Von lukrativen Grundstücken und ihren Geschichten
Noch wirkt das Grundstück alles andere als einladend. Aber mit ein bisschen Phantasie kann man sich schon vorstellen, dass auf dem so genannten Warensberg einmal junge Familien ihr Häuslein bauen – freier Blick ins Grüne, die Einkaufszentren fast nebenan. Doch der eventuelle Verkauf des Grundstückes am rechten Ortsausgang Warens in Richtung Rügeband und damit die mögliche Erschließung als Eigenheimstandort macht gegenwärtig alles andere als einen seriösen Eindruck.
Zum Hintergrund: Das Gelände sollte schon einmal als Eigenheimstandort erschlossen werden, doch die Immobiliengesellschaft, die seinerzeit große Töne spuckte, ging in die Insolvenz. Aus dieser Insolvenzmasse hat jetzt eine Gesellschaft, die eigens gegründete PTC Handels- und Verwaltungs GmbH, Grundstücke erworben. Um allerdings das gesamte Gebiet vermarkten zu können, braucht die neue GmbH weitere Grundstücke von der Stadt. Insgesamt rund 27 700 Quadratmeter – teil mit, teils ohne Altlasten.
Geschäftsführer dieser neuen Gesellschaft ist Norbert Griese, Unternehmensberater aus Rostock. Und auch wenn die meisten Müritzer mit diesem Namen jetzt vielleicht nicht gleich etwas anfangen können: Griese ist hier kein Unbekannter, hat vor vielen, vielen Jahren gemeinsam mit einem Partner die Diskothek „Manhattan“ in Warenshof betrieben – der Abgang war alles andere als rühmlich. Aber das nur am Rande.
Diese neu gegründete Gesellschaft will jetzt also fast 27 700 Quadratmeter Grundstück von der Stadt Waren am Ortsausgang in Richtung Gievitz erwerben, und Warens Stadtvertreter gaben im Februar hinter verschlossenen Türen auch schon ihr Okay, dem Investor das gewünschte Areal für 356 277 Euro zu verkaufen. In der Sitzung allerdings gab es laut Protokoll, das WsM vorliegt, die Nachfrage, ob es ein weiteres Kaufangebot gibt. Die Antwort am 11. Februar von Warens Bürgermeister Norbert Möller: NEIN.
„Wir sind Müritzer“ hat jetzt noch einmal nachgefragt: Gab es zur Sitzung der Stadtvertreter am 11. Februar 2015 ein zweites Kaufangebot? Dieses Mal die schriftliche Antwort derStadt: „Ja, es lag ein weiteres Angebot vor.“
Aha. Die Stadtvertreter haben also am 11. Februar 2015 über den Verkauf an die PTC GmbH beschlossen, weil sie davon ausgingen, dass es kein anderes Angebot gab, obwohl ein weiteres, viel höheres vorlag. Aber die Volksvertreter wussten ja davon nichts.
Auch das weitere Angebot kennt „Wir sind Müritzer“. Geboten hat ein einheimisches Unternehmen nach unseren Recherchen, nämlich 437 186 Euro, also gut 80 000 Euro mehr als das Unternehmen aus Rostock.
Doch die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. Denn der erste Bieter, der ja durch die Stadtvertreter eigentlich schon den Zuschlag erhalten hat, besserte plötzlich nach und will jetzt so ganz „freiwillig“, 437 500 Euro zahlen, also gut 300 Euro mehr als der bislang verschwiegene zweite Bieter.
Und genau diese Geschichte ist es, die jetzt einige Stadtvertreter mächtig aufregt. Da ist von Kungelei, Schieberei die Rede und davon, dass der erste Bieter Informationen aus der Stadtverwaltung erhalten hat, die er nie erhalten hätte dürfen. Wie sonst ist zu erklären, dass er plötzlich mehr bietet, als der andere Bewerber und so mal eben ganz freiwillig wesentlich mehr zahlen will als er muss?
Aber es kommt noch besser: Norbert Griese als Geschäftsführer der PTC, der das neue Angebot unterbreitet hat, setzt der Verwaltung in einem Schreiben, das WsM vorliegt, die Pistole auf die Brust und fordert einen ganz schnellen Verkauf, da man sich sonst komplett zurückziehe.
Und er bietet nicht einfach mal so etwas mehr Geld, sondern verlangt im Gegenzug, dass die Stadt für die Erteilung der Löschungsbewilligung auf ihre Forderungen von rund 34 00 Euro verzichtet.
Eine komplizierte Geschichte, die aber zeigt: Eigenheimgrundstücke in Waren lassen sich offenbar sehr gut vermarkten. Und deshalb fragen sich einige Stadtvertreter sicher nicht zu Unrecht: Warum schreibt die Stadt solche Grundstücke nicht aus, um den höchst mögichen Preis herauszuholen oder: Warum erschließt sie das Areal nicht selbst und verkauft die Grundstücke zum Selbstkostenpreis an junge Familien, damit sie sich hier ansiedeln oder hier bleiben?
Die Aussage der Stadt vom 11.02. ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft !