Müritzer Milchbauern schäumen vor Wut und Verzweiflung

29. Juli 2015

Bauern3Die Milch macht’s. Oder auch nicht. Die Milchbauern der Müritz-Region jedenfalls kommen gegenwärtig mehr schlecht als recht über die Runden. Und das hat mehrere Gründe.
Zum einen zahlen die Molkereien zu wenig, zum anderen greifen die Verbraucher auch lieber zu Sonderangeboten und wissen die im Land produzierten Lebensmittel nicht unbedingt zu schätzen.
Um auf ihre verzwickte Situation aufmerksam zu machen, haben sich gestern Abend mehr als 30 Landwirte der Region mit ihren Traktoren vor dem Warener Unternehmen Müritz-Milch Luft gemacht. Und auf jeden Fall für Aufsehen gesorgt. Denn die Traktoren-Kolonne ist nicht nur in Waren aufgefallen.

bauern7„Die Situation ist nicht neu, aber sie wird schlimmer. Wir können nicht kostendeckend, geschweige denn mit Gewinn arbeiten. Aber wir sind selbst schuld. Wir müssen uns zusammenschmeißen, um gegen diese großen Molkerei-Konzerne anzukommen“, so Sabine Siedler, geschäftsführende Gesellschafterin der Agrar GmbH Vipperow. Und weiter: „Es ist momentan wie im Mittelalter. Wir liefern, und irgendeiner bestimmt hinterher den Preis.

Und tatsächlich: Gegenwärtig läuft es so: Die Bauern bringen die Milch, welchen Preis sie dafür bekommen, erfahren sie erst rund einen Monat später. Sie haben also gar keine Wahl und können nicht sagen: Weil der Preis gerade so niedrig ist, liefer‘ ich weniger.

Bauern5Wie prekär die Situation ist, machen Zahlen deutlich, die ein anderer Landwirt vor den Toren der Müritz-Milch nennt. „Wir zahlen für eine Monteurs-Stunde 55 Euro, wenn der Traktor mal streikt. Um diese Stunde bezahlen zu können, brauchen wir 200 Liter Milch. Das ist das Tagesgemelk von sieben Kühen.“ Und das alles, damit Supermärkte den Liter Tetrapack-Milch für 25 Cent im Sonderangebot bewerben können…

Die Demo der Milchbauern am gestrigen Abend war ein Achtungszeichen, wenn auch nicht angemeldet. Sie war spontan, doch Polizei und Ordnungsamt des Kreises warfen ein Auge drauf. Die letzte Aktion der aufgebrachten und teilweise sogar verzweifelten Milchbauern war es auf keinen Fall.


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