Vom Schneider in Damaskus zur Servicekraft am Fleesensee

12. September 2019

Ein interessanter Bericht eines Jobcenter-Mitarbeiters über einen jungen Mann, der vor dem Krieg floh und in unserer Region eine neue Heimat und einen tollen Jpb fand: „Es ist ein Spätsommertag, ich sitze im Auto und fahre nach Göhren-Lebbin zum Schlosshotel Fleesensee. Hier treffe ich mich  mit Christian Schröder, dem Personalmanager des Resorts und einem seiner Mitarbeiter – Abdo Mohammed Mubarek.
Mein Name ist Thomas Elsner (Foto rechts) und ich bin Pressesprecher im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd. Die beiden Herren kenne ich bisher nur vom Telefon und bin gespannt darauf, sie nun auch persönlich kennenzulernen. Besonders auf Herrn Mubarek freue ich mich, denn ihn möchte ich heute interviewen und seine Geschichte erzählen.
Abdo Mohammed Mubarek ist 26 Jahre alt und stammt aus Syrien. Insbesondere bei seiner Arbeitssuche hat ihn das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd unterstützt und ich möchte mir heute ansehen, wie er sich in seine neue Aufgabe als Servicekraft in der Gastronomie im Schlosshotel hineingefunden hat. Das interessiert mich umso mehr, weil Herr Mubarek in seinem Heimatland Syrien Schneider gelernt und dort sechs Jahre in diesem Beruf gearbeitet hat.

Bereits 2015 ist er nach Deutschland eingereist, nach einer Zwischenstation in Thüringen kam er nach Mecklenburg-Vorpommern.  Seit dem März 2016 betreut ihn das Jobcenter MSE-Süd an seinem Standort in Neubrandenburg, denn dort hat Herr Mubarek seinen neuen Wohnsitz gefunden – zunächst im Obdachlosenheim, später in einer eigenen Wohnung.

Wie viele seiner Landsleute, die durch die Kriegswirren ihr Heimatland verlassen haben, absolvierte der 26-Jährige 2016 in Neubrandenburg zunächst seinen Integrationskurs. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, erhielt er die Zusage für einen Wiederholungskurs. 2018 absolvierte Herr Mubarek eine sogenannte berufsbezogene Deutschsprachförderung, um seine Chancen auf eine Integration in den hiesigen Arbeitsmarkt zu verbessern, denn eine Arbeitsaufnahme in Deutschland war sein nächstes Ziel.

Parallel zum Sprachkurs arbeitete Herr Mubarek an seiner Mobilität und absolvierte Fahrstunden, damit er seinen syrischen Führerschein in Deutschland anerkennen lassen konnte.

Mitarbeiter aus 16 Nationen im Resort

Trotz gesundheitlicher Schwierigkeiten und Problemen in seinem Wohnumfeld war der gelernte Schneider immer aktiv und motiviert. Gemeinsam mit seiner Fallmanagerin besprach er im vergangenen Jahr die Teilnahme an der Maßnahme „Hand in Hand“ beim Träger „Bildungswerk der Wirtschaft gGmbH“ vom Dezember 2018 bis Ende Mai 2019. Dieser Kurs dient der Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und wird in Teilzeit absolviert.

Während dieser Zeit erhielt Herr Mubarek beim Träger ein Einzelcoaching und es gelang, den Kontakt zu Christian Schröder, dem Personalmanager der Schlosshotel Fleesensee GmbH in Göhren-Lebbin zu knüpfen.

Christian Schröder leitet die personellen Geschicke des Resorts seit 2017 und bringt eine Menge internationale Erfahrung mit. Er war unter anderem in Häusern in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten im Einsatz und ist nicht nur im Umgang mit internationalen Gästen erfahren, sondern auch mit multinationalen Belegschaften. Im Gespräch verrät er mir, dass im Resort zwischenzeitlich Mitarbeiter aus 16 verschiedenen Nationen beschäftigt sind.

Nach dem Praktikum ein Arbeitsvertrag

Das Schlosshotel Fleesensee engagiert sich aktiv als Regionalbotschafter im Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“. Ein Dankeschön des Netzwerkes für dieses Engagement hängt im Büro von Christian Schröder als Urkunde an der Wand. Alles beste Voraussetzungen für das Vorstellungs- und Bewerbungsgespräch, zu dem man sich Mitte Dezember 2018 hier am Fleesensee getroffen hat.

Und es war ein erfolgreiches Gespräch. Abdo Mohammed Mubarek hinterließ bei Christian Schröder einen guten Eindruck, und es wurde für Februar/März 2019 ein Praktikum im Schlosshotel vereinbart.

Nach Rücksprache mit dem Jobcenter wurde die Finanzierung für dieses Praktikum zugesagt, das Herr Mubarek absolvierte. In dieser Zeit durchlief er alle Bereiche des Hauses, angefangen in der Küche über den Service im Restaurant bis hin zu Empfang und Housekeeping.

Der gute Eindruck aus dem ersten Kontakt festigte sich, und Christian Schröder bot Herrn Mubarek nach dem Praktikum einen unbefristeten Arbeitsvertrag in Vollzeit als Servicekraft in der Schlosshotel Fleesensee GmbH an. Darüber hinaus erhielt Herr Mubarek eine Übergangswohnmöglichkeit vom neuen Arbeitgeber, da er derzeit noch in Neubrandenburg wohnt.

Seit 1.  April ist der 26-Jährige nun im Schlosshotel am Fleesensee tätig, fühlt sich wohl, hat Spaß an der Arbeit und am Umgang mit den Gästen und erwägt sogar, nach Ablauf der Probezeit von Neubrandenburg näher an seinen Arbeitsort zu ziehen.

Abdo Mohammed Mubarek hat es geschafft – Er hat nicht nur den Krieg in seinem Heimatland überlebt, sondern hier in Mecklenburg-Vorpommern durch das Zusammenspiel aller Partner und die Offenheit der Schlosshotel Fleesensee GmbH nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine neue Arbeit gefunden.

Seit dem Monat Mai ist er auch nicht mehr auf die finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd angewiesen, sondern hat sein Leben wieder komplett in der eigenen Hand.

Fotos: Jobcenter

Update: In der ersten Fassung unseres Beitrages stand, dass Herr Mubarek neun Jahre als Schneider gearbeitet hat. Das Jobcenter hat das jetzt korrigiert, richtig ist, dass er sechs Jahre als Schneider gearbeitet hat.


Eine Antwort zu “Vom Schneider in Damaskus zur Servicekraft am Fleesensee”

  1. meckerkopp sagt:

    Hallo, sehr positiv, was da gelungen ist.
    Mich stören nur die Tausende junge deutschen die zu Hause sitzen und „Arbeit suchend “ sind.
    Warum gelingt es nicht diese Leute dazu zu bringen aus ihrer Dämmerung aufzuwachen und etwas für ihren Lebensunterhalt zu tun, anstatt vom Staat und dem Geld zu leben, das hunderttausende fleißige Menschen in die Kassen eingezahlt haben ?
    Meckerkopp