Straßenbauamt plant im Herbst zwei Vollsperrungen der B 192 – Touristiker reden vom „Todesstoß“

14. April 2021

Das sorgt nicht nur in der Tourismusbranche für einen Aufschrei: Das Straßenbauamt Neustrelitz plant für den Herbst gleich zwei Baustellen zwischen Waren und Klink mit längeren Vollsperrungen. Zunächst sollen die Arbeiter nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ in der Röbeler Chaussee anrücken, und zwar ab 27. September. Anschließend geht es dann den Plänen des Straßenbauamtes zufolge auf einer vier Kilometer langen Strecke zwischen der Kreuzung Eldenholz und dem Ortseingang Klink weiter. Dort ist eine mindestens dreiwöchige Vollsperrung ab dem 11. Oktober vorgesehen, anschließend soll drei Wochen lang unter Teilsperrungen weiter gearbeitet werden.
Damit wäre die Tourismusbranche an der Müritz, die ja hofft, dass sie bald wieder Gäste empfangen kann, ein weiteres Mal arg getroffen, denn die Monate September und Oktober gehören seit vielen Jahren zu jenen, die der Müritz-Region hohe Besucherzahlen bescheren. Zumal in diesen Zeitraum die Herbstferien fallen. Auch das Mecklenburger Metallgusswerk sieht nach Auskunft von Geschäftsführer Lars Greitsch durch diese Maßnahmen große Probleme auf sich zukommen.

Geplant sind auf der vier Kilometer langen Strecke zwischen Eldenholz und Klink unter anderem die Fahrbahnerneuerung, das Auswechseln der Schutzplanken sowie der barrierefreie Umbau von Haltestellen.

Die Vollsperrung in den ersten drei Wochen ist laut Straßenbauamt nötig, weil die zur Verfügung stehende Straßenbreite für eine halbseitige Sperrung nicht ausreichend sei. „Auf Grund der Tatsache, dass zum Zeitpunkt des Asphalteinbaues die Maschinenkomplexe die gesamte Fahrbahnbreite einnehmen, ist ein Befahren des Baufeldes auch mit Sonderrechten nicht möglich“, so das zuständige Straßenbauamt.

Als Umleitung bleibt lediglich der Weg über Jabel und Malchow oder eben über die Müritz.

Die Tourismusbranche reagiert auf diese Ankündigung mit Entsetzen und bittet, die Arbeiten auf touristisch weniger bedeutsame Monate zu verlegen.

Reha-Klinik befürchtet Millionen-Schäden

„Nach dem verspäteten Saisonstart im letzten Jahr und auch in diesem Jahr ist die Branche auf einen erfolgreichen Herbst angewiesen.
Mit dem Projekt MÜRITZ rundum wird Gästen aus Waren, Rechlin, Röbel und Klink über die Kurabgabe kostenlose Mobilität um die Müritz geboten. Die Saison, in der Kurabgabe erhoben wird und die Gäste dadurch das beinhaltete Mobilitätsangebot erwarten, geht bis zum 31. Oktober.
Durch eine Sperrung der Straße zwischen Klink und Eldenburg wären die Verbindung von Röbel über Klink nach Waren (Müritz) mit der dat-Buslinie nicht mehr gegeben. Diese Strecke ist aber ein elementarer Baustein im Mobilitätsangebot von MÜRITZ rundum. Des Weiteren ist im Oktober wiederholt eine Herbstferienaktion für die Gäste geplant, die ein Bestandteil des Wirtschaftsplans des Tourismusverbandes MSE ist“, heißt es beispielsweise vom Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte.
Im vergangenen Jahr habe es alleine im Oktober fast 400 000 Übernachtungen in der Seenplatte gegeben. Und das, obwohl bereits einige Regionen als Hochrisikogebiete eingestuft waren und Personen aus diesen Gebieten nicht einreisen durften.

Probleme sieht auch die Reha-Klinik in Klink für ihre Mitarbeiter und Patienten. Klinik-Chef Manfred Geilfuß schätzt den Schaden, der durch die Vollsperrung entstehen würde, auf rund 1,5 Millionen Euro alleine für dieses Jahr, die Folgeschäden  im Jahr 2022 könnten bei rund vier Millionen Euro liegen. Das hätte auch Entlassungen von Mitarbeitern zur Folge. Zudem sieht er eine Gefahr für Patienten, die regelmäßig auch zu umliegenden Ärzten müssten. Und auch die Feuerwehr könnte nicht schnell genug anrücken.

Liefertermine für Schiffspropeller müssen eingehalten werden

Mario Reincke, Direktor im Seehotel Schloss Klink, spricht sogar von einem „Todesstoß“ für touristische Unternehmen, die derzeit ohnehin schon arg gebeutelt seien.

Klinks Bürgermeisterin Jana Böckmann empfiehlt einen Ausbau im Zwei-Schicht-System, um die Bauphase so kurz wie möglich zu halten und die Verlegung der Baumaßnahme in den Monat März. Vollsperrungen sollten nur in der Nacht vorgenommen werden.

Oliver Kell, Chef des Müritzer Bauernmarktes, sieht sein Unternehmen durch diese Vollsperrung massiv bedroht: „Eine weitere Schließung durch die geplante Vollsperrung der B192 würde … im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen.“

MMG-Geschäftsführer Lars Greitsch schätzt beide Baumaßnahmen sehr kritisch ein. Das Metallgusswerk liefere gerade im zweiten Halbjahr sehr viele Schiffspropeller aus und sei an enge Liefertermine gebunden. Die könne man auch nicht mal eben um ein paar Wochen verschieben.


5 Antworten zu “Straßenbauamt plant im Herbst zwei Vollsperrungen der B 192 – Touristiker reden vom „Todesstoß“”

  1. Stefan sagt:

    Und was plant das Straßenbauamt als Ausweichstrecke für Pendler?
    Ist es denn wirklich so abwegig die Strecke Waren-Klink in Teilabschnitten zu sanieren?
    Soll jemand der in Klink wohnhaft ist tatsächlich den über 40km langen und etwa eine Stunde dauernden, Weg über Malchow fahren?

    Hier waren keine Ortskundigen mit der Planung beschäftigt und man kann nur hoffen, dass es ein Einsehen gibt.

  2. Hermann W. sagt:

    Was Corona nicht geschafft hat sollen einige Tage Sperrung einer Strasse der Todesstoß für Wirtschaft und Tourismus bedeuten? Gehts noch?

  3. Frank sagt:

    Meinst du wirklich, nur weil ne Straße mal vorübergehend gesperrt ist wird auch nur ein Tourist seinen Urlaub hier nicht antreten oder nicht buchen oder gar stornieren ? Wohl kaum.

  4. Ändy sagt:

    Kann es sein dass hier gespart werden soll durch den Einsatz von besonders großen Maschinen.
    Wie ja auch öfters bei anderen Strassensanierungen zu sehen, gibt es schon auch Maschinen die nur je ein Fahrstreifen erneuern.
    Ist bei so einem Nadelöhr nicht eine einseitig Sanierung mit Ampelregelung möglich?!

    Auch verlegen in März und dann durch Doppel oder Nachtschichten möglichst schnell, das sollte doch möglich sein.

  5. Müritzer sagt:

    Na das hört sich ja wieder sehr durchdacht an, machen die Warner Rettungsdienste dann eine Zweigstelle auf der Klinker Seite offen?
    Wird dann recht lange dauern wenn die RTW oder LF bei einem Notfall erstmal aussenrum fahren müssen.
    Na ja, wird sich schon was bei gedacht worden sein. Wird schon nicht gross brennen on der Zeit.