Neues Verfahren an der Klinik Amsee hilft COPD-Patienten

20. Oktober 2020

In der Lungenklinik Amsee ist jetzt an einem 73-jährigen Patienten erstmals eine endoskopische Lungenvolumenreduktion erfolgreich angewandt. Eine Lungenvolumenreduktion kann Patienten mit der Lungenerkrankung COPD und den damit verbundenen Atemproblemen helfen, wenn andere konventionelle Behandlungsverfahren ausgeschöpft sind.
Nach Schätzungen der WHO zählt die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD weltweit mit rund 250 Millionen Betroffenen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt und steht an dritter Stelle der Todesursachen.

Die im Volksmund auch als „Raucherhusten“ bekannte Krankheit, oftmals ausgelöst durch intensives Inhalieren beim Rauchen, zunehmend auch durch Luftverschmutzung in Großstädten, führt unter anderem zu einer Zerstörung der Lungenbläschen und in der Folge zum sogenannten Lungenemphysem; einer entzündlichen Veränderung des Lungengewebes. Patient wird durch eine „Überblähung“, also einer Art „gefangenen“ Luft im Brustkorb, das Atmen zunehmend schwerer, sie leiden unter quälendem Hustenreiz, Bakterien und Viren können nicht mehr auf natürlichem Wege aus der Lunge abtransportiert werden.

Bei rund 10 Prozent der Betroffenen kann eine endoskopische Lungenvolumenreduktion zu Anwendung kommen. Bei der gut erprobten Methode wird Lungengewebe, das durch die Erkrankung nicht mehr aktiv an der Atmung beteiligt ist, durch Ventile ausgeschaltet. Die künstlich eingesetzten Lungenventile unterstützen nach dem Eingriff die Atmung aktiv: Beim Einatmen schließen sie sich, beim Ausatmen werden die Ventile wieder geöffnet. So kann keine neue Luft in die überblähten Bereiche einströmen und alte Luft langsam entweichen.
Die Idee dahinter ist, dass sich das verbleibende, noch an der Atmung teilnehmende Lungengewebe besser ausdehnen kann und anschließend weniger Luftnot besteht, was sich in der Praxis häufig bewährt. Für Betroffene bedeutet diese Methode eine verbesserte Lungenfunktion und eine deutlich gesteigerte Lebensqualität.

Etabliert wurde das Verfahren von Chefarzt PD Dr. med. habil. Christoph Schäper. „Um die Methode erfolgreich anwenden zu können, besteht eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Lungenfachklinik Amsee im Netzwerk ‚Lunge Müritz‘ zusammen mit Dr. med. Wolfram Klemm, Chefarzt der Thoraxchirurgie im MediClin Müritz-Klinikum. Wir freuen uns sehr, diese Möglichkeit jetzt allen Betroffenen hier in der Region anbieten zu können.“

Patienten werden vor dem Eingriff von einem Gremium aus hoch spezialisierten Ärzten der Fachbereiche Lunge, Thoraxchirurgie und Radiologie sorgfältig untersucht, ob die endoskopische Lungenvolumenreduktion im individuellen Fall erfolgsversprechend ist. Das Verfahren der Ventilimplantation ist prinzipiell reversibel. Dies bedeutet, die Ventile können bei unzureichender Verträglichkeit wieder entfernt werden.

Interessierte und Betroffene, können sich an die Spezialisten im Netzwerk „Lunge Müritz“ wenden. Diese sind über die Lungenklinik Amsee oder die Thoraxchirurgie im MediClin erreichbar.

Die Klinik Amsee, ein Unternehmen der Johannesstift Diakonie, ist akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock. Die 1922 als Lungenheilstätte in Waren (Müritz) gegründete hochspezialisierte Lungenfachklinik behandelt jährlich über 3.000 Patienten stationär.
Die medizinischen Schwerpunkte umfassen die Allgemeine Pneumologie und die Intensivmedizin, deren Fokus in der Beatmungsentwöhnung (weaning) liegt. Weiterhin zählen die palliativmedizinische Komplexbehandlung sowie die Schlafmedizin und Onkologie zum Leistungsspektrum des Hauses. Die Klinik Amsee betreibt in enger Kooperation mit der Evangelischen Lungenklinik Berlin und dem MediClin das Netzwerk Lunge Müritz. Für das Einzugsgebiet Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und nördliches Brandenburg erfüllt die Klinik Amsee einen überregionalen Versorgungsauftrag.

Foto: Chefarzt PD Dr. med. habil Christoph Schäper, Patient Siegfried Böttcher und Dr. med. Wolfram Klemm, Chefarzt der Chirurgischen Klinik II im MediClin.

 


6 Antworten zu “Neues Verfahren an der Klinik Amsee hilft COPD-Patienten”

  1. Lothar Seidenschnur sagt:

    Habe selber COPD und habe Intresse an der neuen Variante gegen die Überblähung .
    Könnten sie mir Informationenmaterial zuschicken ?

  2. Lothar Seidenschnur sagt:

    Habe selber COPD und hätte Interesse an der Überblähung .
    Bitte um Informationsmaterial. F

  3. Domaschke sagt:

    Habe Lungenemphysem und möchte Infos haben.

  4. Doris sagt:

    Nach meiner Recherche bestehen die Ventile aus einer Nickel – Titan Legierung. Ich habe ein ausgeprägtes Emphysem, aber leider auch eine Nickelallergie. Meine Frage : könnten die Ventile bedenkenlos bei mir eingesetzt werden?

    • Bernd Schneider sagt:

      Die Ventile besitzen einen Silikonüberzug, so dass kein direkter Kontakt zu der Bronchialwand besteht. Jedoch ist immer zu berücksichtigen, wie stark ihre Nickelallergie ausgeprägt ist.

  5. Klinik Amsee sagt:

    Betroffene können sich mit Ihren Fragen gerne an unseren Chefarzt wenden. Er kann am besten darüber Auskunft geben, in welchen Fällen dieser Eingriff in Frage kommt und welche Schritte für eine Behandlung in die Wege geleitet werden müssen.