Naturfrevler in Alt Schwerin unterwegs – Hornissennest in Kopfweide brutal zerstört

29. September 2020

Ein trauriger Bericht von Cornelia Hagen: „Im Sommer konnte ich bei meinen Wanderungen an einem Erlenbruch in Alt Schwerin am Plauer See ein Hornissenvolk im Bereich einer alten Kopfweide beobachten. Ich stellte erstaunt fest, wie friedfertig diese Riesenbrummer bei behutsamer und ruhiger Annäherung waren. Ich konnte das rege Leben und die ständigen Flugbewegungen begleitet, von tiefem Hubschrauberbrummen ganz aus der Nähe beobachten, ohne jemals gestochen zu werden. Im Gegensatz zu Hummeln und Bienen sind sie perfekte Flieger und ich konnte manchmal richtige Fliegerstaffeln auf Beutezug ausrücken sehen. Sie sind so schön. Ihr gelb- rotbrauner und schwarzer Panzer ist perfekt. Und sie sind so riesig (35- 40mm). Und doch so harmlos. Ich empfand ein großes Glück, dass die Königin bei uns den Platz gefunden hat  ihr Volk zu gründen. Am Sonntag musste ich zu meinem großen Entsetzen feststellen, dass ein Naturfrevler zugeschlagen hat. Ein Unbekannter stopfte, vermutlich mit einer brennbaren Flüssigkeit, getränkte Lumpen und Papier in die Einfluglöcher des Nestes und zündete sie an.
Hunderte der Tiere starben einen qualvollen Tod, und auch der Baum, in dem das Nest sich befindet nahm großen Schaden.

Doch damit nicht genug. Als es vermutlich nur noch räucherte nahm/ -en der oder die Unbekannten Folie und umwickelten den Baum mehrlagig.

Ich frage mich: Wer tut so etwas? Was läuft nur schief in dieser Welt, dass Menschen meinen, einfach mal so diese seltenen, fast ausgestorbenen Insekten auf so brutale Weise töten zu können. Mich überkommt eine große Traurigkeit, wenn ich sehe, wie wieder so ein Wunder der Natur wahrscheinlich aus Unwissenheit, aber mit viel Brutalität ausgelöscht wird. Ich möchte hiermit meinem Entsetzen und meiner Betroffenheit über den unnützen und qualvollen Tod dieser wunderschönen Superbrummer Ausdruck verleihen.

Dabei sind diese mächtigen, imposanten Geschöpfe sanfte Riesen. Sie sind weniger angriffslustig als Bienen und Wespen. Sie erfüllen eine wichtige Funktion z.B. als Schädlingsbekämpfer und sind von größtem Nutzen. So zählen zu ihren Beutetieren z.B. die Raupen des Eichenprozessionsspinners.

Besonders traurig ist, dass die Jungköniginnen wahrscheinlich schon in den nächsten 14 Tagen ausgeflogen wären. Jede dieser Königinnen, welche den Winter überlebt hätte, würde im Frühjahr ein neues Volk gegründet haben. Diese Völker werden uns fehlen.

Dieses  „Hornissenattentat“ mag verglichen mit den sonstigen Problemen der Welt geringfügig erscheinen, es zeigt jedoch, dass die Mythen über gefährliche Hornissen, den bösen Wolf und, und, und …. sich hartnäckig halten und dann in solche  Vernichtungstaten enden können.

Ich wünsche mir, das dieser Beitrag zu mehr Neugierde, Wissen und Toleranz gegenüber diesen wunderschönen Superbrummern führt. Ich bin überzeugt, dass mit etwas Rücksichtnahme eine friedliche, angstfreie Koexistenz  und ein von Vorurteilen ungetrübtes Verhältnis zwischen Mensch und Hornissen möglich ist.

Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass solches Verhalten nicht ungestraft bleiben darf. Es wurde Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, da Hornissen gemäß BArtSchV zu den besonders geschützten Arten zählen.


