Seenplatte mit niedrigem Wochenwert im Vergleich zu Nachbarn

8. November 2020

Manchmal hilft auch ein Blick zum Nachbarn, auch bei Corona-Werten und -Klagen: Die Mecklenburgische Seenplatte, und damit auch die Müritz-Region, ist derzeit kein Hotspot in Sachen Corona. Das sollte aber nicht zum Leichtsinn verleiten, wie ein Blick rundum zeigt. So liegt der Wochenwert pro 100 000 Einwohner, an dem sich derzeit alle vergleichen – die sogenannte 7-Tage-Inzidenz –  an der Seenplatte mit 24 derzeit am niedrigsten in ganz MV. Das ist nach Auffassung von Landrat Heiko Kärger (CDU) auch den Maßnahmen geschuldet, die seit dem 16. Oktober gelten. Also erweiterte Maskenpflicht, kleinere Veranstaltungen und vor allem weniger und kleinere Treffen im privaten Kreis. Das gilt für zu Hause und für Besuche. Noch vor drei Wochen schien es ja, als breche die Seenplatte als erster Kreis in MV die 50er Schwelle beim Wochenwert (WsM berichtete).

Nun liegen Schwerin bei 63,8, Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald bei 76,5, und 84,5 die Region Plau, die zu Ludwigslust-Parchim gehört, bei 36,8. Und auch der Blick zu den Nachbarn im Süden zeigt: In Ostprignitz-Ruppin sind 69,8 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gezählt worden, in Oberhavel etwa 71 pro 100 000 Einwohner in der vergangenen Woche. Das heißt, weiter aufpassen, raten Kärger und viele andere Gesundheitsexperten. Somit dürften auch weitere Klagen gegen die von Bund und Land inzwischen erlassenen noch strengeren Maßnahmen ohne Erfolg bleiben. So hat das Oberverwaltungsgericht Greifswald ja schon zwei Klagen von Urlaubern abgewiesen, die in MV weiter Urlaub machen wollten.

Und in Brandenburg und Berlin sind die Gerichte schon noch weiter gegangen. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat Eilanträge eines Tattoo-Studios und von Betreibern von Nagel-, Kosmetik- und eines Massage-Studios gegen die „aktuelle SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung“ in Brandenburg zurückgewiesen. Dort war „das Erbringen solcher körpernaher Dienstleistungen, bei denen das Abstandsgebot nicht eingehalten werden kann“ verboten worden.

Die Richter argumentierten unter anderem damit, dass die weiter erlaubten Dienstleistungen im Friseurgewerbe der Grundversorgung der Bevölkerung dienten, anders als ein Tattoo-Studio. Die persönlichen und wirtschaftlichen Interessen der Antragsteller müssten hinter Maßnahmen zum schnellen Eindämmen der Infektionszahlen zurückstehen. Die gleichen Gründe wurden auch für die anderen Kläger angeführt. Damit dürften Klagen dieser Branchen auch an der Seenplatte und in ganz MV wenig Aussicht auf Erfolg haben.


Eine Antwort zu “Seenplatte mit niedrigem Wochenwert im Vergleich zu Nachbarn”

  1. micha sagt:

    „Das sollte aber nicht zum Leichtsinn verleiten, wie ein Blick rundum zeigt.“

    Bitte dran denken wenn der Innenstadtverein die nächste Einkaufsnacht oder den Weihnachtsmarkt hier noch bewerben möchte.