, 3 German eyewhitnesses of the dramatic crash scene in April 44, the town citizens and officials including Luftwaffe Officers and US Consule General. Together we honored the 10 crew members (4 KIA/6 POW) for bringing democracy to Germany and the Germans who gave first aid and refreshment to the wounded survivors. After that the children of former enemies had a heartwarming party in good friendship dancing with Glenn Miller 1944 live big band sound… a unique once in a livetime event for all present persons …

    BTW save this date. Next year in 2025 there will be an 80 years liberation of Stalag Luft 1 memorial weekend at Barth. Will be 8 – 10th May. If you like I can send more details.

    Best Regards, Thorsten Schulz

  13. Britt Duncan sagt:

    Thank you Herr Schultz! The recovery of the B-17 engine truly is thrilling for my family and myself! It was very welcomed news to us. I am looking forward to my Rechlin visit in the near future so much more now! Would you, by chance, know if the author Christoph Regel still has any connections to the Rechlin Museum? He spent time talking with my father in Aug 1998, there.
    It is heartwarming to read of your endeavors in memorializing the downed USAAF crew from Apr44. That was an impressive turnout of descendants and officials alike! And a wonderful party too. Well done Sir!
    The crew of the B-17 in Muritz had been shot down earlier the same year, but in a B-24 then. Dad was able to get the aircraft back over the English Channel and his crew bailed out safely over friendly territory. However, sadly the aircraft crashed and killed three British civilians on the ground in Chichester. I was fortunate enough to attend the 75th anniversary memorial for those three. Quite moving.
    Yes, I would be interested in hearing more about the Stalag Luft 1 liberation memorial weekend. Thank you for mentioning it to me.

  14. Thorsten Schulz sagt:

    You’re welcome Mr. Duncan!

    Let’s go on with communications via email.

    Here is my adress: junksurfer3@aol.com

    Please write me for more information.

    Best Regards, Thorsten