Prozess um Mädchentod: Viele Blutflecken und Drogenverdacht

8. November 2019

Zwei Gutachter haben am Landgericht Neubrandenburg für manches Erstaunen bei Prozessbeobachtern im Fall der sechsjährigen Leonie gesorgt. So wurden in der Wohnung der Familie in Torgelow, zu der drei Kinder gehörten, im Januar eine Vielzahl an Blutspuren gefunden. In der Küche, im Schlafzimmer, in Leonies Zimmer, an ihrer Kleidung und auch im Flur. Doch wer erwartet hatte, diese Spuren stammen vom Vormieter oder von einer handfesten Auseinandersetzung zwischen dem angeklagten Stiefvater und einem Mitglied seiner Familie – der sah sich getäuscht. So ähnlich hatte der Angeklagte diese Blutspuren nämlich zu erklären versucht, als er vom Beamten gefragt wurde.

„Die eindeutig per DNA-Analysen überprüften Blutspuren wurden alle entweder Leonie oder ihrem zwei Jahre alten Bruder zugeordnet“, erklärte die Gutachterin aus Greifswald vor dem Landgericht. Eine Variante hatte der Angeklagte selbst ins Spiel gebracht: Leonie soll bei dem angeblichen Treppensturz im Hausflur aus der Nase geblutet haben. Allerdings hieß es einmal: Aus der Nase, ein anderes Mal, aus dem Mund geblutet.

Wie aus solchem Ereignis allerdings gleich 16 Blutspuren des Mädchens an ihrer Bekleidung, am Bett, an Badfliesen, Türrahmen und einen Hocker kommen, das wollten bisher weder der Angeklagte, noch die Mutter erklären. Noch schwieriger schilderte die Gutachterin die Blutspuren beim zweijährigen Bruder. Insgesamt 20 Blutflecke in fast jedem Raum, sogar am gleichen Hocker, an Leonies Bettwäsche, im Bad, in der Küche, im Flur an der Wand und im Schlafzimmer fand die Expertin. Alle kamen von dem Jungen.

Hinweise auf Drogen auch bei den Kindern

Bei dem Kind waren nach dem Tod Leonies am 12. Januar auch viele Verletzungen festgestellt worden, die auf ähnlich schwere Misshandlungen schließen ließen. Damit noch nicht genug: Ein Experte für Drogen und ihre Auswirkungen fand in den Haaren aller fünf Familienmitglieder Hinweise auf Drogen. Die Werte bei den Kindern ließen vermuten, dass sie das von „außen“ aufgenommen haben. Also das Baby über die Mutter beim Stillen oder schon im Mutterleib, die beiden anderen Kinder entweder beim Einatmen, wenn „Erwachsene“ konsumierten, oder über Körperkontakt: So können Reste oder Wirkstoffe von Drogen oder Medikamenten auch über die Haut oder über die Haare direkt aufgenommen werden, hieß es.

Beim Angeklagten wurden 1,8 Nanogramm pro Milligramm Haar Amphetamine und 1,4 Nanogramm pro Milligramm THC-Wirkstoff – der zu Cannabis gehört – gemessen. Bei der Mutter lagen diese Werte bei 0.59 und 0,2. Hier könne aber das Färben der Haare den Wert vermindert haben, sagte der Gutachter. Erklärungen dazu gab es noch nicht. Am 29. November soll wieder die Mutter nicht öffentlich angehört werden. Danach will wohl auch der Angeklagte etwas sagen. Müsste er auch, denn im Vorfeld hatte er davon gesprochen, dass er gar keine Drogen konsumiert.


Eine Antwort zu “Prozess um Mädchentod: Viele Blutflecken und Drogenverdacht”

  1. FG sagt:

    Furchtbar. Was müssen die Kinder durchgemacht haben. Sie müssen ja ständig Schmerzen und in wahnsinniger Angst gelebt haben. Es ist einfach nur unvorstellbar. Die Kinder werden geweint, geschrien haben, die ganzen blaune Flecken, Abschürfungen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sicher auch verhaltensauffällig, wie extrem ängstlich und scheu usw. waren?! Was ich nicht verstehe und nachvollziehen kann: das hat keiner von den Nachbarn, Freunden, Bekannten usw. mitbekommen und gemeldet? Es blutet mir mein Mutterherz, wenn ich solche schlimmen Geschichten höre und ich hoffe, dass all diese Verbrecher, ihre gerechte Strafe, wo, wann und von wem auch immer, bekommen werden.

    Für die beiden kleinen Mäuse hoffe ich, dass sie das alles verkraften und ihnen zu einem schönen Leben mit/in einer liebevollen Familie verholfen wird.