Robert-Koch-Institut: Masern spielen in MV kaum eine Rolle

20. August 2018

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es die wenigsten Masern-Fälle deutschlandweit. Das geht aus dem aktuellem Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor. Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionen des Menschen. Sie werden hinsichtlich der Schwere der Erkrankung und der Möglichkeit auftretender Komplikationen, insbesondere bei kleinen Kindern und Erwachsenen, häufig unterschätzt. Trotz Impfungen stellen die Masern weltweit weiterhin eine häufige Todesursache von kleinen Kindern dar. Im Jahr 2016 starben rund 90.000 Menschen, vornehmlich Kinder unter 5 Jahren, an der Infektion.

Im Jahr 2017 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 929 Masern­fälle über­mittelt, darunter ein Todes­fall. 41% der Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden. 2018 wurden bis Ende Juni 387 Fälle übermittelt. Eine aus­führ­liche Analyse der aktuellen Masern­situation ist im Epi­de­mio­lo­gischen Bulletin 33/2018 erschienen.

Seit einigen Jahren stagniert der Rück­gang der Masern­fall­zahlen in Deutsch­land: Jahre mit weniger Masern­fällen werden von Jahren mit zum Teil aus­ge­dehnten Aus­brüchen und vielen Masern­fällen ab­ge­löst.

Auch wenn im Bundes­durch­schnitt die Masern­impf­quoten der Kinder zum Zeit­punkt der Ein­schu­lung gut sind, gibt es weiter­hin Land- und Stadt­kreise sowie bestimmte Be­völ­ke­rungs­gruppen, in denen nicht aus­reichend gegen Masern geimpft wird. Vor allem erfolgt die er­for­der­liche zweite Masern­impfung häufig zu spät, also nicht wie emp­fohlen vor dem zweiten Geburtstag. Aber auch die großen Impf­lücken bei Jugend­lichen und jungen Er­wach­senen tragen dazu bei, dass größere Masern­aus­brüche entstehen können. Die Ständige Impf­kommission empfiehlt daher die Masern­impfung allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kind­heit nicht oder nur einmal geimpft wurden.

Die Anzahl der Masernfälle ging nach Einführung der Meldepflicht der Masern im Jahr 2001 aufgrund steigender Impfquoten von rund 6.040 Fällen im Jahr 2001 auf rund 780 Fälle im Jahr 2003 zurück. Allerdings hat sich nun seit einigen Jahren keine Tendenz eines weiteren Rückgangs der Anzahl der an das RKI übermittelten Masernfälle ergeben.

In einigen Bundesländern treten die Masern nur noch selten in Erscheinung, wie in Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland oder Sachsen-Anhalt. Andere Bundesländer, wie Berlin, Bayern oder Nordrhein- Westfalen (NRW) sind häufiger betroffen.

Für das Jahr 2017 gingen am Robert-Koch-Institut Daten von 929 Masernfällen ein. Die weitaus höchste Fallzahl wurde aus NRW mit 520 Masernfällen (56% aller Fälle) übermittelt. Ferner waren besonders Hessen, Berlin und Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Sieben Bundesländer wiesen allerdings auch weniger als 10 Fälle im gesamten Jahr 2017 auf.

Insgesamt 42% aller Erkrankungen betrafen die Altersgruppe der 0- bis 9-Jährigen. Innerhalb dieser Gruppe lag der Anteil der 0- bis 2-Jährigen bei rund 61%. Wie schon in den Vorjahren wurde die höchste altersspezifische Inzidenz bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren beobachtet. Von allen Masernerkrankungen entfielen rund 21 % auf die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen und 30% auf die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen. Rund 5% waren zwischen 40 und 49 Jahre und 3 % über 50 Jahre alt.

Für das Jahr 2018 wurden bisher mit Stand 30. Juni 2018 Daten von 387 Masernfällen übermittelt. Zusätzlich gingen Daten von 115 Fällen ein.

Gründe für ein gehäuftes Auftreten der Masern in Deutschland

Aus welchen Gründen gibt es Jahre, in denen in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten  deutlich mehr Masernfälle beobachtet werden? Deutschland weist nicht nur die zweithöchste Bevölkerungszahl in der europäischen WHO Region hinter der Russischen Föderation auf, sondern gehört auch zu den Ländern mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Europa.
Darüber hinaus kommen jedes Jahr Millionen Menschen nach Deutschland, um hier zur arbeiten, zu studieren oder Ferien zu machen. Die importierten Masernfälle erreichen Deutschland insbesondere in den Ballungsgebieten, in denen die Menschen besonders dicht zusammenleben und eine schnelle Masernübertragung möglich ist. Hier ist auch die Wahrscheinlichkeit am höchsten, auf Menschen zu treffen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher noch keine Impfung erhalten hatten und an den Masern erkranken können.

Der Lebendimpfstoff gegen Masern wird seit über 40 Jahren weltweit verabreicht. Die seitdem erhobenen Daten haben gezeigt, dass er sehr wirksam und sicher ist. Bis zum Schuleingang waren im Jahr 2016 über 97% der Kinder einmalig gegen Masern geimpft. Die Impfquote für die zweite Impfung lag bei 92,9 %, sie stagniert bereits seit 2011 mehr oder weniger zwischen 92% und 93%. +

Trotz wiederholter Informationskampagnen und einer zum Teil hohen medialen Aufmerksamkeit, insbesondere zu Zeiten von Ausbrüchen, konnten diese Impfquoten bisher nicht weiter verbessert, die Eltern also scheinbar nicht von der Notwendigkeit der zweiten Impfung überzeugt werden. Ferner werden kleine Kinder zu spät geimpft.
So waren im Jahr 2014 geborene Kinder bis zu einem Alter von 24 Monaten im Bundesdurchschnitt zu 95,6% einmalig,  jedoch nur zu 79,3% zweimalig gegen Masern geimpft. Gründe sind weniger in einer grundsätzlich impfkritischen Haltung zu suchen. Vielmehr wurden Impfungen auch immer wieder aus verschiedenen Gründen verschoben und dann vergessen oder die Befragten gaben an, gar nicht aufgeklärt worden zu sein.

Darüber hinaus kommen jedes Jahr viele Menschen mit Migrationshintergrund nach Deutschland, die in ihren Heimatländern keine Impfung erhalten hatten. Dies betrifft nicht nur Asylsuchende und Geflüchtete aus Krisengebieten, in denen Impfprogramme mehr oder weniger zusammengebrochen sind, sondern auch Menschen aus der Europäischen Union (EU), insbesondere aus Osteuropa.


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