Prozess: Mann unter Drogen greift Freunde an: Ein Toter, ein Schwerverletzter

21. Juli 2021

Wohin Drogenkonsum und zu laxe Strafverfolgung führen können, wird derzeit am Landgericht Stralsund deutlich. Dort muss sich ein 31-jähriger Mann wegen versuchten Mordes und Totschlag verantworten. Der Fall wird wohl als „Cuttermesser-Totschlag“ in die Rechtsgeschichte eingehen. Das Besondere daran: Der gebürtige Rostocker, der vor wenigen Jahren nach Greifswald kam, war wegen mehrerer Raubstraftaten eigentlich im Herbst 2020 zu einer Bewährungsstrafe und Drogenentzug verurteilt worden. Er hatte Passanten überfallen, weil er und seine damalige Freundin Geld für Drogen brauchten. Nach dem ersten Prozess bekam er sogar eine Führungsaufsicht. Trotzdem nahm er weiter anscheinend hemmungslos Drogen, trank Alkohol und wurde „immer düsterer“, wie ihn ein Zeuge beschrieb. Letztlich wurde der Zeuge lebensgefährlich verletzt und ein „guter Freund“ getötet.

Der blutige Vorfall hat sich im Januar in einer Vierraumwohnung einer jungen Frau in Greifswald ereignet. Ein Bekannter des Angeklagten wurde 31 Jahre alt und wollte feiern. Man kaufte einen Kasten Bier und eine Flasche Pfefferminzlikör und hatte auch Cannabis dabei. Die Feier fand in einem Zimmer statt, da der Jubilar keinen festen Wohnsitz hatte und bei der 41 Jahre alten Bekannten untergekommen war.

„Wir waren erst gerade beim Vorglühen“, beschrieb der Mann, der Geburtstag hatte, vor Gericht die Lage. Der Angeklagte sei nach einer Stunde etwa dann ruhig geworden, aufgestanden und habe sich eine Wasserpfeife gestopft. Plötzlich habe er den Kopf der Pfeife direkt vor seinen Kopf gehalten und angesteckt. Das fanden beide anderen Männer „sehr merkwürdig.“ Plötzlich habe der Angeklagte ein rotes Cuttermesser gezogen und in die linke Halsseite des Organisators gestochen. „Ich dachte, mich hätte was am Hals gebissen“, sagte der Zeuge. Es habe enorm geblutet.

Dann habe sein daneben sitzender guter Freund den Angreifer gepackt und weggezogen. Dabei sei der Freund tödlich verletzt worden. Letztlich stürzte sich der Geburtstagsjubilar auf den Cuttermessermann und konnte ihn unter dramatischen Umständen niederringen, bis die Polizei eintraf. Die Beamten waren in der Nähe und brauchten nur drei Minuten. „Dort war alles voller Blut“, sagte ein Polizist.

Vor Gericht wurde nun bekannt, dass der Angeklagte 2019 wegen der Raubtaten in U-Haft war. Das habe ihn so beeindruckt, dass das Amtsgericht die eigentlich verhängte Haftstrafe in eine Bewährungsstrafe umgewandelt hatte. Schon damals hatte eine Gutachterin erkannt, dass der Mann weitere Straftaten für Drogenkonsum verüben wird. Deshalb solle der Drogenentzug eigentlich an erster Stelle stehen – tat es aber nicht.

Der Zeuge erklärte zudem, dass der Angeklagte psychische Probleme gehabt habe und wohl schon länger unzufrieden war. Dieser hatte die Hauptschule mit der neunten Klasse beendet und eine Lehre abgebrochen. Der Angeklagte habe mal geäußert, dass er „nochmal jemand umbringe werde“, gab der Zeuge vor Gericht wieder. Geglaubt habe das aber keiner.

Dem 31-jährigen Messermann droht nun eine lange Haftstrafe oder die Einweisung in ein psychiatrisches Haftkrankenhaus. Vorher soll ihn ein psychiatrischer Gutachter noch einmal genau begutachten. Am Landgericht wollte der Angeklagte aber nichts zur Aufklärung beitragen – er mache keine Angaben, sagte er. Ein Urteil soll im August fallen.


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