6 Antworten zu “Naturfrevler in Alt Schwerin unterwegs – Hornissennest in Kopfweide brutal zerstört”

  1. Nachdenklicher sagt:

    Ja. Was hier über die Hornissen berichtet wird, ist wahr und von mir jahrzehntelang so beobachtet worden. Wenn ich auch nicht der Meinung bin, daß hier jeder „einen persönlichen Wolf“ braucht ( schon zahlenmäßig) , so geht doch auch gerade an dieser Stelle von den sanften und imposanten Fluginsekten keine Gefahr aus. Im Übrigen greifen die auch nicht sofort an, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie warnen vor dem Angriff, stellen sich im Schwarm wie eine Wand vor den , der zu nahe kommt und benutzen die chemische Keule bevor sie stechen. Sie verspritzen übel Riechendes. Und ja, sie vertilgen Schädlinge wie Eichenprozessionsspinner und jagen auch nachts . Aber Dummheit ist bekanntlich unbarmherzig. Liebe Mitmenschen, achtet die Natur, bevor es zu spät ist. Sehr viel ist davon nicht mehr übrig. Wir erkennen es nur erst , wenn es zu spät ist.

  2. FrankS. sagt:

    Dass vollbringen Menschen, die sich als Krone der Schöpfung sehen und die anderes Leben in Kategorien wie Wertlos, schädlich oder gefährlich einsortieren. Diese Einstufung ist heute bei einigen auch auf den Menschen übertragen worden und damit sind Dinge wie Wertschätzung, Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber anderen Lebewesen leider nicht mehr vorhanden.

  3. Schulz sagt:

    Gerade Insekten wie Bienen, Schmetterlinge usw. brauchen wir recht erst. Ohne diese wunderbaren Insekten würden keine Blumen bestäubt & somit trostlos würde die Erde aussehen..
    Solche Menschen müssten hart bestraft werden bzw. Sozial – Stunden abarbeiten.

  4. Pinus strobus sagt:

    Es stimmt. Hornissen sind wirklich ausgesprochen friedliche Tiere, das kann ich nur bestätigen. Schon seit Jahren lebe ich zeitweise in enger Gemeinschaft mit diesen Insekten und hatte noch niemals Probleme mit ihnen, während ich allein in diesem Jahr bereits zweimal von aggressiven Wespen – ohne sie vorher provoziert zu haben – gestochen worden bin. Im Hochsommer und Frühherbst kommen sehr viele Hornissen aus dem nahen Wald in unseren Garten, um die Rinde des Flieders abzuschälen und sich von dem austretenden Saft zu ernähren. Der Flieder wächst direkt neben der Terrasse. So bleibt es nicht aus, dass die Hornissen einen sehr oft mit lautem Gebrumm umkreisen, aber immer in friedlicher Absicht. Es geschieht mitunter auch, dass die Tiere ins Haus gelangen. Doch auch das ist kein Grund zur Panik. Man kann sie ganz leicht mit einem Trinkglas fangen, indem man das Glas behutsam an der Fensterscheibe über die Hornisse stülpt, ein Stück Papier über die Glasöffnung schiebt und die Hornisse dann draußen aus dem Glas wieder ins Freie entlässt.
    Was mit den Hornissen in Alt Schwerin geschehen ist, ist eine Schande. Es macht mich sehr betroffen und traurig, dass es diese arroganten und selbstherrlichen Menschen gibt, die sich anmaßen, auf eine solche Weise über das Leben und Sterben ihrer Mitgeschöpfe zu befinden. Unkenntnis über Vorgänge in der Natur, gepaart mit Brutalität, führen zu derartigen Vorkommnissen.

