Tagung: Umgang mit behinderten Minderjährigen in der DDR

8. März 2021

Zu einer Online-Fachtagung zum Umgang mit behinderten Minderjährigen in der DDR lädt die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Anne Drescher am 18. März ein. Coronabedingt wird die Tagung von 10 bis 16.30 Uhr ohne Anmeldung als öffentlich und frei zugänglicher Livestream über die Internetseite der Landesbeauftragten zu verfolgen sein. Fragen können während der Tagung per Mail gestellt werden.
Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Betroffene und Angehörige, als auch an Fachkräfte der Behindertenhilfe, Mitarbeiter von Einrichtungen und Behörden, Therapeuten und Ärzte.

In vier Vorträgen werden erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien und Erkenntnisse aus den zahlreichen Beratungsgesprächen der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ für Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Im Anschluss werden Betroffene und Referenten über die Bewertung dieser Erkenntnisse, über Aufarbeitung und Anerkennung für die Betroffenen und die Verbesserung der Lebenssituation von Behinderten in der heutigen Gesellschaft diskutieren.

Zum Begleitprogramm der Tagung gehört eine virtuelle Ausstellung, die über das Leben von Kindern und Jugendlichen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in der DDR informiert. Thematisiert werden Unterbringung, Betreuung, Integration, Bildungs- und Therapieangebote in staatlichen und konfessionellen Einrichtungen. Anhand von Einzelschicksalen werden die Lebenswelten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen dokumentiert. Der Zugang zur Ausstellung erfolgt über die Internetseite der Landesbeauftragten. Gezeigt werden kann sie künftig auch als Wanderausstellung auf 13 Rollbannern.

Noch bis 30. Juni 2021 können sich Betroffene sowie deren Angehörige und Betreuer an die Anlauf- und Beratungsstelle für die Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ bei der Landesbeauftragten für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur wenden.

Online-Fachtagung
Donnerstag, 18. März 2021, 10.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Frei zugänglicher Livestream ohne Anmeldung unter www.landesbeauftragter.de
Fragen an die Referenten und an das Podium während der Tagung per Mail an: tagung@lamv.mv-regierung.de

Programm:
Moderation Siv Stippekohl, Redakteurin (NDR)
10.00 Uhr Begrüßung
Anne Drescher, Landesbeauftragte
10.20 Uhr Filmbeitrag „Zeitreise“ des NDR
10.30 Uhr „Strukturelle Gewalt in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen“
Prof. Dr. Karsten Laudien, Lehrstuhl Ethik an der Evangelischen Hochschule Berlin
11.20 Uhr „Erziehungsvorstellungen im Bereich der Sonderpädagogik und Psychiatrie in der DDR“
Dr. Anke Dreier-Horning, Deutsches Institut für Heimerziehungsforschung
13.00 Uhr „Sonderpädagogische, psychiatrische und Behinderteneinrichtungen in den DDR-Nordbezirken“
Falk Bersch, Autor
14.00 Uhr „Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle in Schwerin“
Burkhard Bley, stellv. Landesbeauftragter
15.15 Uhr Podiumsgespräch
„Aufarbeitung, Anerkennung, Verbesserung der Lebenssituation von behinderten Menschen“
Falk Bersch, Hans Hopkes (Diakoniewerk Kloster Dobbertin), Prof. Dr. Karsten Laudien, Beate Runge (Betroffene)

Ausstellung:
Am Leben vorbei. Kinder und Jugendliche in sonderpädagogischen, psychiatrischen und Behinderteneinrichtungen in der DDR
Eine virtuelle Ausstellung der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur von Dr. Sandra Pingel-Schliemann, gestaltet von Bettina Bartel. Der Zugang zur Ausstellung auf dem Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek erfolgt über www.landesbeauftragter.de. Die Wanderausstellung auf 13 Rollbannern kann bei der Landesbeauftragten ausgeliehen werden.

Hintergrund:
Bislang war über den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, über die Einrichtungen, in denen sie lebten und die Hintergründe der Behindertenpädagogik in der DDR nur wenig bekannt. Für heute noch fortwirkende Folgen ihrer Unterbringung können diese Menschen einen Ausgleich bei der 2017 eingerichteten Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ erhalten. Anmeldungen dafür sind bis 30. Juni 2021 möglich. Die Berater der bei der Landesbeauftragten angesiedelten Anlauf- und Beratungsstelle haben seitdem zahlreiche Beratungsgespräche geführt, in denen Betroffene ihre Erfahrungen und Erlebnisse schildern und damit eine Anerkennung erfahren konnten. Gleichzeitig begannen wissenschaftliche Begleitforschungen, die die Unterbringung, Betreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen analysierten, systematisierten und beschrieben.

Literatur:
In der Schriftenreihe der Landesbeauftragten sind 2020 hierzu Veröffentlichungen erschienen:
Falk Bersch: „Kinder und Jugendliche in sonderpädagogischen, psychiatrischen und Behinderteneinrichtungen in den DDR-Nordbezirken. Teil 1: Die historische Entwicklung“.
Sandra Uhlig / Sandra Pingel-Schliemann: „Nicht gehört: Gehörlose Kinder in der DDR. DDR-Sonderschulwesen. Gehörlosenpädagogik in der DDR. Mit Biographien von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Mecklenburg-Vorpommern“.
Bestellt werden können die Publikationen unter www.landesbeauftragter.de/publikationen/aktuelle-publikationen/
Die Bücher sind auch erhältlich in der Geschäftsstelle der Landesbeauftragten
Tel.: 0385-734006, Fax: 0385-734007, Mail: post@lamv.mv-regierung.de.

Anmeldung bei der Stiftung
Betroffene, deren Angehörige oder Betreuer können sich bis zum Meldeschluss 30.6.2021 persönlich, telefonisch oder schriftlich per Brief, Mail oder Fax an die bei der Landesbeauftragten für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur eingerichtete Anlauf- und Beratungsstelle Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ wenden.

Kontakt zur Stiftung
Anlauf- und Beratungsstelle
Stiftung „Anerkennung und Hilfe“
Tel.: 0385 55 156 901
Fax: 0385 734 007
E-Mail: stiftung@lamv.mv-regierung.de


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