Studenten sorgen für mehr Sicherheit im Klinikum

8. Juli 2015

Syringe in the hand of a nurse on the background of the patientMit „Hinter die Kulissen geschaut“ starten wir heute eine neue Serie bei „Wir sind Müritzer“. Wir wollen in den kommenden Monaten die MediClin-Krankenhäuser aus einer Perspektive vorstellen, die Patienten normalerweise verborgen sind. Aber auch der Alltag in den Kliniken soll in unserer Serie eine große Rolle spielen. Gerne gehen wir auch Themen auf den Grund, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, vorschlagen. Was wollten Sie schon immer über das Krankenhaus wissen, in welche Abteilungen sollen wir für Sie schauen? Schreiben Sie uns einfach eine Mail an wirsindmueritzer@t-online.de.
Wir bedanken uns an dieser Stelle schon einmal bei der Pressesprecherin des MediClin Müritz-Klinikums, Jenny Thoma, für die unkomplizierte Unterstützung.

In einer gerichtsmedizinischen Untersuchung lag bei einem Achtel der 4450 tödlichen Kunstfehler eine Fehlmedikation vor. Dabei waren Medikamentennebenwirkungen und allergische Reaktionen nur in einem geringen Teil der Fälle für den Tod verantwortlich. In der überwiegenden Mehrzahl wurde das falsche Medikament, die falsche Dosis oder die falsche Verabreichungsform eingenommen.

Um solche Fälle von Fehlmedikation auszuschließen und die Arzneimittelsicherheit im Müritz-Klinikum weiterhin auf konstant hohem Niveau zu halten, haben Studenten, Ärzte und Apotheker ein Projekt initiiert. Die wichtigsten und am häufigsten im Klinikum verwendeten Arzneimittel wurden im Rahmen eines Studentenprojektes von den vier Medizinstudenten im Praktischen Jahr, Veronica Albrecht, Christopher Haufe, Anna Himmelreich und Marcus Rudolph in Zusammenarbeit mit der Klinikapothekerin Monika Dahms und Priv.Doz. Dr. Norbert Braun, dem Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, fotografiert. Anschließend wurden die Arzneimittel nach Indikationsgruppen sortiert auf einem Poster zusammengefasst.

Den Formen und Farben sind keine Grenzen gesetzt 

Medi2Wenn Medikamente in fester Form vom Patienten eingenommen werden, sind sie entweder als Pulver, Granulat, Tablette, Dragee, Kapsel oder Pille verfügbar. Dem Aussehen unserer heutigen modernen Arzneimittel sind dabei nahezu keine Grenzen mehr gesetzt. Vielmehr bestimmen heute Marketing-Aspekte neben technologischen Bedingungen die Größe, Farbe und Form der Medikamente. Nach wie vor dominiert auf dem Markt allerdings die runde Tablettenform, da sie am einfachsten und billigsten zu pressen ist.

Weil es in der Regel keinen Zusammenhang zwischen Wirkstoff und Farbe des Arzneimittels gibt, entscheiden Psychologen über die Farbauswahl: rot wird mit anregend, blau mit entspannend, gelb mit Optimismus und grün mit Natürlichkeit assoziiert. Weiß, z.B. bei den meisten harntreibenden Mitteln, symbolisiert als neutrale „Universalfarbe“ einen hohen Reinheitsgrad des Wirkstoffes.

Innovatives Design und Farbenvielfalt kann zu Verwirrungen führen

Im Februar 2015 waren in Deutschland insgesamt 100.268 Arzneimittel verkehrsfähig. Heben sich die verschiedenen Hersteller mit ihren unterschiedlichen Präparaten gerne durch innovatives Design und Farbenpsychologie von Konkurrenzpräparaten ab, führt dies bei Ärzten und Patienten eher zu Verwirrung und fehlerhafter Medikamenteneinnahme.

So existiert zum Beispiel eines der am häufigsten verschriebenen Diabetesmittel, das Metformin, als weiße runde Tablette mit oder ohne Bruchrille mit unterschiedlichsten Prägungen sowie als längliche Tablette mit Bruchrille oder als längliche Tablette mit zentraler Einkerbung. Neben weiß existiert das Präparat auch in blass-blaugrau und rosa. Ist die Vielfalt der Tablettenform und Farbe bei einem Wirkstoff bereits unüberschaubar, so wird der zur Einnahme verpflichtete Patient erst recht verwirrt, wenn Arzneimittel für verschiedene Erkrankungen gleich aussehen.

Wie ist die Idee für das Projekt entstanden?

Als Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik Rostock bildet das MediClin Müritz-Klinikum regelmäßig Medizinstudenten aus. „Diese lernen zwar Pharmakologie im Studium, kommen aber hier im Klinikum erstmals in Kontakt mit Tabletten, Dragees und Pillen“, so Monika Dahms. Dank der Warener Mini-Medizin-Liste* mit den am häufigsten angewandten Präparaten lernen sie Indikation, Dosierung und Nebenwirkungen bei der täglichen Rezeptur kennen. Stehen sie dann vor dem Patienten und dieser fragt, welche Pille der neue Blutdrucksenker denn sei, sind sie auch ab und an mal ratlos, wenn sie das Medikament lediglich an Hand des Aussehens identifizieren sollen.

Stethoscope with medical clipboardEin weiterer Motivator für das Projekt war die beinahe tägliche Identifikation von Medikamenten, vor allem in der Notaufnahme. Patienten werden eingeliefert und haben in der Eile noch schnell Ihre Tabletten eingesteckt, die ihnen teilweise von der Apotheke wöchentlich in einer Tabletten-Box gerichtet werden. Um wenigstens die wichtigsten Präparate der Patienten an Hand des Aussehens schnell zu identifizieren, soll nun das Poster helfen.

Das Arzneimittelsteckbrief-Poster steht Ärzten, Pflegepersonal und Patienten ab sofort zur schnelleren Identifikation ihrer Arzneimittel in der Notaufnahme und auf allen Stationen zur Verfügung. Zudem wird der Arzneimittelsteckbrief auch allen niedergelassenen Ärzten zur Verfügung gestellt.

„Wir wollen damit einen Beitrag unter dem Motto „ich kenne meine Pillen“ für eine weiterhin sichere Arzneimitteltherapie in unserem Krankenhaus leisten“ erklärt Dr. Norbert Braun, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Selbstverständlich wird sich die Auswahl der Medikamente in Zukunft ändern, wenn wieder neue Arzneimittel zugelassen oder alte patentgeschützte Arzneimittel durch Generika ersetzt werden. Dann wird auch das Poster aktualisiert.

* Die Mini-Medizin-Liste enthält medizinisch sinnvolle und ökonomisch rezeptierbare Wirkstoffe mit denen sich rund 90% aller internistischen Erkrankungen im MediClin Müritz-Klinikum behandeln lassen.

Text und Fotos: Jenny Thoma, Müritz-Klinikum

Bild: Der Warener Chefarzt Dr. Braun und Assistenzärztin Adina Bolea am neuen Medikamentenposter in der Notaufnahme des Müritz-Klinikums.

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Eine Antwort zu “Studenten sorgen für mehr Sicherheit im Klinikum”

  1. Müritzer Musketier sagt:

    Daumen hoch!