Robert-Koch-Institut: Masern spielen in MV kaum eine Rolle
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es die wenigsten Masern-Fälle deutschlandweit. Das geht aus dem aktuellem Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor. Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionen des Menschen. Sie werden hinsichtlich der Schwere der Erkrankung und der Möglichkeit auftretender Komplikationen, insbesondere bei kleinen Kindern und Erwachsenen, häufig unterschätzt. Trotz Impfungen stellen die Masern weltweit weiterhin eine häufige Todesursache von kleinen Kindern dar. Im Jahr 2016 starben rund 90.000 Menschen, vornehmlich Kinder unter 5 Jahren, an der Infektion.
Im Jahr 2017 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 929 Masernfälle übermittelt, darunter ein Todesfall. 41% der Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden. 2018 wurden bis Ende Juni 387 Fälle übermittelt. Eine ausführliche Analyse der aktuellen Masernsituation ist im Epidemiologischen Bulletin 33/2018 erschienen.
Seit einigen Jahren stagniert der Rückgang der Masernfallzahlen in Deutschland: Jahre mit weniger Masernfällen werden von Jahren mit zum Teil ausgedehnten Ausbrüchen und vielen Masernfällen abgelöst.
Auch wenn im Bundesdurchschnitt die Masernimpfquoten der Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung gut sind, gibt es weiterhin Land- und Stadtkreise sowie bestimmte Bevölkerungsgruppen, in denen nicht ausreichend gegen Masern geimpft wird. Vor allem erfolgt die erforderliche zweite Masernimpfung häufig zu spät, also nicht wie empfohlen vor dem zweiten Geburtstag. Aber auch die großen Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen tragen dazu bei, dass größere Masernausbrüche entstehen können. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher die Masernimpfung allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden.
Die Anzahl der Masernfälle ging nach Einführung der Meldepflicht der Masern im Jahr 2001 aufgrund steigender Impfquoten von rund 6.040 Fällen im Jahr 2001 auf rund 780 Fälle im Jahr 2003 zurück. Allerdings hat sich nun seit einigen Jahren keine Tendenz eines weiteren Rückgangs der Anzahl der an das RKI übermittelten Masernfälle ergeben.
In einigen Bundesländern treten die Masern nur noch selten in Erscheinung, wie in Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland oder Sachsen-Anhalt. Andere Bundesländer, wie Berlin, Bayern oder Nordrhein- Westfalen (NRW) sind häufiger betroffen.
Für das Jahr 2017 gingen am Robert-Koch-Institut Daten von 929 Masernfällen ein. Die weitaus höchste Fallzahl wurde aus NRW mit 520 Masernfällen (56% aller Fälle) übermittelt. Ferner waren besonders Hessen, Berlin und Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Sieben Bundesländer wiesen allerdings auch weniger als 10 Fälle im gesamten Jahr 2017 auf.
Insgesamt 42% aller Erkrankungen betrafen die Altersgruppe der 0- bis 9-Jährigen. Innerhalb dieser Gruppe lag der Anteil der 0- bis 2-Jährigen bei rund 61%. Wie schon in den Vorjahren wurde die höchste altersspezifische Inzidenz bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren beobachtet. Von allen Masernerkrankungen entfielen rund 21 % auf die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen und 30% auf die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen. Rund 5% waren zwischen 40 und 49 Jahre und 3 % über 50 Jahre alt.
Für das Jahr 2018 wurden bisher mit Stand 30. Juni 2018 Daten von 387 Masernfällen übermittelt. Zusätzlich gingen Daten von 115 Fällen ein.
Gründe für ein gehäuftes Auftreten der Masern in Deutschland
Aus welchen Gründen gibt es Jahre, in denen in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten deutlich mehr Masernfälle beobachtet werden? Deutschland weist nicht nur die zweithöchste Bevölkerungszahl in der europäischen WHO Region hinter der Russischen Föderation auf, sondern gehört auch zu den Ländern mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Europa.
Darüber hinaus kommen jedes Jahr Millionen Menschen nach Deutschland, um hier zur arbeiten, zu studieren oder Ferien zu machen. Die importierten Masernfälle erreichen Deutschland insbesondere in den Ballungsgebieten, in denen die Menschen besonders dicht zusammenleben und eine schnelle Masernübertragung möglich ist. Hier ist auch die Wahrscheinlichkeit am höchsten, auf Menschen zu treffen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher noch keine Impfung erhalten hatten und an den Masern erkranken können.
Der Lebendimpfstoff gegen Masern wird seit über 40 Jahren weltweit verabreicht. Die seitdem erhobenen Daten haben gezeigt, dass er sehr wirksam und sicher ist. Bis zum Schuleingang waren im Jahr 2016 über 97% der Kinder einmalig gegen Masern geimpft. Die Impfquote für die zweite Impfung lag bei 92,9 %, sie stagniert bereits seit 2011 mehr oder weniger zwischen 92% und 93%. +
Trotz wiederholter Informationskampagnen und einer zum Teil hohen medialen Aufmerksamkeit, insbesondere zu Zeiten von Ausbrüchen, konnten diese Impfquoten bisher nicht weiter verbessert, die Eltern also scheinbar nicht von der Notwendigkeit der zweiten Impfung überzeugt werden. Ferner werden kleine Kinder zu spät geimpft.
So waren im Jahr 2014 geborene Kinder bis zu einem Alter von 24 Monaten im Bundesdurchschnitt zu 95,6% einmalig, jedoch nur zu 79,3% zweimalig gegen Masern geimpft. Gründe sind weniger in einer grundsätzlich impfkritischen Haltung zu suchen. Vielmehr wurden Impfungen auch immer wieder aus verschiedenen Gründen verschoben und dann vergessen oder die Befragten gaben an, gar nicht aufgeklärt worden zu sein.
Darüber hinaus kommen jedes Jahr viele Menschen mit Migrationshintergrund nach Deutschland, die in ihren Heimatländern keine Impfung erhalten hatten. Dies betrifft nicht nur Asylsuchende und Geflüchtete aus Krisengebieten, in denen Impfprogramme mehr oder weniger zusammengebrochen sind, sondern auch Menschen aus der Europäischen Union (EU), insbesondere aus Osteuropa.