Schwesig will Bauern bei Problemen helfen – Erntetour rund um Teterow

5. August 2021

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig hat sich bei ihrer „Erntetour“ 2021 ein Bild von den Problemen der MV-Bauern gemacht – und auch Hilfe angeboten. „In vielen Bereichen im Land sind die Bauern zufrieden, aber es gibt auch kritische Themen“, sagte Schwesig jetzt nach einem Besuch bei Landwirt Stefan Sudbrock in Groß Wüstenfelde bei Teterow. Dazu gehöre die neue Bundesverordnung zum Transport von Bullenkälbern, die der Landwirt auch prompt kritisiert hatte.

„Wir bekommen immer mehr Bürokratie, die Tierhalter haben immer mehr Kosten, aber werden bei neuen Regelungen  gar nicht gefragt“, hatte Sudbrock erklärt. So behält der Bauer seine Kälber nur, wenn es weibliche Tiere sind. Er hat zusammen mit dem Vater einen Milch- und Zuchtbetrieb mit 180 Tieren. Seit 1992 wirtschaftet die Familie als „Wiedereinrichter“, früher war die Familie in der LPG Typ I, wo man noch eigenes Vieh halten durfte.

Die jungen Bullen bleiben in der Regel zwei Wochen auf dem Hof und kommen dann – bisher – in einen Mast- oder Zuchtbetrieb, die aber meist in Westen Deutschlands oder in Holland sitzen. Nun dürfen die Bauern, nach einer neuen Bundesregelung, die Kälber erst nach vier Wochen wegbringen. Eine Verordnung, mit der der Transport von jungen Hunden und Katzen geregelt werden sollte, wurde plötzlich auch auf Nutztiere ausgedehnt.

Auch der Bauernverband und die Schweriner Landesregierung waren völlig überrascht vom Bund. Konkret bedeutet das für den Betrieb des Landwirtes: Doppelt so lange Haltung, höhere Kosten, aber keine höheren Einnahmen. „Die Rinderhalter müssen ihre Bullenkälber künftig länger halten, bis sie verkauft werden dürfen“, sagte Schwesig nach dem Gespräch. MV habe als Landesregierung im Bundesrat gegen diese Regelung gestimmt, wie andere Ost-Bundesländer auch, aber Länder wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg – wo Grüne in der Regierung sind – waren dafür.

Doch aufgeben wollen der Bauer und auch Schwesig nicht. „Die Bundesregierung sollte hier zu einer besseren Regelung kommen, die zum einen dem Tierwohl dient, aber auch den Landwirten hilft“, sagte die Schweriner Regierungschefin. Landesagrarminister Till Backhaus sei dabei, dafür eine Lösung zu finden, denn der jetzige Weg sei auch unter Experten sehr umstritten.

Schließlich kündigte auch der Bauernverband an, dass er versuchen will, diese Regelung speziell für die Rinderhalter wieder zu kippen. Die jungen Kälber auf dem Hof entlockten auch der Politikerin ein Lächeln. Ebenso wie die vielen Kinder, die vom Dorfkindergarten überraschend auf den Stallhof gekommen waren.


2 Antworten zu “Schwesig will Bauern bei Problemen helfen – Erntetour rund um Teterow”

  1. Christoph sagt:

    Es ist allgemein traurig, dass man den Müttern ihre Kinder entreißt und nach zwei Wochen dann wegschafft. Das sollte man auch für Kinder einführen. Egal ob Mensch oder Tier, sie haben die gleichen Mutterinstinkte oder gleichen Bedürfnisse wie Babys.

  2. Johannes sagt:

    Es ist bestürzend, dass die einzige Reaktion der Bauern auf Maßnahmen zum Tierwohl ein lauter Klageschrei über steigende Kosten ist. Es ist traurig genug, dass es überhaupt solcher Regelungen bedarf, dass es des Zwangs bedarf, damit der durchschnittliche Landwirt seine Tiere annähernd wie Lebewesen behandelt.