Teenager gehen für Schwimmhalle Klinken putzen

27. September 2014

Sie engagieren sich für ihre Sache, und das nicht nur online: Die Schwimmkinder des Müritz Sportclubs (MSC) sammeln weiter Unterschriften für den Bau einer Schwimmhalle in Waren. Während bereits fast 1500 Müritzer die Online-Petition unterzeichnet haben, liegen in der Stadt jetzt ebenfalls Listen aus, auf denen Warener unterschreiben können. Schon am ersten Tag wurden die Mädchen und Jungen positiv überrascht , sammelten innerhalb kürzester Zeit 110 Unterschriften und stießen fast ausschließlich auf zustimmende Resonanz. Wie bei Mathias Schlingmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Opel-Autohauses.

Mathias Schlingmann befürwortet das Anliegen und wusste auch von vielen seiner Mitarbeiter zu berichten, die sich für eine Warener Schwimmhalle einsetzen.
In einigen Geschäften liegen die Unterschriftenlisten inzwischen aus, zum Beispiel im Haus des Gastes, in der Apotheke Waren/West, in der Zahnarztpraxis Weigang, im Fahrradgeschäft Karberg, in der Orthopädiepraxis Mayr, im Landhaus Mecklenburg, bei Fun Aktiv, in der Buchhandlung Wilke, in der Fontane Apotheke und weiteren.

Und während sich immer mehr Warener für den Bau einer Schwimmhalle in ihrer Stadt aussprechen, dämpft Bürgermeister Norbert Möller (SPD) die Hoffnungen gewaltig. Die Stadt habe sich seinen Aussagen zufolge in den vergangenen Tagen sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt, auch wenn er persönlich immer noch nicht glauben könne, dass das Müritz Hotel schließe.
Informationen holte sich die Verwaltung in Schwarzenberg, einer Stadt im Erzgebirge mit rund 19 000 Einwohnern. Die habe unlängst eine reine Schwimmhalle ohne Drumherum gebaut. Mit vier 25-Meter-Bahnen und kleinem Planschbecken für die Lütten. Kostenpunkt, rund 6,5 Millionen Euro. Das Vorhaben sei gefördert worden, dennoch sollen die Stadtoberen gäußert haben, dass sie den Bau nicht noch einmal anpacken würden. Wegen der Betreibungskosten. So müsse die Stadt jährlich rund 270 000 Euro zuschießen.

Wie Bauamtsleiter Gunter Lüdde erklärte, habe man bereits im Schweriner Wirtschaftsministerium nachgefragt und die Antwort erhalten, dass Waren für den Bau einer Schwimmhalle keine Städtebaufördermittel erhalten würde.

Insofern prüfe die Warener Verwaltung gerade Alternativen, hoffe auf die Wellnessanlage im noch immer nicht gebauten“ Seepark Müritz“, denke an den Wellnessbereich in Amsee, der gerade erweitert werde, schließe aber regulären Schwimmunterricht in der Röbeler Therme aus Zeitgründen aus. Was nicht heißt, dass Warener Schüler nicht doch in die benachbarte Müritzstadt zum Schwimmunterricht fahren müssen. Dann allerdings nicht regelmäßig jede Woche, sondern vielleicht ein, zwei Wochen am Stück.

Die Initiatoren der Petition für eine Warener Schwimmhalle wollen dennoch nicht aufgeben. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Stadt hat zunächst auf die Schnelle abgeklopft, wie es in anderen Städten aussieht. Das heißt noch nicht, dass es bei uns keine anderen Lösungen gibt“, so Benjamin Nofz.

Wer sich die Halle in Schwarzenberg einmal anschauen möchte: http://www.sonnenbad-schwarzenberg.de/site-assistent/cms-admin/user/index.php?page_id=2

Ein Kommentar zur geforderten Schwimmhalle für Waren:

Da behaupte noch jemand, Kinder und Jugendliche haben keinen Bock, sich für ihre Anliegen zu engagieren und wollen alles nur auf dem Präsentierteller serviert haben. Die Schwimmkinder des MSC beweisen derzeit gerade das Gegenteil. Sie gehen im wahrsten Sinne des Wortes Klinken putzen, denn sie befürchten, dass ihr Verein bald Geschichte ist. Dann nämlich wenn die Klinker Schwimmhalle Anfang 2015 dicht gemacht wird .

