Persönlich beobachtet

8. Dezember 2014

Nachdem wir uns den Kreistag der Mecklenburgischen Seenplatte jetzt fast fünf Stunden lang via Live-Stream angehört haben, sind wir voll im Bilde: Es kommt nur darauf an, wer welche Anträge stellt.

Das wurde gerade bei den vorgeschlagenen Sparmaßnahmen deutlich, die nötig sind, um den maroden Monster-Kreis Mecklenburgische Seenplatte zu retten.

Nur die Anträge von CDU und SPD fanden Mehrheiten, alle anderen Vorschläge, egal ob von FDP/Piraten, Linken oder Grünen und egal, welchen Inhalt sie hatten – sie wurden abgeschmettert.

Wer die in den vergangenen Wochen oft beschriebene „Liebe“ zwischen SPD und CDU noch nicht wahr haben wollte, bekam beim heutigen Kreistag die Bestätigung: Sie mögen sich wirklich.
Sie stimmen gemeinsam für die enorme Kürzung der Kulturförderung, sie sind sich einig, Bürgerservicezentren einzurichten, mit dem Ziel, die Verwaltungen in den ehemaligen Kreisstädten weiter abzuspecken, sie wollen die Schülerbeförderungskosten nicht mehr wie bisher bezuschussen und sie möchten auch Klassenfahrten mit weniger Geld unterstützen.

Nicht zu vergessen die Erhöhung der Musikschulgebühren, die Eingliederung des Heinrich-Schliemann-Museums Ankershagen in die Wirtschaftsförderung Müritz, und, und, und.

Die Gegner der Kreisgebietsreform haben heute einmal mehr „Futter“ bekommen: Während die einzelnen Kreise, die zusammengehen mussten, schuldenfrei waren, klafft in der Kasse des Großkreises Mecklenburgische Seenplatte ein Riesen-Loch. Ausbaden müssen das die Einwohner. „Die Schwächsten der Schwachen“ müssen das ausbaden, wie es Kreistagsmitglied Frank Nieswandt (Linke) formulierte.

Auch diese drastischen Sparmaßnahmen wurden übrigens wieder von jenen Landtagsabgeordneten mit beschlossen, die seinerzeit die Kreisgebietsreform befürwortet haben. Wir erinnern nur an die Herren Ringguth (CDU) und Seidel (CDU), damals Abgeordneter und Minister, heute beide Mitglieder des Kreistages.

Aber auch die Bürgermeister Norbert Möller (SPD), Sven Flechner (parteilos) und Heiner Müller (SPD) haben bei den heute beschlossenen Kürzungen die Hand gehoben.

PS: Im Laufe der Sitzung vergessen einige Kreistagsmitglieder offenbar, dass da eine Kamera steht: Da wird vor Langeweile sogar in der ersten Reihe in der Nase gebohrt, da rennt ein Wolf-Dieter Ringguth – wie immer wichtig – mit Handy am Ohr durch den Saal und da scheint die stellvertretende Landrätin Bettina Paetsch gerade noch so ihre Augen aufhalten zu können und sitzt fast die gesamte Zeit über mit gesenktem Kopf in der Sitzung und gähnt herzhaft in die Runde.

Wenn das Politik ist, muss sich niemand über die steigende Verdrossenheit wundern.


3 Antworten zu “Persönlich beobachtet”

  1. Rainer-Michael Krüger sagt:

    Die wissen doch gar nicht mehr, über was sie da abstimmen. Hauptsache die Sitzung geht schnell vorbei.
    Wer das letztendlich ausbaden muss, ist den sogenannten Politikern völlig egal. Sie segeln nur alle mit dem Wind,
    den andere machen – Opportunisten in Reinkultur. Es ist einfacher, den zahlenden Bürger auf dem Altar der Demokratie zu schlachten, anstatt das Goldene Kalb, um das alle tanzen.

  2. Heinz-Peter Schifflers sagt:

    Klamme Kassen, Konzeptionslosigkeit, Perspektivmangel, unkritisch Willige, weil (mindestens) müde und gähnende Volksvertreter auf der einen Seite. Ungläubig staunendes Wahlvolk (soweit überhaupt noch interessiert) auf der anderen Seite. Nichts Neues! Da rächt sich das seit Jahren konzeptionslose, verfehlte und verschwenderische Finanzgebahren. Bürgerinnen und Bürger wenden sich kopfschüttelnd ab.
    HP. S.

  3. MAK sagt:

    Ich habs mir auch ne Weile mit angesehen. Danke für den Hinweis!!
    Diese Live-Streams ins Internet sind ein wichtiges Instrument der Demokratie!! Ich möchte alle dazu aufrufen, sich aktiver daran zu beteiligen. Erst wenn unsere Volksvertreter sich dessen bewusst sind, dass sie von uns kontrolliert werden, werden sie hoffentlich bessere Arbeit abliefern!!
    Ich habe das Problem, dass ich die wenigsten Redner kenne, schon gar nicht als Stimme aus dem off. Können Sie nicht bitte eine Seite/Bild erstellen, wo alle Volksvertreter wie auf einem Klassenfoto benannt werden?
    Vielleicht kann auch „Wir sind Müritzer“ dazu übergehen, mehr Videos zum Beitrag zu erstellen, wie derzeit zB bei Facebook üblich. Wenn sich die Redakteure die ganze Übertragung reinziehen(5 Stunden? Reine Quälerei!!), könnten sie doch auch das Wichtigste den Lesern im Clip zeigen!!
    Ach so: meine Beobachtung will ich auch noch kundtun: zum Schluss wurde die Aufteilung irgendwelcher Gelder auf die Fraktionen/Parteien diskutiert. Da waren alle wieder hellwach und fingen an zu rechnen……