Röbeler Klinik schaut auf 20-jähriges Bestehen zurück

4. September 2020

In diesem Monat feiert die Röbeler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik ihren 20. Geburtstag: Am 4.September wurden die ersten Patienten auf der Station 7 aufgenommen, am 1.10.2000 dann auch die ersten Kinder auf der Station 6. Für fast alle Beteiligten inclusive des neu zusammengestellten Teams, der Dienstärzte, Nachbarn und Verwaltung war das absolutes Neuland. Das „Baby“ hatte Kinderkrankheiten, hat manchen genervt, die Routinen durcheinander gebracht, aber auch vielen Freude gemacht,  ist gewachsen und brauchte immer mehr Platz.

Der geplante Auszug aus dem „Elternhaus“  kann noch nicht stattfinden, weil die eigene „Wohnung“ (der Neubau) nicht fertig ist, und leider konnte das Team auch auf Grund der Corona Pandemie den 20.Geburtstag nicht so groß wie geplant, feiern. Trotzdem sollte das Jubiläum nicht ganz untergehen. In dieser Woche gab es daher eine besondere Mittagspause für die Mitarbeiter und Patienten. Der eine oder andere war vor 20 Jahren schon dabei, und es wurden ein paar Anekdoten erzählt.

Und hier ein kleiner Auszug aus der 20-jährigen Geschichte der Klinik: Die Stationsschwestern (beide Kinderkrankenschwestern) und zwei Erzieherinnen (beide als ABM-Kräfte) waren vorher schon in der Erwachsenenpsychiatrie tätig – alle anderen kamen neu dazu. Beide Stationen hatten 10 Betten, und auf der Kinderstation gab es  dazu integriert 5 Tagesklinikplätze, so dass hier von Anfang an 3 Gruppen mit je 5 Patienten betreut wurden. Es gab zu diesem Zeitpunkt in der Versorgungsregion nur  2 niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und keinen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Fachpersonal, insbesondere ärztliches Personal, war sehr schwer zu finden.

Wartelisten wurden immer länger

„Die Betten und Plätze waren schnell voll ausgenutzt, und es entstanden lange Wartelisten. Daher arbeiteten wir ständig daran, unsere Angebote auszubauen. 2002 eröffnete die  kinder- und jugendpsychiatrische Institutsambulanz am Standort Röbel – 3 Mitarbeiterinnen der ersten Stunde sind hier immer noch an Bord. Inzwischen gibt es aber 3 Standorte zur ambulanten Versorgung in Röbel, Waren und Neubrandenburg und entsprechend mehr Fachpersonal“ erzählt die Chefärztin der Klinik, Dr. Sylke Ilg.

Als die Wartelisten so lang wurden, dass es gar nicht mehr zu verantworten war, wurden 4 zusätzliche Betten in der Klinik aufgestellt – alle mussten zusammenrücken. Gleichzeitig wurde zur Entlastung des Aufnahmedrucks das Projekt Tagesklinik in Neubrandenburg in Angriff genommen. 2007 konnte diese dann mit 10 Plätzen eröffnet, und die Betten in Röbel wieder reduziert werden. Inzwischen gibt es auf dem Datzeberg 19 tagesklinische Plätze. Wartelisten gibt es für alle Bereiche trotzdem noch.

„So wie die Klinik wuchs, wuchs auch der Bedarf an Personal. Einige der Mitarbeiter, die nur kurz bleiben wollten, sind immer noch da und inzwischen die stabilen Stützen der Teams. Auch alle Oberarzt- und Stationsleitungsstellen konnten so besetzt werden. Andere Mitarbeiter kamen zum Lernen ins Haus und zogen dann weiter. Einige sind in der Region als Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten niedergelassen oder arbeiten in psychosozialen Einrichtungen. Die Klinik leistete damit auch einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der gesamten psychosozialen Hilfen in der Region. Die Familien können nun aus mehr Behandlungsangeboten wählen“, sagt Dr. Ilg.

In 13 regionalen Fachtagungen mit zahlreichen Besuchern und in Netzwerken und Arbeitsgruppen brachte die Röbeler Klinik den kinder- und jugendpsychiatrischen Blick auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen in Familien, Schulen und Helfersystemen ein.

Dank an Mitarbeiter, die Nachbarn und die Polizei

Die fachliche Grundversorgung in der Region ist seit 2000 um ein Vielfaches quantitativ und qualitativ verbessert worden. Dr. Ilg erklärt: „Die Klinik ist den Kinderschuhen entwachsen. Mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft planen wir daher einen Neubau, der die Arbeits- und Behandlungsbedingungen verbessert, aber auch spezialisierte Angebote möglich macht, wie z.B. die Behandlung von Familien und die schnittstellenübergreifende Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In diesen Bereichen können wir die sowieso schon sehr gute  Zusammenarbeit mit der Erwachsenenpsychiatrie weiter vertiefen.“

„Die Stadt Röbel, unsere Nachbarn, haben anfänglich mit Skepsis auf die manchmal sehr speziell anmutenden Patienten unserer Klinik geschaut und haben sich wahrscheinlich immer mal wieder auch gewundert oder geärgert. Tage der offenen Tür wurden gut besucht und für viele Fragen genutzt. Grundsätzlich gab und gibt es aber ein wohlwollendes Interesse und die Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen, wenn es mal schwierig wird. Insgesamt fühlen wir uns gut eingebettet in den Stadtgarten und wohl gelitten. Besonders dankbar sind wir über die sehr gute Zusammenarbeit mit den Röbeler Schulen, die immer mal wieder auch unsere Patienten unterrichten, wenn die Angebote der Klinikschule nicht reichen“, erzählt die Chefärztin.

Und: „Ein Dank geht auch an die Röbeler Polizei, die uns immer wieder hilft, wenn doch mal Gefahr im Verzug ist, ein Kind gesucht oder ein Konflikt entschärft werden muss. Ein ganz besonderer Dank geht an alle Mitarbeiter, die in den 20 vergangenen Jahren das Gesicht der Klinik geprägt haben und inzwischen schon den Kindern unserer ersten Patientengenerationen weiter helfen, ihren Weg ins Leben zu finden.
Ein richtiges Fest wird es dann ein andermal geben, wenn wir unbesorgt zusammen sein können und die Distanzen zwischen uns wieder selber bestimmen dürfen“ sagt Chefärztin Dr. Sylke Ilg.

Aktuell werden an allen drei Standorten mit 21 vollstationären und 26 teilstationären Plätzen ca. 400 Patienten pro Jahr und in den Institutsambulanzen ca. 400 Patienten pro Quartal behandelt.


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