Dass Röbel für den regulären Schwimm-Unterricht nicht in Frage kommt, hat inzwischen auch Warens Bürgermeister Nobert Möller bestätigt. Außerdem haben die Befürworter einer Warener Halle mehr als einmal deutlich gemacht, dass es in keinem Fall um eine Konkurrenz zur Röbeler Therme gehe, sondern einzig und alleine um ein schlichtes Schwimmbad ohne Pipapo.

Dennoch macht Warens Bürgermeister Norbert Möller den Einwohnern seines Heilbades wenig Hoffnung, CDU-Politiker Andreas Handy sagt sogar, dass es absolut keine Chance für den Bau einer Schwimmhalle in Waren gebe und niemand da Hoffnungen wecken solle, wo es keine gibt. Schließlich beschäftige das Thema die Stadtvertreter bereits seit rund 20 Jahren.
Doch das stimmt so nicht. In den vielen, vielen vorgestellten Projekten der vergangenen Jahre– angefangen vom großspurig angepriesenen Japanischen Bad über eine schon mit Spatenstich besiegelte Therme für den Nesselberg bis hin zur Österreichischen Bad-Oase ging es stets um viel, viel mehr als um ein reines Schwimmbad ohne Schnickschnack, ohne Sauna, Wellness, Rutsche und Whirlpool.

Insofern, liebe Verwaltungsmitarbeiter und Stadtvertreter: Was in der Beispiel-Stadt Schwarzenberg jährlich so teuer ist, muss an der Müritz längst nicht so viel kosten. Nicht vorschnell aufgeben, heißt die Devise, nach Lösungen suchen, gemeinsam, ohne von vornherein abwehrend mit dem Kopf zu schütteln.
Wo ein Hafen für mindestens 8,3 Millionen Euro ausgebaut werden kann, wo mit den „JOO“ und dem Club auf dem Papenberg gleich zwei neue Jugendeinrichtungen entstehen, wo ein Hort gebaut wird, obwohl gegenüber neue Plätze entstanden sind und wo mehr als neun Millionen Euro jährlich für Verwaltungs-Personal da sind, dürfte auch ein Schwimmbad für Schulen und Vereine drin sein.

                                                                                                                                                       Antje Rußbüldt-Gest

 

Zum Bild: Engagieren sich für eine Schwimmhalle in Waren: Anna-Lena, Lukas, Lea-Theres, Marina, Ricarda, unterstützt von Autohaus-Chef Mathias Schlingmann (von links).

Kids

 


Eine Antwort zu “Teenager gehen für Schwimmhalle Klinken putzen”

  1. Heinz-Peter Schifflers sagt:

    Dem engagierten Kommentar von Antje Rußbüldt-Gest ist nichts hinzuzufügen!! Auch ich kann ihn voll umfänglich unterschreiben. Im übrigen zeigen die angelaufene Unterschriftenaktion „Pro Schwimmhalle“ und insbesondere der engagierte Einsatz der Kinder beeindruckend deutlich, welch unvergleichlich hohe Bedeutung diesem Anliegen beigemessen wird. Natürlich hat sich die Stadt in anderen Investitionsbereichen ( z.B. Hafenerweiterung ) bereits über Gebühr verausgabt und kann ein weiteres Projekt dieser Größenordnung wahrscheinlich nicht mehr verkraften. Das unvergleichlich hohe Engagement der Warener Bürgerinnen und Bürger beweist jedoch beeindruckend, welcher Großinvestition sie den absoluten Vorrang gegeben hätten. Nun gilt es jedoch sehr ernsthaft und hartnäckig am Ball zu bleiben und alle! denkbaren Möglichkeiten zu prüfen, die einer möglichst baldigen Verwirklichung des Projektes: Hallenbad dienen.
    Ihr Heinz-Peter Schifflers