Überlebender des Todesmarsches vom Belower Wald gestorben
Oranienburg/Röbel/Melbourne (WsM). Er hat als 13-Jähriger Briefmarken gesammelt und überlebte mit Mitte 20 das Konzentrationslager Sachsenhausen und den folgenden Todesmarsch durch den Belower Wald: Der aus Bratislava stammende Max Stern. Nach 1945 wanderte er nach Australien aus, gründete dort die Max Stern & Company – ein weltweit tätiges Briefmarkenhandelsunternehmen– und war mehrfach Gast als Zeitzeuge im Belower Wald südlich von Röbel, in Crivitz und an Schulen in Deutschland und Australien. Nun ist Stern im Februar im Alter von 94 Jahren im australischen Melbourne gestorben, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten jetzt in Oranienburg mitgeteilt hat.
„In den letzten Jahren bin ich oft nach Sachsenhausen und Crivitz zurückgekehrt, auch zusammen mit meinen Töchtern und deren Kindern, um diese Erinnerungen für immer lebendig zu halten“, zitiert die Stiftung aus einer Video-Botschaft des weisen Überlebenden, die dieser 2015 zum 70. Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime geschickt hatte.
Die Gespräche vor allem mit deutschen Schülern und Jugendlichen hätten ihn wegen des Interesses sehr beeindruckt. Er habe eine große Bereitschaft gespürt, sich mit den Grausamkeiten der Kriegsjahre auseinanderzusetzen.
Stern war 1944 bei der Judenverfolgung erst verhaftet worden, konnte dann fliehen und tauchte unter. Anfang 1945 wurde er aber denunziert und verhaftet und kam nach Sachsenhausen. Als Häftling musste er in Berlin Trümmer beseitigen und Straßenbarrikaden errichten.
Mitte April 1945 wurden die Häftlinge zurück ins Hauptlager getrieben, wo die SS sie kurz danach auf den Todesmarsch nach Westen trieb, der im Süden durch die Müritz-Region führt. Im Wald bei Below zeugen Einkerbungen in den Rinden der Buchen noch heute von dieser Zeit, in der sich viele Häftlinge von Baumrinde ernähren mussten.
Stern wurde mit nderen am 7. Mai 1945 bei Crivitz (Kreis Ludwigslust-Parchim) befreit, viele andere Häftlinge erlebten ihre Befreiung in Raben-Steinfeld bei Schwerin.
Nach Kriegsende erfuhr er, dass bis auf zwei Schwestern seine ganze Familie beim Holocaust umgekommen war.
Nach Angaben der Stiftung konnte Stern erst Jahrzehnte nicht über das Erlebte sprechen, überwand dies aber im Alter und gehörte zuletzt zu den wichtigsten Zeitzeugen. Seine Frau war schon 1995 gestorben. Stern hinterlässt zwei Töchter sowie zahlreiche Enkel und Urenkel.
Bild: Max Stern an der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald
Foto: Stefan Erhard