Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft spürbar gesunken

16. Mai 2019

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist in den letzten Wochen gesunken. Das zeigen die neuesten Werte, die der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung liefert. Für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli weist der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, ein Rezessionsrisiko von 28,3 Prozent auf. Im April waren es 36,7 Prozent. Damit liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit wieder knapp unter 30 Prozent.

Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem zeigt aber weiter „gelb-rot“, weil die jüngste Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China zwar nicht direkt in den Indikatorwert eingeflossen ist, sich die statistische Streuung im Indikator aber erhöht hat. „Gelb-rot“ signalisiert eine Situation erhöhter konjunktureller Unsicherheit.

Der Rückgang beim Rezessionsrisiko beruht nach Analyse des IMK maßgeblich auf realwirtschaftlichen Faktoren. Positiv wirke vor allem, dass die Industrieproduktion zuletzt wieder gestiegen ist. Zudem hellte sich die Lage an den Finanzmärkten bis Anfang Mai auf. Der „Finanzmarktstress“, den das IMK mit einem zusätzlichen Indikator misst, ist moderat und im Vergleich zum Vormonat leicht zurückgegangen.
Negativ schlagen hingegen die rückläufigen Auftragseingänge aus dem Inland für das produzierende Gewerbe zu Buche, außerdem hat sich der ifo-Index etwas verschlechtert. Schließlich sind die Zinsunterschiede zwischen Staats- und Unternehmensanleihen in den vergangenen Monaten gewachsen. Diese drei Faktoren haben verhindert, dass das Rezessionsrisiko noch stärker zurückgegangen ist.

„Erstmals seit einiger Zeit deutet die aktuelle Datenlage für die kommenden Monate eine Stabilisierung des Wachstumstempos an“, sagt IMK-Experte Dr. Thomas Theobald. „Ob daraus der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont wird, hängt natürlich davon ab, dass die internationalen wirtschaftlichen Konflikte nicht immer weiter eskalieren“, ergänzt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Klar ist aber auf jeden Fall: Der aktuelle Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat eine hohe Widerstandsfähigkeit. Dahinter steckt, dass dieser Aufschwung anders als die vorangegangenen Erholungsphasen zu einem beträchtlichen Teil von der Binnennachfrage getrieben wird.“

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

 


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