  5. Wolfram Goetze sagt:

    Auch ich kann das bestätigen. Jahrelang hatten wir Hornissen, die Nester weniger als 3 Meter vom Essplatz im Garten entfernt. Sie bezogen unterschiedlichste Quartiere, unter Dächern oder in einem stark verwitterten Steinkautzkasten. Auch räumten sie kräftig unter lästigen Insekten auf und gewöhnten sich an die Nähe von Menschen. Nur abends flogen sie manchmal zum Licht und brummten dann orientierungslos um die Lampe im Treppenhaus herum. Sie ließen sich aber leicht mit einem Glas fangen und nach draußen bringen. Die Stiche sollen nicht schlimmer, als von Wespen sein. Das konnte ich aber nicht prüfen, denn gestochen wurden wir nie. Mit den guten Erfahrungen hängten wir einen nach Maß gebauten Hornissenkasten aus uralten Brettern auf. Neues Holz meiden sie nämlich. Aber die Tiere haben ganz klar ihren eigenen Willen und bezogen den nie. …oder noch nicht?
    Wer dem Frevler etwas entgegensetzen will, kann es ja auch versuchen:
    https://www.google.com/search?q=hornissenkasten+bauen&rlz=1C1AVFB_enDE756DE757&sxsrf=ALeKk00M3Hiq9lJxCKpzTAAD7HbmeneH5w:1601575687577&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=hDgH5WZGAFnkwM%252Cqn7LCoWUzVcotM%252C_&vet=1&usg=AI4_-kSNQ8KLYTYbjFn-XjB0IhCyvKGgQA&sa=X&ved=2ahUKEwipicGv_pPsAhUP-qQKHYWFDBMQ_h16BAgLEAU

  6. Pinus strobus sagt:

    Vielen Dank, Herr Goetze, für Ihren konstruktiven Beitrag zur Unterstützung der Hornissen. Vielleicht gelingt es ja dadurch, andere zum Umdenken und zum aktiven Schutz dieser bedrohten Insektenart beizutragen. Ich möchte noch kurz eine Mitteilung zum Beitrag von „Nachdenklicher“ loswerden: Ich habe Frau Hagen keineswegs so verstanden, dass sie für jeden einen „Privatwolf“ haben möchte. Ich verstehe sie so, dass sie zum sachlichen Gedankenaustausch in Bezug auf den Wolf mahnt, und da kann ich ihr nur voll und ganz beipflichten. Der Wolf ist hierzulande keine neue oder invasive Tierspezies, ihn hat es – ebenso wie uns – hier schon seit Jahrtausenden gegeben, nur dass er eben – von den Menschen – ausgerottet wurde. Man hört Argumente, dass der Wolf in einer Kulturlandschaft nichts zu suchen hat. Wer sich aber eingehend mit der Spezies Wolf beschäftigt, der weiß, dass dieser Räuber seine Nischen findet. Er wird sich niemals unkontrolliert hier verbreiten, dafür sorgt schon seine Sozialstruktur. Auch verlieren sehr viele Welpen/Jungwölfe ihr Leben – allein schon durch den Straßenverkehr. Natürlich gibt es Kollisionen, wenn Wölfe Nutztiere reißen. Hier muss die Politik eingreifen und vernünftige Maßnahmen beschließen, um Tierhalter vor Verlusten zu schützen. Wir können nicht einerseits den Wolf willkommen heißen und andererseits die Tierhalter hängenlassen. Der Wolf per se ist nicht das Problem, auch nicht für die Jagd. In unserem Jagdrevier hat sich ein Wolf sehr lange aufgehalten (wurde auf der Kamera dokumentiert). Trotzdem ist das übrige Wild (Rehe, Wildschweine) deswegen nicht scheuer geworden oder gar ausgerottet worden. Wir müssen uns einfach davor hüten, in dem Wolf einen neuen Feind zu sehen. Wenn es zu viele oder problematische Wölfe gibt, können entsprechende Regelungen getroffen werden, aber den Wolf grundsätzlich hier abschaffen? Niemals. Ich möchte nicht wissen, wie viele arglose Sonntagsspaziergänger schon in der Nähe eines Wolfes entlang flaniert sind, ohne es zu bemerkt zu haben. Der Wolf ist sehr scheu, er meidet den Menschen. Wenn er sich doch einmal zeigt und sich sogar annähert, ist er neugierig, denn er ist ein kluges und soziales Tier. Niemand muss Angst vor dem Wolf haben, wir müssen nur vernünftig mit ihm umgehen.
    Und liebe Hundehalter, bedenkt einen Umstand: Gäbe es den Wolf nicht, gäbe es auch nicht den geliebten Vierbeiner!