Und er bewegt sich doch: Pressen drücken den „Großen Stein“ zwei Meter in die Höhe

7. Mai 2021

Es war wie eine kleine Völkerwanderung: Viele aus Altentreptow und Umgebung wollten es gestern mit eigenen Augen sehen: Ob „er sich doch bewegt“, der „Große Stein.“ Und er tat es. Die gefragtesten Gesprächspartner waren Roland Tuma von Waku Bau Mirow und Volker Bartl, der Bürgermeister der Stadt an der Tollense. Beide konnten nach einer Stunde aufatmen: Die vier klein erscheinende Hochleistungspressen hatten den „Großen Stein“ zum ersten Mal vom Untergrund gelöst. Nach zweieinhalb Stunden gegen Mittag hing er etwa 50 Zentimeter „in den Spezialkunststoffseilen“ – zum Feierabend waren es sogar schon zwei Meter.
Die Seile hängen an zwei großen Stahlträgern, die  aus einer Technologik-Firma aus Röbel kommen. Pumpfahrzeuge brachten am Abend schon flüssigen Beton aus, dazu wurde Splitt in die Grube gebracht, damit der Steinriese später nicht wieder tief versinkt.

Damit bleibt für heute nur noch ein weiterer Meter. Der Granit ist nach Einschätzung von Experten etwa zwei Milliarden Jahre alt. Er wurde vor etwa 25 000 Jahren mit der „Weichsel-Eiszeit“, also der letzten von drei Eiszeiten, aus dem Norden vom Eis „mitgeschleift.“ Bis er im Tollensetal in Altentreptow abgelegt wurde.

Nun – nach 25 000 Jahren etwa – wurde der mindestens 400 Tonnen schwere Koloss gehoben. Da wollten ganze Kita-Gruppen und Schulklassen dabei sein, mit Sicherheitsabstand hinter einem Bauzaun. Der Granit gilt bisher als zweitgrößter Eiszeit-Findling an Land und nördlich der Mittelgebirge in Sachsen und Thüringen. Weiter kam das Eis aus dem Norden ja nicht.

„So etwas macht man auch nur einmal im Leben“, sagte auch Helmut Glomb von der Berliner Hydraulikfirma A&K Anschlagmittel und Hebezeuge. Der 58-jährige Berliner war der Mann am Hydraulikhebel, er ließ die vier Pressen drücken, dass die gesamte Konstruktion Zentimeter für Zentimeter hochstieg.

Bei dem Heben konnten die Berliner anhand der Druckkraft auch gleich messen, was das echte Gewicht ist: Heraus kam: Etwa 460 Tonnen. Diesen Druck konnte man auch sehen: Dort wo die Pressen stehen, biegen sich die alten Betonplatten stark durch. Die Beteiligten sahen das aber so, dass man weitermachen konnte.

Größer als der Altentreptower Findling ist nun – nach derzeitigem Stand – an Land nur der „Kleine Markgrafenstein“ bei Rauen südlich von Berlin, dessen Gewicht auf etwa 470 Tonnen geschätzt wird. Er wurde noch nicht gewogen. Im Gegenteil, ein Kaiser hat den „Großen Markgrafenstein“ , also den dort liegenden noch viel größeren Bruder sozusagen, sogar bearbeiten lassen. Daraus entstand eine riesige Granitschale, die im Lustgarten in Berlin-Mitte zu sehen ist, aber auch ein Tisch und Bänke aus Stein, sowie mehrere Säulen.

Das soll dem „Großen Stein“ nicht passieren. Er soll ein Hauptanziehungspunkt in der gesamten Tourismusregion der Mecklenburgischen Seenplatte werden. Alle drücken die Daumen, dass Tuma und Glomb das auch am Freitag gelingen möge, den „Riesen“ noch einen Meter höher zu drücken und dann so zu verankern, dass er nicht wieder einsinkt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hieß der Findling übrigens „Bismarckstein“.


5 Antworten zu “Und er bewegt sich doch: Pressen drücken den „Großen Stein“ zwei Meter in die Höhe”

  1. Nachteule sagt:

    Für das Geld, was hier für die Hebung des Steines ausgegeben wird, hätte man für die Treptower Kinder viele Attraktionen
    bauen können. Ich habe selbst mit meinen Kindern viele Jahre in Altentreptow gelebt, aber ohne eigene Aktivitäten wäre es für meine Kinder oft langweilig gewesen. Meine Kinder kommen mit ihren Familien auch nicht wieder zurück, da die Stadt für junge Familien nicht viel bietet.Es ist so eine schöne Ackerbürgerstadt mit sehr netten Einwohnern, aber für Freizeitaktivitäten gibt es nicht viel. Man sollte nicht immer nur an die ältere Generation denken!

  2. Stefan sagt:

    Es werden leider immer erst die bereits erschlossenen Gebiete ausgebaut – augenscheinlich sind die ländlichen Regionen in denen bisher nicht einmal ein „normales“ Kabel im Boden liegt, nicht profitabel genug…

  3. Stefan sagt:

    Sorry! Sollte natürlich zum Artikel mit dem Netzausbau…

    Der Stein ist in jedem Fall auch eine wirklich gute Investition… *hust*

  4. micha sagt:

    „Er soll ein Hauptanziehungspunkt in der gesamten Tourismusregion der Mecklenburgischen Seenplatte werden.“

    Wie immer… es geht nicht um die Einwohner, egal welcher Generation… nur der Tourist ist noch wichtig.

  5. WRN sagt:

    Moin micha, stimme ihnen voll zu. Warum solls auch in Treptow anders sein , als bei uns an der Seenplatte. Ist doch über all das gleiche im Land M/V. Erst der Tourist und dann irgendwann die Einwohner.

    Nachteule hat es sehr gut schon geschildert. Ich kenne Treptow (wie die Stadt im Volksmund genannt wird) und die Umgebung sehr gut( Verwandschaft) und kann das nur bestätigen, gerade auch was das zurück kommen der Kinder mit Familie betrifft.